Schwellenländerfonds/-ETFs

Titelbild: © peterschreiber.media – stock.adobe.com

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Inside

Comeback der Emerging Markets?

Investments in Schwellenländeraktien waren 2022 in der Breite enttäuschend. Der MSCI Emerging Markets Index entwickelte sich in US-Dollar mit -20,1% noch schwächer als der MSCI All World Country Index (-18,4%). Allerdings waren deutliche Unterschiede auszumachen. So konnte der MSCI India (USD) mit -8,0% die Verluste begrenzen, der MSCI Brazil (USD) kam sogar auf ein Plus von 14,2%. Mit dem neuen stramm linken Präsidenten Brasiliens, Lula da Silva, könnte die positive Entwicklung am Zuckerhut allerdings ein Ende finden. Chinesische Aktien (MSCI China in US-Dollar: -21,9%) standen vergangenes Jahr auf der Schattenseite. Die Handelsaussetzung russischer Titel ist darüber hinaus noch ein ganz eigenes unerfreuliches Kapitel. Mit Blick auf Bewertung und Wachstumsperspektiven könnten – wohlgemerkt ausgewählte – Schwellenländer allerdings in diesem Jahr Rückenwind erhalten.

Nebenwerte
Der SPDR MSCI Emerging Markets Small Cap ETF (WKN: A1JJTF) lieferte mit einem Plus von 20,3% in Euro auf Sicht von drei Jahren ein überdurchschnittliches Ergebnis. Mit einem KGV von 10,7 ist der Index günstig gepreist, auch die Dividendenrendite von 3,3% kann sich sehen lassen. Der IT-Sektor ist mit 16,0% am höchsten gewichtet, dicht gefolgt von Industrieunternehmen mit 15,5%. Mit 23,0% ist Indien am stärksten vertreten, gefolgt von Taiwan und Korea. China folgt erst auf dem vierten Platz mit 10,0%. Zu den Top Ten zählen die indische Krankenhauskette Max Healthcare Institute und das IT-Unternehmen Wistron Corp. aus Taiwan.

Frontier Markets
Im Anlageuniversum der Grenzmärkte, also den Volkswirtschaften, die in der Entwicklung hinter den Schwellenländern stehen, hat der HSBC GIF Frontier Markets (WKN: A1JRME; +28,4% in drei Jahren) auf unterschiedlichen Zeitebenen überzeugt. Die Märkte zeichnen sich durch eine geringe Korrelation zu entwickelten Ländern und zu Schwellenländern aus. Fondsmanager Ramzi Sidani sucht Unternehmen mit einer attraktiven Kombination aus Rentabilität und Bewertung. Aktuell setzt er u.a. auf das kasachische Fintech Kaspi.kz und den rumänischen Finanzdienstleister Banca Transilvania.

Der UI – Aktia EM Frontier Bond+ (WKN: A2DWDY; +3,4% in drei Jahren) ist ebenfalls in den Grenzmärkten ist unterwegs, allerdings im Anleiheuniversum. Portfoliomanager Henrik Paldynski von der finnischen Aktia Asset Management setzt auf Staatspapiere in Lokalwährungen. Bei Local Currency Bonds sieht der Experte eine größere Unabhängigkeit vom US-Dollar-Anleihemarkt. Paldynski bevorzugt Länder mit hoher Bonität. Unter den Top-Holdings finden sich die Emittenten Uruguay, Uganda und Usbekistan.

Wachstumstreiber
Während die makroökonomischen Daten vieler großer Volkswirtschaften den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn treiben, kann Indien mit einem positiven Ausblick punkten. Nach Prognosen der asiatischen Entwicklungsbank ADB könnte Indien im aktuellen Jahr ein Wachstum von 8% erreichen. Der Robeco Indian Equities (WKN: A1C43D) erzielte mit einem Plus von 52,2% auf Sicht von drei Jahren ein herausragendes Ergebnis. Das Portfolio ist vergleichsweise konzentriert, die Aktienauswahl basiert auf fundamentalanalytischen Kriterien. Dabei werden Wachstumstrends wie der steigende Binnenkonsum und der Ausbau der Infrastruktur in den Blick genommen. Aktuell sind Finanzdienstleister mit 29,6% am stärksten vertreten, gefolgt von zyklischen Konsumgütern mit 13,4%. Zu den am stärksten gewichteten Aktien zählen das IT-Unternehmen Infosys sowie die ICICI Bank.

Emerging Market Corporates
2022 war ein ausgesprochen schlechtes Jahr für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. So sorgten beispielsweise steigende Rohstoffpreise und der Ukrainekrieg für ordentlichen Gegenwind. Christopher Mey, Fondsmanager des Candriam Bonds Emerging Markets Corporate (WKN: A2PWJH; -5,5% in Euro auf Sicht von drei Jahren), sieht Chancen für eine Gegenbewegung. 2023 hält er bei der Anlageklasse Nettorenditen zwischen 7,5% und 12,5% für möglich. Verglichen mit US-Unternehmen sind Schwellenländerkonzerne im Schnitt laut Mey geringer verschuldet. Aus seiner Sicht sind Emittenten aus den Sektoren nichtzyklische Konsumgüter, TMT und Infrastruktur attraktiv. Im Portfolio finden sich u.a. Anleihen der Telekommunikationsgesellschaften Ooredoo aus Katar und América Móvil aus Mexiko.

Schwellenländerguru
Nachdem Mark Mobius vor fünf Jahren seinen Job als Schwellenländerexperte bei Franklin Templeton an den Nagel gehängt hatte, gründete er ein eigenes Unternehmen. Im Mobius Emerging Markets Fund (WKN: A2N5T1; +16,1% in drei Jahren) setzt er auf Nebenwerte mit hoher Innovationskraft. Der Fokus des High-Conviction-Ansatzes mit 25 bis 30 Titeln liegt auf unterbewerteten Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen. Während der Schwellenländerexperte China kritisch sieht, ist er für Taiwan, das mit 23,5% im Fonds gewichtet ist, positiv gestimmt. Einen Angriff Chinas auf Taiwan hält er aufgrund der damit einhergehenden wirtschaftlichen Schwächung des Reichs der Mitte für nicht realistisch. Mit Blick auf tendenziell niedrige ESG-Standards bei Emerging-/Frontier-Markets-Unternehmen strebt Mobius als Investor Verbesserungen an, um dadurch die Attraktivität und den Wert der Firmen zu erhöhen. IT-Unternehmen sind im Fonds mit 57,7% gewichtet. Zu den Top-Holdings zählt die südkoreanische Classys, ein medizintechnisches Unternehmen mit Fokus auf Schönheitsoperationen.

Auf Schlingerkurs
Eines der Urgesteine unter den Emerging-Markets-Aktienfonds ist der 1988 aufgelegte und nach dem portugiesischen Weltumsegler benannte Magellan-Fonds (WKN: 577954, -23,3% in drei Jahren) aus dem Hause Comgest. Der Fokus liegt auf Quality-Growth-Titeln, die von strukturellen Trends profitieren und die das Potenzial für zweistellige Wachstumsraten beim Gewinn haben. In den vergangenen Jahren lieferte der Fonds eine deutliche Underperformance, die einer unglücklichen Auswahl bei Aktien und Ländern geschuldet war. Mehrere Wechsel im Fondsmanagement waren ebenfalls kontraproduktiv für die Stabilisierung der Performance.

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