Kolumne
Gastbeitrag von Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement
Anleger dürften über das Ende des Jahres 2022 alles andere als unglücklich sein – schließlich war es mit deutlichen Verlusten sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen aus Investorensicht ein Jahr zum Vergessen.
Die Zeiten sind eine Herausforderung. Aber wie mein früherer Lehrmeister André Kostolany sagte: „Wer Aktien nicht hat, wenn sie fallen, hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“ Es gilt, in die Zukunft zu blicken. Genau wie im Straßenverkehr: Haftet der Blick nur auf der Motorhaube, wird es nichts – vielmehr sollte man die 300 Meter voraus beobachten. Diesen Tipp bekam der junge Kostolany von seinem Fahrlehrer und übertrug ihn auf die Börse. Für die Kursentwicklung ist es nicht wichtig, was heute geschieht; das ist in den Kursen bereits berücksichtigt. Es geht darum, was morgen und übermorgen passieren wird. Oder plakativer: „Man macht an der Börse mehr Geld mit dem Hintern als mit dem Hirn.“
Inflation prägt weiterhin die Kapitalmärkte
Die Inflation dürfte auch in den kommenden Monaten die Kapitalmärkte prägen. Sie ist eines der wenigen Themen, bei denen ich mir mit Kostolany nicht einig wurde. Während ich für Stabilität plädiere, verglich er sie mit Tabak und Alkohol: in gewissen Dosen stimulierend, man darf nur kein Kettenraucher oder Alkoholiker werden. 10% Inflation im Euroraum wären aber auch für ihn zu viel des Guten gewesen. Bei der Frage nach dem passenden Gegenmittel für Anleger hätten wir wiederum die gleiche Meinung: mehr Aktien!
Wie günstig sollen Aktien denn noch werden? Mit Unternehmensbeteiligungen hat man zumindest die Chance, den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen – denn ich gehe davon aus, dass das Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten im kommenden Jahr größer ist als das Risiko weiterer Kursrückgänge. Um wieder Kostolany ins Spiel zu bringen: „Beim Tiefstand an der Börse haben die Hartgesottenen die Papiere und die Zittrigen das Geld. Auf dem Höhepunkt des Booms haben die Hartgesottenen das Geld und die Zittrigen die Papiere.“
Anleihen bescheren nahezu sichere Verluste
In jedem Fall sind Anleger aus meiner Sicht mit Aktien besser beraten als mit Anleihen. Ja, die Zinsen sind gestiegen – bei den aktuellen Inflationsraten steht aber weiterhin ein dickes Minus vor der Realrendite. Sprich: Die Kaufkraft schmilzt. Was soll ich also mit Papieren, die mir jedes Jahr Verlust bescheren? Kostolanys Bonmot „Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, kauft Aktien“ ist daher aktuell passé. Das Wissen um sichere Kaufkraftverluste bei Anleihen würde zumindest meine Nachtruhe empfindlich stören.
Auf der Währungsseite sollten Anleger auf Hartwährungen setzen. Dazu zähle ich ausdrücklich nicht den Euro. In den vergangenen Jahren hat die Gemeinschaftswährung beispielsweise gegenüber dem Schweizer Franken immer weiter abgewertet (allein im Jahr 2022 in der Spitze um fast 10%) – ein Trend, der sich fortsetzen wird, wenn auch nicht in demselben Maße. Dafür spricht schon die Differenz bei den Inflationsraten: Während die Teuerung in der Schweiz aktuell rund 3% beträgt, sind es im Euroraum etwa 10%. Daher und aufgrund der starken Unternehmen setze ich nach wie vor insbesondere auf den Schweizer Aktienmarkt. Kurzfristig ist es riskant, Aktien zu haben. Langfristig ist es riskant, keine Aktien zu haben.
Die SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement mit Sitz im Schweizer Tessin wurde 1997 zur individuellen Betreuung anspruchsvoller Kunden im Vermögensverwaltungsbereich gegründet. Die Schmitz & Partner AG arbeitet mit der 2005 ebenfalls von Dr. Holger Schmitz gegründeten Schmitz & Cie. GmbH – Individuelle Fondsberatung mit Sitz in München zusammen. Dr. Schmitz ist seit 1988 in der Vermögensverwaltung tätig und arbeitete mehrere Jahre bei der FIDUKA Depotverwaltung mit der Börsenlegende André Kostolany zusammen, bevor er sich 1993 selbstständig machte. Durch die Kooperation mit der Schmitz & Partner AG haben Anleger die Möglichkeit, in zwei sich ergänzende Vermögensverwaltungsfonds zu investieren: den Schmitz & Partner Global Offensiv sowie den Schmitz & Partner Global Defensiv.