„Die Fed hat sich in eine Ecke manövriert“

Thomas Hellener

ARTIKEL TEILEN

Facebook
Twitter
LinkedIn
Email

Interview

Smart Investor im Gespräch mit Thomas Hellener, SOLIT Fonds GmbH, über weiterhin negative Realzinsen, positive Aussichten für Edelmetallminen und Investments in Erdölquellen

Smart Investor: Gold hatte einen holprigen Start ins neue Jahr, der Markt erwar­tet in den USA eine Zinswende. Was bedeutet das für die Edelmetalle?
Hellener: 2021 hat uns gelehrt, dass Unsicherheit und wackelige Edelmetallpreise durchaus zusammenpassen. Der Edel­metallsektor blieb trotz gestiegener Inflationssorgen und des stark negativen Realzinses hinter den Erwartungen zurück. Es verwundert, dass nicht mehr Investoren die Folgen der Stagflation, die längst für jedermann sichtbar sein sollte, erkennen und sich entsprechend positionieren. Trotz historisch hoher Inflationsraten fällt der Goldpreis, nur weil die US-Notenbank das Szenario von bis zu vier Leitzinsan­hebungen in diesem Jahr und eine Reduzierung der Geldbasis an die Wand malt. Die Zinsen stiegen unlängst deutlich an, insbesondere wegen der hohen Inflationsrate. Die US-Notenbank weiß, dass zu hefti­ge zinsseitige Kollateralschäden auf ­Aktien unerwünschte und ­möglicherweise unkontrollierbar negative ­Vermögenseffekte auf Konsum und Investitionen nach sich ziehen können. Ein deutlich höheres Zinsniveau würde die fragile, überschuldete Weltwirtschaft nicht aushalten und in die Depression abrutschen lassen, weshalb die US-Notenbank eher früher als später von ihrem restriktiven Kurs abweichen und wieder mehr Geld drucken muss. Die Fed hat sich in eine Ecke manövriert, aus der sie nicht mehr herauskommt, ohne dabei eine starke Rezession auszulösen. Die Zinsen werden in unseren Augen auch 2022 unter 1% und die Realzinsen damit weiterhin deutlich im negativen Bereich verbleiben. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr bullish für Edelmetalle und erwarten im Laufe des Jahres 2.000 USD für die Feinunze Gold.

Smart Investor: Minenaktien machen mit 26% einen signifikanten Teil des Portfolios aus. Wie stellt sich die ­Si­tuation mit Blick auf Bewertung und Bilanzen in den Unternehmen dar?
Hellener: Die Goldminen hatten noch nie bes­sere Fundamentaldaten als aktuell. Sie verdienen bei einem Goldpreis von 1.800 USD je Unze teilweise eine Marge von 800 bis 900 USD und werden auch in diesem Jahr in der Lage sein, ihre Dividenden oder Aktien­rückkaufprogramme auszuweiten. Obwohl die gut gemanagten Gold- und Silberproduzenten hohe Gewinne erwirtschaften, fristen sie an der Börse zurzeit noch ein Schattendasein. Die jüngste Entwicklung gleicht in vielerlei Hinsicht dem Geschehen der Jahre 2015/16. Damals schoss der Minenindex anschließend in nur sieben Monaten um 195% nach oben. Eine vergleichbare Entwicklung erwarte ich auch jetzt wieder. Gerade weil die Korrektur bei Gold, Silber und den Minenaktien seit Mitte 2020 deutlich länger ­gedauert hat, als viele ursprünglich erwartet haben, bin ich jetzt so optimistisch – denn dadurch wurde die Feder viel ­stärker gespannt, als das nach einer typischen Korrektur von nur drei bis sechs Monaten der Fall gewesen wäre.

Smart Investor: Wie ist der SOLIT Werte­fonds aktuell positioniert?
Hellener: Der Fonds investiert aktuell zu 27% in physisches Gold, zu 9% in Silber und Platin und zu 28% in Minenaktien. Um Platz für die vielversprechenden Minenaktien zu machen und den aktuell sehr volatilen Kryptomarkt auszusetzen, wurden die letzten Bitcoinpositionen Anfang Dezember 2021 mit Gewinnen verkauft. Mittel- bis langfristig gehen wir weiterhin von deutlich höheren Preisen in diesem Segment aus, nutzen aber kurzfristige Trendbrüche, die sich aus charttechni­scher Sicht ergeben, um Aufstockungen oder Reduzierungen von Positionen vorzunehmen. Die Quote der klassischen ­Aktien haben wir bereits Ende des letzten Jahres reduziert und deutlich defensiver aufgestellt. Technologieaktien wurden zuguns­ten defensiver Branchen wie z.B. Basiskonsum oder Versorger verkauft. ­Eine wöchentliche Übersicht über die vollständige Portfoliostruktur des Solit Wertefonds kann unter www.solit-fonds.de eingesehen werden.

Smart Investor: Wie sinnvoll ist eine Cashquote von aktuell 19% in einem Portfolio, das auf Sachwerte ausgerichtet ist?
Hellener: Die strategische Cashquote ­haben wir im Laufe des letzten Quartals und zu Be­ginn des Jahres deutlich erhöht. Ziel unseres vermögensverwaltenden Sachwertkonzepts ist u.a., zwischenzeitliche Kursverluste so gering wie möglich zu halten. Unser Vermö­gensverwalter, die Plutos AG, welcher von uns mit der Verwaltung des Solit ­Wertefonds mandatiert wurde, agiert in diesen außerge­wöhnlichen Zeiten mit der gebotenen Vorsicht zum Wohle unserer Investoren. Die er­höhte Cashquote ermöglicht eine antizyk­lische Vorgehensweise und den Aufbau von Aktienpositionen nach einer Korrektur.

Smart Investor: Vom Hoch im November erlitt der Fonds einen Rücksetzer. Was waren die Ursachen?
Hellener: Die weltweiten Aktienmärkte konnten ihren Aufschwung bis in den ­November fortführen. Danach setzten Gewinn­mitnahmen ein und die Märkte gaben nach. Unser Fokus auf Uranwerte sowie Aktien, die an der Entwicklung von Kryptowährungen partizipieren, in Verbindung mit einer starken Gewich­tung in Silberminen, hatte in Phasen der ultralockeren Geldpolitik nicht den ­gewünschten positiven Effekt. Börsen ­ohne Kursschwankungen gibt es nicht, schließlich ergeben sich aus ihnen, ähnlich wie im letzten Jahr, wieder günsti­ge Einstiegsmöglichkeiten. Rekordtiefe ­Zinsen und ein mehr als ausreichendes Geldmengenwachstum dürften den Ak­tienmärkten auf lange Sicht wieder gute Unterstützung bieten. Ausreichende Liquidität, Aktien mit defensivem Cha­rakter sowie Minenwerte aus den Bereichen Gold, Silber, Uran und Metalle wie Kupfer, Aluminium, Zink, Nickel als Schutz vor weiter ansteigenden Inflationsraten sollten in diesem Umfeld unserer mittelfristig vorsichtigen Markteinschätzung Rechnung tragen.

Smart Investor: Der Fonds kann auch in Real Assets wie Wald, Ackerland und Diamanten investieren. Existieren in diesen Segmenten schon konkrete Umset­zungspläne?
Hellener: Im Rahmen unserer Quote für Real Assets haben wir jüngst in bereits produzie­rende Erdölquellen in Franklin County im östlichen Teil von Kansas ­investiert. Inflationsinduziert erwarten wir einen Rohölpreis auf dauerhaft ho­hem Niveau. Bis vor Kurzem hielten die Ölproduzenten das Methangas in den Ölfel­dern für eine Gefahr für den Be­trieb und leiteten es in der Erdoberfläche ab oder verbrannten es, ohne zu wissen, dass dieser unterirdische Gasdruck die Ölförde­­rung erst ermöglicht. Aufgrund des reduzierten unterirdischen Drucks ging die Ölproduktion zurück. Der Druck in den Ölfeldern kann durch die unterir­­dische Injektion von CO2 oder Stickstoff erhöht bzw. gehalten werden. Solange der Ölpreis nicht unter 30 USD je Barrel fällt, erwarten wir einen Ertrag von mehr als 12% p.a. bzw. deutlich mehr bei einem Ölpreis auf aktuellem Niveau. Die Umsetzung der Anlage in Diamanten mit dem Solit Wertefonds haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen.

Smart Investor: Herr Hellener, vielen Dank für die interessanten Ausfüh­rungen.

Thomas Hellener ist seit 2016 Geschäftsführer der unabhängigen Investmentboutique SOLIT Fonds GmbH. Der SOLIT Wertefonds (WKN: A2AQ95) wird von externen Fondsmanagern ­geführt, die über eine langjährige Expertise in ihren jeweiligen Schwerpunktbereichen verfügen, wie z.B. Thomas Käsdorf und ­Stefan Wolpert von der Plutos Vermögensverwaltung AG. Hellener ist Ansprechpartner für Vermögensverwalter und Vertriebs­organisationen. Weitere Informationen ­unter: www.solit-fonds.de

UNSERE EMPFEHLUNGEN