Kolumne II
Gastbeitrag von Florian König, PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft werden die Kaufpreise für Immobilien nach zehn Jahren erstmals wieder sinken: Die Experten erwarten ein Minus von 10%. Ist der Immobilienboom also schon wieder vorbei? Aktionäre können die Sicherheit des Betongolds langfristig und deutlich unabhängiger von Mietentwick-lungen nutzen. Einige interessante Unternehmen können den Investorendepots den nötigen Immobilienkick verleihen.
Intakte Wachstumsstory
Dazu zählt Ryman Healthcare (WKN: 749279), ein Anbieter erstklassiger Pflegeheime in Neuseeland und Australien. Durch die COVID-19-Pandemie hat Ryman zunächst bei den Investoren an Sympathie eingebüßt. Als Betreiber von Ruhestandsimmobilien agiert das Unternehmen im Auge des Sturms. Sind diese Retirement Villages betroffen, kann es schwere Folgen haben. Als Value-Investor sehe ich hier eine Chance: Ryman Healthcare hat seine Einrichtungen frühzeitig geschlossen; lediglich Angehörigen und Besuchern mit wichtigen Anliegen wurde nach intensiver Überprüfung der Zutritt gewährt. Das hat dazu geführt, dass Ryman SARS-CoV-2 bis heute von seinen Senioreneinrichtungen fernhalten konnte. Ohne Zweifel wird die Krise kurzfristig auch Spuren in der Wachstumsstory hinterlassen. Der Wiederverkauf der Wohnungen kam während des Lock-downs praktisch zum Erliegen – doch langfristig wird es weiter bergauf gehen. Das kompetente Krisenmanagement hat das ohnehin gute Image des Unternehmens weiter vorangebracht. Die Nachfrage hat sich in den letzten Wochen ordentlich erholt. Bis Ende Dezember sollen fünf neue Seniorenwohnanlagen im australischen Bundesstaat Victoria eröffnet werden.
Buffett aus Südafrika
Auch die PSG Group (WKN: 904857) ist ein interessantes Investment aus Südafrika. Nicht zu Unrecht gilt sie als „die Berkshire Hathaway Südafrikas“. Unternehmensgründer Jannie Mouton hat sich an Warren Buffett orientiert. Mit Banken, Bildungseinrichtungen und Finanzdiensten hat PSG drei Kompetenzbereiche definiert. Insbesondere Curro und Evergreen sind interessante Beteiligungen. Der Privatschulbetreiber Curro leistet mit 59.967 Schülern in 177 Schulen einen wichtigen Beitrag für den wirtschaftlichen Fortschritt von Südafrika. Der Markt ist noch ausbaufähig und bietet reichlich Wachstumspotenzial. Ähnlich wie Ryman Healthcare hat sich Evergreen den Immobilien für Senioren verschrieben. Das Unternehmen zielt hier insbesondere auf die rasch wachsende Zahl von Rentnern mit mittlerem bis gehobenem Einkommen in Südafrika. Das Angebot reicht weit über das klassische Altersheim mit seiner krankenhausähnlichen Atmosphäre hinaus: Vielmehr verfolgt das Unternehmen einen auf Gastfreundschaft und Menschlichkeit basierenden Ansatz mit einem Ambiente im Resortstil. Bei Bedarf kann Evergreen mit einer Reihe von Pflegeangeboten auf die Herausforderungen des Alterns reagieren. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, in absehbarer Zeit 10.000 Wohnungen für Rentner in ganz Südafrika zur Verfügung zu stellen. Aus meiner Sicht ist dies eine absolut realistische Perspektive. Dank Curro und Evergreen ist die PSG Group genauso wie Ryman Healthcare eine interessante Beimischung im Depot. Deutsche Anleger machen sich mit diesen Unternehmen unabhängig von Risiken des heimischen Immobilienmarkts.
Zur Person
Florian König ist Fondsberater, Senior Analyst, Prokurist und Partner der PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH. Der Dipl.–Wirtschaftsingenieur studierte an der Friedrich–Alexander–Universität Erlangen–Nürnberg mit Schwerpunkt Maschinenbau. Er ist seit über einer Dekade als Value-Investor aktiv und hat am Manuskript von „Investieren statt sparen“ und „Weltsystemcrash“ von Prof. Dr. Max Otte mitgewirkt. Seit April 2015 ist König für das Team von Prof. Dr. Max Otte tätig; zu seinem Aufgabengebiet gehören Unternehmens–und Branchenanalysen. Seit September 2016 ist er als Fondsberater aktiv.