Ein Traum für Antizykliker

Tobias Tretter

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Kolumne

Gastbeitrag von Tobias Tretter, Commodity Capital AG

Die aktuelle Situation ist aus unserer Sicht für Edelmetalle bzw. Rohstoffaktien eine einmalige Kaufgelegenheit. Warum? Weil sich am übergeordneten langfristigen Bild und den positiven Aussichten für Roh­stoffe und Rohstoffminen nichts geändert hat, Gold und insbesondere die Aktien aller­dings zu deutlich niedrigeren Preisen gekauft werden können, als wir es uns hätten vorstellen können.

Bewährter Inflationsschutz
Gold erweist sich seit Tausenden von ­Jahren als Inflationsschutz, und auch wenn die Performance des Edelmetalls in diesem Jahr bislang eher enttäuscht, so kann sich dies schnell wieder ändern. Ursächlich für die durchwachsene Performance ist zum einen der sehr starke US-Dollar und zum anderen die extrem „hawkishe“ Notenbankpolitik der Fed. Diese hat ein ­Szenario zu verantworten, in dem die Marktteilneh­mer daran glauben, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die ­Inflation zu bekämpfen. Häufig wird der Vergleich zur Ära des früheren Fed-Chefs Paul Volcker gezogen, als die Zinsen von 11% auf über 20% angestiegen sind. Wir sehen dies als sehr unwahrscheinlich an, da die Zinsen aktuell prozentual bereits deutlich stärker angehoben worden sind als zu Volckers Zeiten und Staaten, Unternehmen wie auch Privathaushalte jetzt deutlich höher verschuldet sind.

Illusion der Kontrolle
Die wirtschaftliche Lage mit Blick auf ­eine globale Rezession und die Schuldensituation wird den Notenbanken gar ­keine andere Möglichkeit lassen, als die Zinsen nicht weiter anzuheben oder mittelfristig wieder leicht zu senken. Der Zeitpunkt, an dem Investoren klar werden wird, dass Edelmetalle eben doch ein guter Infla­tions­schutz sind und die Notenbanken die Illu­sion der Kontrolle der Inflation nicht ­weiter aufrechterhalten können, dürfte ­eine einmalige Gelegenheit für Edelmetalle dar­stellen. Bei Betrachtung der Entwicklung von Gold in diesem Jahr in den jeweiligen Währungen zeigen sich Unterschiede. Obwohl der Goldpreis in US-Dollar um 7% gefallen ist, ist er sowohl im Euro als auch z.B. im Australischen Dollar um jeweils 6% gestiegen. Während der Goldpreis und damit auch die Umsätze für die Produzenten gestiegen sind, gingen die Kurse der Goldminen beispielsweise in Australien in diesem Jahr bislang um über 28% zurück – eine enorme Diskrepanz, die sich nicht ­allein durch gestiegene ­Produktionskosten erklären lässt. Diese sind im Branchenschnitt in etwa um 10% angestiegen. Aller­dings ist der größte Kostenblock hier nicht die Energie, sondern der Personalaufwand. Deutlich gestiegen sind zudem die Anfangskosten für neue Minen, die die Produktion in den kommenden Jahren aufnehmen wollen. Dies wird wohl den einen oder anderen Produktionsstart nach ­hinten verschieben und das Angebot weiterhin negativ beeinflussen.

Gedrückte Stimmung
Ein positiver Punkt für antizyklische ­Investoren ist die aktuelle Stimmung im Goldminenbereich. Im September fanden die beiden wichtigsten Messen inner­halb des Sektors statt. Hätte ein Gold­preis von 1.700 USD je Unze vor weni­gen Jahren noch für wahre Euphorie ­gesorgt, so gab es diesmal zahlreiche ­unzufriedene Stimmen. Trotz der aus­gezeichneten Quartalszahlen waren viele Vorstände der Minengesellschaften eher bedrückt. Grund hierfür waren in erster Linie die Kursverluste trotz hervor­ragender Ergebnisse, die vom Markt und den Investoren in keiner Weise honoriert wurden.

Als geschäftsführender Gesellschafter leitet Tobias Tretter die Commodity Capital AG seit ihrer Gründung 2009. Er fungiert dort als Portfoliomanager sowie als CIO und ist für die Investmententscheidungen der folgenden Fonds verantwortlich: Commodity Capital Global Mining Fonds (WKN: A0YDDD), Structured Solutions Next Gene­ration Resources Fund (WKN: HAFX4V) sowie Structured Solutions ­Resource Income Fund (WKN: A2AT4F). Tretter erhielt seinen Prädikatsabschluss an der Universität Bayreuth mit einer Diplom­arbeit über die Lebenszyklusanalyse von Rohstoffunternehmen. Seine Karriere begann Tretter bei der Credit Suisse Asset ­Management und setzte seine Erfahrung dann bei der Beratung des DJE Gold und Ressourcen sowie der Stabilitas mit ein. 2017, 2018 und 2022 erhielt Tretter den Lipper Fund Award für den „besten Rohstofffonds Europas“ sowie weitere ­namhafte Auszeichnungen, beispielsweise den Mountainview Award (2021 und 2022).

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