Infrastruktur- und Growth-Fonds

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Inside

Rückenwind und Gegenwind im Krisenumfeld

Aktieninvestoren suchen in der aktuellen Gemengelage aus Inflation, Zinserhöhungen und unsicheren Gewinnaussichten der Unternehmen vergleichsweise sichere Häfen. Fündig werden sie u.a. im Basisinfrastruktur­sektor. Hohe Preissetzungsmacht, relativ stabile Zahlungsströme, Wachstumspoten­zial und eine größere Konjunkturunabhän­gigkeit als der breite Markt sorgen in ­diesem Segment derzeit für Investoreninteresse. Der BANTLEON Select Infrastructure (WKN: A2PH94; +10,4% in drei Jahren) konzentriert sich auf die ­Basisinfrastruktur mit Fokus auf Europa. Einen detaillierten Blick in die Funktionsweise des Fonds erhalten Sie in der Fondsanalyse auf S. 34. Während bestimmte ­Infrastruktursegmente vergleichsweise widerstandsfähig gegen die aktuellen Marktturbulenzen sind, leiden die Growth-Titel. Besonders steigende Zinsen erweisen sich als Gift, weil sie die Finan­zierung verteuern. Allerdings bieten sich bei zu Unrecht unter die Räder gekommenen Qualitätstiteln auch gute Kaufgelegen­heiten. Der Prévoir Gestion Actions (WKN: A1T7ND; +24,7% in drei ­Jahren) ist kein klassischer Growth-Fonds. Zwar wird auch auf Wachstumsperspektiven geach­tet, allerdings müssen die Titel noch zusätzliche Kriterien erfüllen. Auf S. 36 lesen Sie ein Interview mit Louis Puga, der den Fonds von Armin Zinser übernommen hat, über die Charak­teristika des Portfolios.

Globaler Fokus
Der von Manoj Patel gemanagte, milliarden­schwere DWS Invest Global Infrastructure (WKN: DWS0Q2; +28,1% in drei Jahren) investiert breit gestreut in Transport, Energie, Wasser und ­Kommunikation. Aktuell ist das Segment der Lieferung und Lagerung von Erdöl/Erdgas am stärksten vertreten. Dazu zählt beispielsweise der kanadische Pipelinebetreiber Enbridge (­siehe auch Artikel zu Infrastruktur auf S. 12). Ebenfalls stark gewichtet sind zwei spezialisierte REITs, die Mobilfunksende­mastenbetreiber Crown Castle und Ameri­can Tower. Mit knapp 68% liegt ein regio­naler Schwertpunkt auf Nordamerika (USA und Kanada). Im Juni wurde das Engagement in Infrastrukturaktien aus Asien ohne Japan erhöht, die aus Sicht des Fondsmanagers von einer Aufhebung der COVID-19-Lockdowns in China profitieren sollten.

Schwellenländerinfrastruktur
Während es in den entwickelten Volkswirt­schaften vorrangig um Erneuerung und nachhaltige Ausrichtung der ­Infrastruktur geht, bestehen in Schwellenländern u.a. durch Bevölkerungszuwachs, vermehrten Wohlstand und Urbanisierung weitere Schwerpunkte. Der iShares Emerging Mar­ket Infrastructure ETF (WKN: A0NECV; -14,8% in drei Jahren) investiert ausschließlich in Schwellenländern. Basiswert ist der S&P Emerging Markets Infrastructure ­Index. Mit 49,5% ist China am stärksten vertreten, mit deutlichem Abstand gefolgt von Brasilien (19%) und Mexiko (14%). Die stark unterdurchschnittliche Performance zeigt, wie unterschiedlich sich Infra­strukturaktien je nach Geschäftsbereich und Region entwickeln können. Der am höchsten gewichtete Titel ist Airports of Thai­land, ein Unternehmen, das durch die Corona-Krise deutliche Umsatzeinbrüche erlitt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von im Schnitt 10,9 ist der Infrastruktur­aktienkorb aber vergleichsweise günstig bewertet.

Nachhaltige Transformation
Der im Mai 2020 aufgelegte KBI Global Sustainable Infrastructure Fund (WKN: A2P220; +52,2% seit Auflegung) konzentriert sich auf das Segment nachhaltiger Infrastruktur, das u.a. von politischen Zielsetzungen profitiert. Fondsmanager Colm O’Connor investiert beispielsweise in Wasserinfrastruktur, saubere Energie, aber auch in nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung. Das Portfolio umfasst 30 bis 60 ­Titel (aktuell u.a. die Versorger NextEra ­Energy, Iberdrola und Enel), der Schwellenländeran­teil liegt bei maximal 20%. Beim Stock Picking wird auch auf die Dividendenrendite geachtet, angestrebt werden 3,5% bis 4,5%.

Geldregen durch Fiskalprogramme
Der von Werner Richli gelenkte CS (Lux) Infrastructure Equity Fund (WKN: A2H66S; +32,0% in drei Jahren) ­investiert in Infrastrukturtitel unterschiedlicher Markt­kapitalisierung. Der Experte sieht vor ­allem vor dem Hintergrund aufgelegter ­staatlicher Fiskalprogramme Rückenwind für den Sektor. Laut Global Investments Hub ­haben die G20-Staaten zwischen Februar 2020 und August 2021 Infrastrukturprogramme in Höhe von über 3,2 Bio. USD angekündigt, was 4,6% ihres BIP entspricht. Der Fokus der ge­planten Investitionen liegt auf Transport, Kommunikation, Versor­gung und der ­grünen Energiewende. Unter den Top-Holdings finden sich der US-Energie­konzern Cheniere Energy, Crown Castle und der deutsche Versorger RWE.

Im Land der aufgehenden Sonne
Die französische Fondsboutique Comgest investiert seit über 30 Jahren nach einem bewährten Quality-Growth-Ansatz in unterschiedlichen Regionen. Der Comgest Growth Japan (WKN: A2AQBB; +6,2% in drei Jahren) wird von Chantana Ward und Richard Kaye gemanagt. Zu ihren Quality-Growth-Kriterien zählen beispielsweise eine hohe Preissetzungsmacht, Markt­führerschaft in einer Nische, dauerhaftes Wachstumspotenzial, starke Kundenbindung und Transparenz des Managements. Die strengen Auswahlkriterien haben ein konzentriertes Portfolio zur Folge, ­aktuell sind es 44 Titel. Zu den Top-Positionen zählen der Elektronikkonzern Sony Group und das Robotikunternehmen FANUC. Trotz der aktuellen Schwäche gelang dem Fonds seit Auflegung im Herbst 2016 mit einem Ertrag von 5,3% p.a. gegenüber dem japanischen Leitindex Topix Net Return (3,4% p.a.) eine deutliche Outperformance (Stand: 30.6.). Der Fonds befindet sich auch in unserem Musterdepot.

Wachstumsfirmen in Europa
Der Deka STOXX Europe Strong Growth 20 ETF (WKN: ETFL03; +13,8% in drei Jahren) bildet die Kursentwicklung des STOXX Europe Strong Growth 20 Index ab. Bei der Auswahl werden unterschiedliche Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Gewinnwachstum berücksichtigt. Im ETF mit 20 wachstumsstarken Aktien aus Euro­pa steht Deutschland regional mit 19,6% an erster Stelle. Unter den ­Sektoren dominieren Healthcare (22,8%) und Nicht-Basiskonsumgüter (16,7%). Zu den Top-Werten zählen der spanische Solartechnik­anbieter SOLARIA ENERGÍA Y MEDIO AMBIENTE, der britische Finanzdienstleister Sanne Group und der niederländische Experte für intelligente Stromnetze Alfen.

Growth-Experten mit Tradition
Der Seilern World Growth (WKN: A0RFK8; +41,6% in drei Jahren) kommt aus dem Hause der Londoner Seilern Invest­ment Management. Wer aufgrund des Namens kontinentaleuropäische Wurzeln vermutet, geht nicht fehl: Das Unternehmen wurde 1989 von Peter Seilern-Aspang gegrün­det, einem Nachfahren des alten österreichischen Adelsgeschlechts der ­Grafen von Seilern und Aspang. Im ­Fokus des Growth-Ansatzes stehen skalierbare Geschäftsmodelle, dauerhafte Wettbewerbsvorteile und starkes organisches Wachstum. Ein Schwerpunkt des Port­folios liegt aktuell auf IT-Unternehmen (40,1%) und Healthcaretiteln (30,2%), regio­nal sind die USA mit 70,1% stark vertre­ten. Seit 2009 hat der Fonds jedes Ka­lenderjahr im positiven Terrain abgeschlossen, aktuell liegt er seit Jahresbeginn mit 17,2% im Minus. Die US-Titel Alphabet, Mastercard und Microsoft sind aktuell am stärksten im Portfolio vertreten.

Wachstumsregion Asien
Asien gilt als Wachstumsregion und ­damit ein attraktives Umfeld für Growth-­Aktien, auch wenn die Corona-Krise hier ebenso ­ihre Spuren hinterlassen hat. Das ­Portfolio des JPM Asia Growth (WKN: A0DNC7; +17,6% in drei Jahren für Euroanleger) wird seit Mai 2015 von Joanna Kwok und Mark Davids mit einem Quality-Growth-Ansatz gelenkt. Die Unternehmen des Fonds profitieren u.a. von Megatrends wie ­neuen Konsumgewohnheiten und einer höheren Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. Zu den Top-Titeln zählen Taiwan Semicon­ductor, der chinesische Internetkonzern Ten­cent und der in Hongkong beheimatete Finanzdienstleister AIA. Regional dominiert China mit 34% im Fonds.

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