„Die Corona-Krise hat neue Ideen aufgebracht“

Thomas Bartling

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Interview

Smart Investor im Gespräch mit Thomas Bartling, CONCEPT Vermögens­management, über den Ansatz des Concept Aurelia Global und Techtitel aus der dritten Reihe

Smart Investor: Der Concept Aurelia Global setzt auf eine Kombination aus Tech und Gold. Warum ist diese Kombination sinnvoll?

Bartling: Nehmen Sie Microsoft – das Unter­nehmen startete 1983 seine Erfolgsstory Microsoft Word. Aus Konsumentensicht war das der Startschuss des digitalen Zeitalters und sozusagen der Beginn einer Überlegenheit von Technologieaktien durch Innovation und Fortschritt. Für den Anleger gab es dabei aber auch Phasen extre­mer Korrekturen, wie ab März 2000 nach dem Platzen der sogenannten ­Internetblase oder 2007/09 die Finanzkrise. Auf Gold war in diesen Phasen immer Verlass, darü­ber hinaus beim Brexit, in der Baisse im letzten Quartal 2018 oder jetzt in der ­Corona-Pandemie. Gold dient sozusagen als Naturhedge; es ist eine natürliche Absi­cherung gegen fallende Aktienmärkte mit langfristig eingebautem Schutz vor Kaufkraftverlust.

Smart Investor: In den letzten Monaten hatte der Concept Aurelia Global sowohl beim Edelmetall als auch bei den Techaktien Rückenwind. Nach einem starken Anstieg bewegen sich Gold und der NASDAQ-100 aktuell seitwärts. Wie sehen Sie die Perspektiven in beiden Segmenten?

Bartling: Die Konsolidierung war aus meiner Sicht überfällig. Gold war seinem 200-­ Tage-Durchschnitt Anfang Juli um mehr als 25% davongelaufen, der Nasdaq-100 seinem 200-Tage-Durchschnitt Ende ­August sogar mehr als 30%. Beide Bereiche ­­werden gestützt durch die Geldmengenausweitung der Notenbanken und vor allem durch das Nullzinsniveau, auf das Investoren sich für längere Zeit verlassen können. Der Nasdaq-­Anstieg kommt ja nicht von ungefähr; im zweiten Quartal 2020 lieferten viele Unter­nehmen weit über den Erwartungen ­liegende Zahlen, die die Relevanz der Geschäftsmodelle deutlich machten. Die Kurse folgten den Zahlen, und jetzt erwarten wir ­gespannt die anstehende Berichtssaison. Generell gilt, dass der Technologiezyklus schon ein gewisses Reifestadium erreicht hat, in dem Selektion noch wichtiger wird. Gold traue ich spätestens zum Jahres­wechsel ein zweites Anlaufen des neuen Allzeithochs von 2.078 USD/Unze zu.

Smart Investor: Nach welchen Kriterien wählen Sie die passenden Aktien für den Fonds aus? Welche Techaktien halten Sie aktuell für attraktiv?

Bartling: Ich folge zwei Leitbildern bei der Auswahl der Aktien. Ich suche den ­Treiber von Innovation und finde ihn bei Software­unternehmen. Das Geschäftsmodell, Software als Dienstleistung auf einer Plattform oder in einer Cloud zur Verfügung zu ­stellen, ist zudem sehr ertragreich und sorgt für planbare Cashflows. Darüber hinaus liebe ich organisches Umsatzwachstum. Es ist ein ganz einfaches, aber sicheres ­Signal, dass ein Unternehmen Marktanteile gewinnt, also für wachsende Nachfrage attrak­tive Produkte hat. Zu unseren Top-Five-Werten gehören seit vielen Jahren PayPal und salesforce. Beide wachsen im letzten Quartalsumsatz mit deutlich oberhalb von 20% zum Vorjahr. salesforce ist jüngst in den Dow-Jones-Index aufgerückt. Mein Augenmerk richtet sich aber zusehends auf Titel der dritten Reihe. Das Unternehmen MongoDB könnte aus meiner Sicht das seit drei Jahrzehnten bestehende Konzept der relationalen Datenbanken revolutionieren. Die Corona-Krise hat zudem neue Ideen aufgebracht. So habe ich jüngst in Chegg Inc investiert, ein kalifornisches Unter­nehmen für Bildungstechnologie.

Smart Investor: Einen kleinen Teil des Fondsvermögens investieren Sie auch in Konsumgütertitel. Welche Funktion hat der Sektor in der Portfolioallokation?

Bartling: Man sollte nicht vergessen, wie Amazon groß geworden ist: ein Konsum­unternehmen, das perfekt mit der Ein-Click-­Bestellung die Bedürfnisse der Kunden getroffen hat. Konsum ist ein großes ­Thema unserer Zeit und unserer Gesellschaft, wie auch immer man dazu stehen mag. Für mich sind es oftmals sehr klare, gut rechenbare Geschäftsmodelle, deren Zukunft sich deutlich im Umsatzwachstum zeigt. Konsumunternehmen machen ein Portfolio greifbar und vertraut. Auch potenzielle Fondskunden können etwas damit ­anfangen, wenn Aurelia in Zalando investiert. Erfolgreiche Konsumunternehmen verstehen es im digitalen Zeitalter, Software ­besonders intelligent und effizient einzusetzen.

Smart Investor: Wie managen Sie im Fonds zwischenzeitliche Drawdown-Risiken?

Bartling: Ich weiß um die Dynamik meiner im Concept Aurelia Global investierten Titel. Da der Fonds vermögensverwaltend und flexibel angetreten ist, möchten wir für unsere Anleger größere Abschwünge verhindern. Die Netto-Aktienquote, ­aktuell: 63%, atmet auch unter Einsatz von ­Futures zwischen 0% und 100%. Die Cashquote kann aus taktischen Gründen temporär schon mal 25% betragen. Dazu können wir immer auf den eingangs erläuterten Naturhedge vertrauen. Im zwölfjährigen Lebenszyklus des Fonds liegt der ­maximale Drawdown bei unter 20%.

Smart Investor: Herr Bartling, besten Dank für die interessanten Ausführungen!

Zur Person
Thomas Bartling, 56, studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Infor­matik an der Universität Bielefeld, um im ­Anschluss zunächst im Finanzmanagement von Bertels­mann zu arbeiten. Seit Auflage 2008 ist er Fondsma­nager des ­Publikumsfonds CONCEPT Aurelia Global (WKN: A0Q8A0). Bartling ist Geschäftsführer und Partner von CONCEPT Vermögensmanage­ment.

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