Zurück in die Zukunft

Dirk Stöwer

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Kolumne

Gastbeitrag von Dirk Stöwer, Kontor Stöwer Asset Management GmbH

Willkommen in den 1970ern
Energiekrise, hohe Inflation und ein Hamburger SPD-Politiker als Kanzler? Das gab es bereits in den 1970er-Jahren. Vergleichbar ist dabei der Auslöser der aktuellen Energiekrise, knapp 50 Jahre nach den legen­dären autofreien Sonntagen von 1973. Damals drosselten die arabischen Ölländer die Fördermengen, u.a. aufgrund der Unterstützung Israels durch den Westen im Jom-Kippur-Krieg. Die Folge war ein Ölpreisanstieg von ca. 300%. Dass die Börsen und die Wirtschaft dadurch ­kräftig in die Knie gingen, war die logische ­Folge und dürfte in der augenblicklichen Situation gewisse Anhaltspunkte für die ­weitere Entwicklung geben.

Börsenblasen und Bärenmärkte
Aufgrund des Vietnamkriegs bewirkte die hohe Staatsverschuldung der USA in den 1960er-Jahren erhebliche Sorgen bei den Anlegern. Investoren konzentrierten sich auf Anlagen, die einen Kaufkraft­erhalt versprachen. Besonders beliebt ­waren die sogenannten Nifty-Fifty-Aktien – darunter versteht man die etablierten Gesellschaften mit vermeintlich unangreifbaren Geschäftsmodellen und glänzenden Wachs­tumsaussichten. Die Parallelen zur aktuellen Situation sind offensichtlich. Was seinerzeit für die Börsianer Polaroid, Avon oder Black & Decker galt, galt lange Zeit auch für die FAANG-Liga mit Facebook (jetzt Meta), Amazon, Apple, ­Netflix und Google (inzwischen Alphabet): steigende Kurse bis in alle Ewigkeit – doch leider nur, bis ein Bad Cop den Spielverderber spielt. Was damals die OPEC war, ist ­heute der russische Bär. Doch wem man letztendlich den Schwarzen Peter auch zuschiebt – Unschuldslämmer sind auf der „anderen Seite“ auch nicht zu vermuten, schon gar nicht an den Schalthebeln der west­lichen Zentralbanken. So sorgt der ewige Zyklus von Boom und Bust (und Infla­tion) immer wieder für eine Enteignung der Bevölkerung. Anders ausgedrückt: „Ober sticht Unter.“

Bild: © victoria chaikova – stock.adobe.com

Lektionen für die Zukunft
Die Wiederholung einer wirtschaftlichen Stagnationsphase, gepaart mit hohen Preissteigerungsraten, ist somit wahrscheinlich. Die Inflationsphase der 1970er-Jahre ­konnte erst durch eine brachiale Hochzinsphase beendet werden. Insofern dürften sich die Aussichten für Renteninvestoren in den nächsten Jahren durchaus aufhellen, und bereits jetzt gilt es, bei soliden Unternehmensanleihen genau hinzuschauen. Im Aktienbereich ist dagegen Geduld gefragt, wobei das passive Investieren in ETFs an Attraktivität verlieren sollte. Stock Picking bleibt dagegen angesagt, denn schwie­rige wirtschaftliche Zeiten bieten große Chancen für „Value Builder“, also Unternehmen, die aufgrund enormer Wett­bewerbsvorteile weiterhin Marktanteile zu gewinnen vermögen. Ein gutes Beispiel unter den Nifty-Fifty-Unternehmen war Walmart, die sich in den folgenden ­Jahren vervielfachte. Auch Merck & Co., Coca-Cola oder Philip Morris konnten später zweistellige Wertentwicklungen p.a. gene­rieren, sodass diese selbst zu Boomzeiten nicht zu teuer waren. Erfahrene Anleger sollten sich in den letzten Jahren längst auf inflationäre Zeiten eingestellt und ihre Vermögen entsprechend aufgestellt haben. Dazu gehören hochwertige Immobilien, physische Edelmetalle und Aktien von Unternehmen, die auch für schwierigste Zeiten gerüstet sind. Schönwetterinvestments dürften es dagegen schwer haben.

Dirk Stöwer ist Geschäftsführer der Kontor Stöwer Asset Management GmbH und Fondsmanager des NESTOR Europa (WKN: A2ALWN). Der Fonds gehörte 2021 mit einer Wertentwicklung von +36,1% zu den besten in Deutschland. Zudem zeichnet Stöwer für den KSAM Einkommen Aktiv Fonds (WKN: A113US) sowie den KSAM-Value² Fonds (WKN: A2QAX5) verantwortlich und betreut in der Vermögensverwaltung bundesweit vermö­gende Privatkunden.

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