„Erhebliches Risiko eines starken Uranpreisanstiegs“

Tobias Tretter

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Interview

Smart Investor im Gespräch mit Tobias Tretter, Commodity Capital AG, über Engpässe bei Uran und den Goldpreis am Beginn eines neuen Zinszyklus

Smart Investor: Herr Tretter, welche Auswirkungen hat die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine auf den Rohstoffsektor?
Tretter: In erster Linie wird der Krieg zu einer deutlich ansteigenden Volatilität im gesamten Rohstoffsektor führen. Die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen werden allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. Gold wird als sicherer Hafen kurzfris­tig profitieren, mittelfristig sollte der Krieg allerdings keine starken Auswirkungen auf den Goldpreis haben. Hier spielen die nega­tiven realen Zinsen und die weiterhin bestehende Inflationsproblematik, die noch immer unterschätzt wird, die ­entscheidende Rolle. Ähnlich sieht es auch beim Ölpreis aus, der sich in den kommenden ­Monaten wieder beruhigen sollte. Mittel- bis langfristig sehen wir allerdings erhebliche Auswirkungen und Preissteigerungen auf die Getreidepreise, Uran oder auch Nickel.

Smart Investor: Welche Rohstoffe sind in besonderer Weise betroffen?
Tretter: Dies wird in erster Linie von den Sanktionen abhängen und inwieweit ­diese auch nach dem Ende des Krieges bestehen bleiben werden. ­Grundsätzlich sehen wir ein erhebliches Risiko, dass der Uranpreis enorm nach oben gehen ­könnte, denn Russland produziert und exportiert nicht nur eigenes Uran, sondern auch ­einen Großteil des Urans aus Kasachstan – dem größten Produzenten weltweit. In Russland wird es auch für die Verwendung in westlichen Atomreaktoren angereichert. Selbst wenn das Uran direkt aus Kasachstan nach Frankreich etc. geliefert werden könnte, dürfte es zumindest mittelfristig zu Kapazi­tätsengpässen kommen, da es aktuell ­keine ausreichenden Kapazitäten zur Urananreicherung außerhalb von Russland gibt*. Inwieweit die Getreidepreise und hier insbesondere der Weizenpreis mittelfristig betroffen sein werden, hängt davon ab, wie schnell der Krieg beendet wird. Es besteht durchaus das Risiko, dass ein Großteil der diesjährigen Produktion dem Krieg zum Opfer fällt und die aktuellen Preissteigerungen erst der Anfang weiter steigender Preise sind. Nickel ist ein Rohstoff, der sich aufgrund der stark steigenden Nachfrage für Lithiumbatterien bereits in einer kritischen Nachfrage-Angebots-Situation befindet. Ein Ausfall Russlands dürfte hier für eine weitere Verknappung sorgen.

*) Einen eigenen Artikel zu Uran finden Sie auf S. 20.

Smart Investor: Welche Rohstoffe sind mittel- bis langfristig aus Anlegersicht besonders interessant?
Tretter: Wir erwarten eine positive Entwicklung über den gesamten Rohstoffsektor hinweg und sehen bei fast allen Rohstoffen das gleiche Muster. Das Angebot wird in den kommenden Jahren zurückgehen, die Nachfrage steigt allerdings weiterhin kontinuierlich an und die Lagerbestände sind seit Jahren rückläufig. Zusätzlich sehen wir aufgrund der E-Mobilität und des Ausbaus regenerativer Energien zusätzliche Nachfrage, welche in unseren Augen zu massiven Lieferschwierigkeiten führen wird. Die am stärksten betrof­fenen Metalle und damit auch die für uns interessantesten sind hierbei: Lithium, ­Kupfer, Seltene Erden, Silber und Uran. Auch der Goldpreis besitzt erhebliches Poten­zial und der Beginn eines neuen Zinszyklus war historisch gesehen stets ein günstiger Einstiegszeitpunkt.

Smart Investor: Herr Tretter, vielen Dank für die interessanten Ausführungen.

Als geschäftsführender Gesellschafter leitet Tobias Tretter die Commodity Capital AG seit ihrer Gründung 2009. Er fungiert dort als Portfoliomanager sowie als CIO und ist für die Investmententscheidungen der folgenden Fonds verantwortlich: Commodity Capital Global Mining Fonds (WKN A0YDDD), Structured Solutions Next Gene­ration Resources Fund (WKN: HAFX4V) sowie Structured Solutions ­Resource Income Fund (WKN: A2AT4F). Tretter erhielt seinen Prädikatsabschluss an der Universität Bayreuth mit einer Diplom­arbeit über die Lebenszyklusanalyse von Rohstoffunternehmen. Seine Karriere begann Tretter bei der Credit Suisse Asset ­Management und setzte seine Erfahrung dann bei der Beratung des DJE Gold und Resourcen sowie der Stabilitas mit ein. 2017, 2018 und 2022 erhielt Tretter den Lipper Fund Award für den „besten Rohstofffonds Europas“ sowie weiter namhafte Auszeichnungen wie beispielsweise den Mountainview Award (2021 und 2022).

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