Geduld beim Vermögensschutz

Thomas Bartling

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Kolumne

Gastbeitrag von Thomas Bartling, CONCEPT Vermögensmanagement

In Deutschland erreicht die Inflation im September die zuvor nie vorstellbare 10%-Marke im Vorjahresvergleich, in den USA liegen die Zahlen etwas darunter. Nach jahrzehntelanger Niedrigzinspolitik wurde diese Entwicklung von den Notenbanken weltweit zunächst unterschätzt, um sie jetzt in Person des US-Notenbankchefs Jerome Powell mit aggressiven Zinserhöhungen in sehr kurzer Zeit und deutlicher Straffung der Geldpolitik (Anleihen­verkäufe) wieder einzufangen.

Dramatische Einbrüche
Wie ist es nun möglich, in Zeiten hoher Inflation sein Vermögen zu schützen? Vereinfachend wird es häufig auf die Formel gebracht, dass Sachwerte wie Immobilien, Unternehmensbeteiligungen (Aktien) und Gold vor der Geldentwertung schützen. Die Mechanismen, die dieser Überlegung zugrunde liegen, basieren auf der Tatsache, dass mit Immobilien (höhere Mieten) und Aktien (Unternehmen erhöhen ­Preise) sehr zeitnah Preisanpassungen durchgeführt werden können, die die Substanz erhal­ten und langfristigen Bestand sichern. Die in Rekordgeschwindigkeit angehobenen Zinsen haben im bisherigen Jahresverlauf jedoch zu einem dramatischen Einbruch bei Aktien, Anleihen und Edelmetal­len geführt. So hat der NASDAQ 100 in diesem Jahr bis 14.10. einen Verlust von 34,5% eingefahren, der Euro hat gegenüber dem US-Dollar 14,2% verloren.

Deutlicher Kaufkraftverlust
Die Verluste treffen in besonderer Weise US-Anleger, da diese direkt nicht vom starken Greenback profitieren. Untersuchungen haben ergeben, dass ca. ein ­Viertel aller DAX-Aktien von US-Investoren bzw. Investmentgesellschaften (BlackRock, Vanguard) gehalten wird. Durch den schwachen Euro hat sich der DollarDAX (DAX in US-Dollar gerechnet) für US-Investoren mit einem Minus von 32,8% seit Jahresbeginn auf 12.088,31 Punkte immens verbilligt. Die Abbildung zeigt das ver­einfachte Depot eines aktienorientierten US-Anlegers, der auf ein aufgelaufenes Depotminus bis zum 14.10. von 24% blickt, obschon er 20% Gold und Cash hält. Unter Berücksichtigung des Infla­tionseffekts hat er in seinem liquiden Vermö­gen bisher 2022 einen Kaufkraftverlust von 30% erlitten.

Wo bleibt der Schutz?
Anleger werden sich fragen, wann endlich die Schutzfunktion ihrer liquiden Sachwert­anlagen greift. Die Antwort muss ­eindeutig die Zeitachse berücksichtigen. Während im Nullzinsumfeld Aktien generell gesucht waren und nach der Corona-Depression die hohe Notenbankliquidität zu Übertreibungen führte, ist der Preisschock nun schmerzhaft und führt zu ­Übertreibungen in die andere Richtung. Langfristig wird sich jedoch Inflationsschutz einstellen, spätestens wenn Konsumenten darauf vertrauen können, dass wieder Preisstabilität herrscht – auch wenn diese mit staatlichen Rettungspaketen (200 Mrd. EUR Gaspreisbremse) erkauft werden wird. Genauso kann der US-Anleger (und jeder andere) darauf setzen, dass Gold seine Kaufkraft erhält, so wie es dieses seit Jahrhunderten tut.

Thomas Bartling, 58, studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Infor­matik an der Universität Bielefeld, um im Anschluss ­zunächst im IT- und Finanzma­nagement von Bertelsmann zu ar­beiten. Seit Auflage 2008 ist er verantwortlicher Fonds­­manager des Publikumsfonds CONCEPT Aurelia Global. Bartling ist Geschäfts­führer und Gesellschafter von CONCEPT Vermögensmanagement in Bielefeld.

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