Kolumne
Gastbeitrag von Thomas Bartling
Die deutsche Firma SAP wurde 1972 in Walldorf gegründet und ist heute das größte Softwareunternehmen Europas. Sie errang in den 1980er- und 1990er-Jahren mit ihrer Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens weltweite Bedeutung und mischte gegen den Rivalen Oracle auch den nordamerikanischen Markt auf. Oracle-Manager Marc Benioff gründete im Jahr 1999 das US-Softwareunternehmen Salesforce.com, dessen Wachstumsstory seinerseits den Startschuss für das Cloud Computing gab. Salesforce wurde, vonseiten zahlreicher Investoren hierzulande fast unbemerkt, im August letzten Jahres in den Dow Jones 30 aufgenommen und verdrängte damit das älteste Indexmitglied, den Ölkonzern Exxon Mobil.
Salesforce hatte seinen Börsengang im Juni 2004 und der Chart (Abb. 1) des Aktienkurses erinnert an eine Exponentialfunktion. Der Kurs hat sich von 4,78 USD am 9.11.2004 auf 305,92 USD am 10.11.2021 gesteigert – er hat sich damit in 17 Jahren mit Faktor 64 entwickelt oder anders ausgedrückt sechsmal verdoppelt: 305,92 = 4,78 x 26.
Die Dimensionen der Wertveränderungen können im oberen, linearen Chart nur verzerrt wahrgenommen werden, da die Verdoppelung beispielsweise von 20 auf 40 die gleiche Dimension einnimmt wie der Schritt von 280 auf 300. Bei der Umstellung auf einen logarithmischen Chart (siehe Abb. 2) lässt sich erkennen, dass die Salesforce-Aktie über die 17 Jahre der Börsennotierung nahezu mit einer konstanten Wachstumsrate nach oben geht – ein faszinierendes Beispiel für eine starke Growth-Aktie. Jeder Prozess, der eine konstante Wachstumsrate aufweist, führt zu exponentiellem Anstieg.
Wenn der Kurs sich auch zukünftig entlang der linearen Wachstumsgeraden hangelt, wird die Salesforce-Aktie die nächste Kursverdoppelung (ca. 612 USD) in etwa 34 Monaten, also im September 2024 erreichen. Jedem Börsianer und Investor dürfte dabei jedoch bewusst sein, dass die Kursentwicklung unmittelbar mit dem Geschäftserfolg des Unternehmens korreliert. Im Geschäftsjahr 2022 (endet am 31.1.2022) wird Salesforce einen Umsatz von etwa 26.300 Mio. USD erreichen; dieser lag vor 17 Jahren noch bei 310 Mio. USD. Der Umsatz hat sich in dem betrachteten Zeitraum also um den Faktor 84 gesteigert – damit sogar noch etwas stärker als der Aktienkurs. Er folgt dabei ebenfalls einem exponentiellen Wachstum. Interessant ist im Falle Salesforce auch, dass die Ertragssituation zunächst über viele Jahre negativ war. Der Kapitalmarkt entwickelte jedoch früh das Vertrauen in ein langfristig profitables Unternehmen, ähnlich wie bei Amazon. Als ermutigendes Fazit stellt der Autor die These auf: Wer Unternehmen findet, die über viele Jahre ihr Geschäftsvolumen exponentiell entwickeln können, darf sich berechtigte Hoffnungen auf gleichermaßen steigende Börsenbewertungen machen.
Thomas Bartling, 58, studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Informatik an der Universität Bielefeld, um im Anschluss zunächst im IT- und Finanzmanagement von Bertelsmann zu arbeiten. Seit Auflage 2008 ist er verantwortlicher Fondsmanager des Publikumsfonds CONCEPT Aurelia Global. Bartling ist Geschäftsführer und Gesellschafter von CONCEPT Vermögensmanagement in Bielefeld.