Bezos gegen Musk

Titelbild: © nuclear_lily – stock.adobe.com

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Über den Kampf der Tech-Giganten auf immer neuer Bühne

Raketen für das Ego?

Jeff Bezos, Gründer von Amazon (WKN: 906866), und Elon Musk, Chef von Tesla (WKN: A1CX3T), konkurrieren gut sichtbar miteinander. Die zwei Ausnahmeunternehmer streben ins All, sie schießen Raketen hinauf und wollen die Raumfahrt kommerzialisieren. Experten glauben, Musk hätte dabei die Nase vorn. Doch jetzt schlägt Bezos zurück: Amazon hat vor, eine ganze Flotte von Internetsatelliten ins All zu bringen. 83 Raketenstarts sind über einen Zeitraum von fünf Jahren geplant, um so in der Erdumlaufbahn einen satellitengestützten Breitbandservice aufzuziehen. Kuiper ist der Projektname. Kuiper ist Konkurrenz für Elon Musks Starlink-Satellitensystem. Die Amazon-Anleger sehen den neuen Konkurrenzkampf, und sie zögern. Ihnen gelingt es noch nicht einzuschätzen, ob Bezos das Projekt Kuiper zum Erfolg führen kann. Der Amazon-Kurs verharrt in einer Range um 3.200 USD.

Eine Milliarde Verlust

Jahrelang mussten Aktionäre der Deutschen Bank (WKN: 514000) tapfer sein, wenn sie auf den Kurszettel schauten: Bei Ihnen ging einfach nichts voran, während die US-Konkurrenz davonzog. Milde ausgedrückt. So erreichte die US-Großbank JP Morgan Chase (WKN: 850628) im Zeitraum von 2017 bis Ende letzten Jahres einen stattlichen Kursgewinn (vgl. Abb., rote Kurve), während die Deutsche Bank einen herben – und zwischenzeitlich sogar sehr herben – Kursverlust erlitt (vgl. Abb., blaue Kurve). Doch seit Jahresanfang hat sich das Verhältnis gedreht. JP Morgan verliert 15%, die Deutsche Bank haussiert. Beim Kursgewinn der Deutschen Bank mögen Zinsfantasien eine Rolle spielen, aber warum verliert die US-Vorzeigebank? Das Rätsel löste jetzt womöglich JP Morgans Oberbanker Jamie Dimon höchstselbst, als er bekannt gab, dass sich seine Bank im Russlandgeschäft außerordentlich exponiert habe und dort nun rund 1 Mrd. USD verlieren könnte.

Noch mehr unangenehme Wahrheiten

Jamie Dimon, der Chief Executive von JP Morgan, ließ sich noch weiter in die Karten schauen, und da der Mann einer der mächtigsten Banker der USA ist, werden Aktienbesitzer sehr aufmerksam. Dimon erwartet mit Blick auf die Beziehungen zwischen China und den USA, dass die Vereinigten Staaten künftig stärker mit „komplett freundlichen Alliierten” handeln und ihre Lieferketten entsprechend ausrichten werden. Die US-Notenbank Fed werde die Zinsen womöglich signifikant stärker anheben, als der Markt dies im Moment noch erwarte. Auch das sind alles andere als erfreuliche Nachrichten.

Rumpel-Kurse voraus

Dimons Zins-Äußerungen sind starker Tobak für Anleger. Zumal sich kurz danach Fed-Vorstandsmitglied Lael Brainard für eine entschlossene Straffung der Geldpolitik aussprach. Die Verringerung des Inflationsdruckes sei “vorrangig”. Sie erwarte „eine Serie“ von Zinserhöhungen. Die Fed scheint also ernst zu machen. An dieser Stelle hatten wir in früheren Ausgaben darauf hingewiesen, dass Fed-Chef Jerome Powell ein Fan des legendären Notenbankvorsitzenden Paul Volcker ist. Volcker stand vor einem ähnlichen Dilemma wie Powell heute: Die Inflation nimmt Fahrt auf, aber eine Zinserhöhung würde die Gefahr einer Rezession heraufbeschwören. Inflation oder Rezession? Volcker traf eine eindeutige Wahl. Er erhöhte die Zinsen und stabilisierte die Währung, die US-Wirtschaft stürzte in eine Rezession. Wird diesmal alles anders sein? Kann die Wirtschaft drastische Zinserhöhungen einfach wegstecken? Aktionäre sollten sich nicht darauf verlassen. Die nächsten Tage, Wochen und Monate dürfte es noch rumpelig werden an den Börsen.

Frankreich wählt

Unsicherheiten auch in Europa, und das nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine: Die Franzosen wählen einen neuen Präsidenten. Am kommenden Sonntag findet der erste Wahlgang statt. Amtsinhaber Macron ist zwar klarer Favorit, doch Marine Le Pen holt auf. Die Kurse französischer Aktien haben sich unter Macrons Regierung besser entwickelt als Papiere anderer europäischer Länder. Der französische CAC 40-Index gewann seit Mai 2017 rund +40% hinzu, der DAX gerade einmal + 12%. Der italienische Leitindex FTSE schaffte immerhin +34%. Zur Sicherung der Energieversorgung Frankreichs setzt Macron weiterhin auf die Kernkraft, will aber auch die Erneuerbaren Energien stärken. Neoen (WKN: A2N6LV) baut in Frankreich Wind- und Sonnenenergie-Anlagen. Die Aktie ist in den vergangenen Wochen gut gelaufen und hat weiteres Potential, erst recht bei einem Wahlsieg Macrons. Zudem mag und kann Frankreich Luxus: Die Aktionäre von LVMH (WKN: 853292), Gucci-Mutter Kering (WKN: 851223) und Hermès (WKN: 886670) konnten sich über Jahre an tollen Kursgewinnen erfreuen. Seit Jahresanfang kommen die Kurse allerdings zurück. Mittelfristig dürften sie allerdings von einem Wahlsieg Macrons profitieren. Mit dem Xtrackers CAC 40 ETF (WKN: DBX1AR) könnten Anleger auch einfach auf den französischen Leitindex setzen. Selbstverständlich sind auch Direktkäufe einzelner französischer Aktien über die Börse möglich. Dann muss man sich allerdings einmal jährlich mit einem Formular an die französischen Steuerbehörden wenden, falls man als deutscher Steuerzahler doppelt gezahlte Steuern zurückholen möchte. Das ist mühselig und kann zu überraschenden Gebühren führen.

Bester Börsenmonat

Anleger verschreckt derzeit das herumgereichte Stagflationsszenario. Sie ängstigen sich vor dem Ukraine-Krieg, vor Covid-Ausbrüchen in Shanghai, vor Jerome Powell und seiner Fed, etc. Zu früh aussteigen wollen sie andererseits aber auch nicht. Vielleicht hilft hier die Statistik weiter (vgl. Tabelle). So geht aus einer Researchstudie von LPL Financial hervor, dass der Börsenmonat April im Durchschnitt seit 2006 der beste Börsenmonat des Jahres ist, zumindest was den S&P500 Index angeht. Die derzeit verzagte Stimmung könnte auch schnell wieder drehen, falls einer der angesprochenen Sorgenfaktoren kleiner würde bzw. ganz wegfällt. Denn weltweit ist viel Geld im Markt, Geld für das Börsianer geradezu händeringend nach Anlagemöglichkeiten suchen.

Zu den Märkten

Der von uns erwartete Abpraller des DAX an der starken Widerstandszone im Bereich von 14.800 bis 15.000 Punkten hat sich in der Berichtswoche bestätigt. Tatsächlich ist die Nachrichtenlage derzeit auch nicht gerade so, dass die Märkte daraus viel Honig saugen könnten. Allerdings werden externe Impulse weiter dominant bleiben, wobei insbesondere Meldungen rund um den Ukraine-Krieg die Nachrichten bestimmen. Über die Sanktionsproblematik hatten wir an dieser Stelle zuletzt schon etwas ausführlicher berichtet. Viele Bürger scheinen sich Illusionen über die Wirkungsweise von Sanktionen hinzugeben. Tatsächlich wirken diese aber keineswegs nur auf den Delinquenten, der auf diese Weise zur Ordnung gerufen werden soll. Diesen Punkt sollte man im Hinterkopf behalten, wenn jetzt eine weitere Verschärfung in Richtung Energieembargo gegen Russland gefordert wird. Gerade die in Deutschland verbliebenen Teile der energieintensiven Industrie wären dann mit erheblichen Lasten und Schwierigkeiten konfrontiert, einen geordneten Produktionsbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Eine Situation, die für die europäischen Aktienmärkte und insbesondere für den DAX erhebliches Korrekturpotenzial eröffnen würde.

VTAD-Award 2022

Ein weiteres Mal dürfen wir ein wenig Werbung für den VTAD-Award 2022 machen. Wer weiß, vielleicht sind Sie es ja, der die Disziplin der Technischen Analyse mit einem neuen Indikator oder einem originellen Analyseansatz entscheidend bereichert? Zudem winken den Siegern Preisgelder von insgesamt 3.000 EUR. Zögern Sie also nicht, und fangen Sie am besten noch heute mit Ihrer Ausarbeitung an. Nähere Informationen finden Sie auf der Webseite des VTAD. Die Frist für die Einreichung der Arbeiten endet am 22. August 2022.

Ausverkauft

Die hier mehrfach beworbene Veranstaltung „Pieper & Friends“ am 9. April in Würzburg ist inzwischen restlos ausgebucht. Zwar gibt es eine Warteliste, aber allzu große Hoffnungen sollten Sie sich nicht mehr machen, noch eine der kostenlosen Karten zu ergattern. Die gute Nachricht: Wir sind vor Ort und werden im nächsten Smart Investor 5/2022 ausführlich über die Highlights berichten.

Invest 2022

Noch etwas mehr Zeit haben Sie für die diesjährige Invest 2022, die vom 20. bis 21. Mai in der Stuttgarter Messe stattfinden wird. Bei der Leitmesse für Finanzen und Geldanlage erwarten Sie wieder namhafte Aussteller aus dem In- und Ausland sowie spannende Präsentationen und Diskussionen mit den führenden Köpfen der Branche. Leser unseres Newsletters können sich ein kostenloses Ticket sichern. Gehen Sie hierzu bitte wie folgt vor:
1. Starten Sie die Registrierung auf https://messeticketservice.de
2. Klicken Sie dort auf die Kachel der Invest und anschließend auf die unterste Kachel „Aktionscode einlösen“
3. Geben Sie zunächst die Anzahl „1“ und danach den Aktionscode SmartInvestor ein. Bei Eingabe des richtigen Codes erscheint ein grüner Haken bei „Code prüfen“. Wählen Sie aus, ob Sie den kostenlosen Personennahverkehr nutzen möchten. Klicken Sie auf den Einkaufswagen/„In den Warenkorb legen“ und Ihre kostenlose Ticketbestellung wird angezeigt.
4. Klicken Sie auf „Zur Kasse“. Wählen Sie den gewünschten Tag aus und klicken Sie in das Feld „Tageskarte gegen Aktionscode“.
5. Klicken Sie erneut auf „Zur Kasse“ und geben Sie Ihre persönlichen Daten ein.
6. Klicken Sie auf „Zum Download“.
7. Freuen Sie sich auf die Messe.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir heute über die Entwicklung in unserem Aktien-Musterdepot und bei unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Die Erholungsbewegung an den Märkten scheint für das Erste ihr Ende gefunden zu haben. Der Wettstreit der Technologiegiganten ist dagegen weiter in vollem Gange.

Frank Sauerland, Ralph Malisch

Smart Investor 04/2022:

Titelstory: Russland und die Rohstoffe

Uraninvestments: Wie Phönix aus der (radioaktiven) Asche

Derivate: Trends, Strategien und steuerliche Änderungen

Stagflation: Wenn Stillstand noch teurer wird

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