Alles Propaganda?

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Politik & Gesellschaft

Johannes Menath beschreibt 80 Methoden der Meinungsmanipulation in den Medien

Blick von außen
Die Einschränkung unserer demokratischen Rechte ist notwendig, um uns vor einem Virusmonster zu schützen. Um die „Freiheit“ zu verteidigen, zieht der kollektive Westen gegen einen russischen Schurken in den Krieg. Wie entstehen solche Narrative, wie werden sie so effizient verbreitet, dass sie am Ende die Seelen vieler Menschen infizieren? Johannes Menath – ein Chemieingenieur, kein Journalist (Schande über unseren Berufsstand!) – schrieb ein Buch, das diese Frage probat beantwortet: „Moderne Propaganda – 80 Methoden der Meinungslenkung“. Bei den Begriffen Meinungslenkung und Propaganda denkt man üblicherweise an Joseph Goebbels, das Dritte Reich oder die DDR. Vielleicht fallen einem noch George Orwells „Ministerium für Wahrheit“ aus dem Roman „1984“ oder Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ ein. Menath zeigt, mit welchen Methoden uns die Massenmedien auch heute Tag für Tag indoktrinieren.

Hauptgerichte und Sättigungsbeilagen
Der Begriff „Lügenpresse“ greift bei diesem Sachverhalt zu kurz. Eine der wichtigsten Regeln moderner Propaganda lautet, dass die Botschaft in ein glaubwürdiges Umfeld eingebettet sein muss. Warum vertrauen Hunderttausende von Lesern führenden Tageszeitungen wie der FAZ und der Süddeutschen Zeitung? Weil mehr als 90% der Beiträge durchaus glaubwürdig sind –z.B. die Berichte über die Bundesliga oder die aktuelle Ausstellung im Städel (Frankfurt) oder Lenbachhaus (München). Dasselbe beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen: „tagesschau“ und „heute“ überschütten das Publikum mit Jauche; dafür wird es entschädigt mit Unterhaltung, Krimis und Reisefilmen. Manipuliere, wenn es wichtig ist, und sage bei unwichtigen Dingen die Wahrheit – wer dieses Prinzip begriffen hat, hat von den Methoden der Meinungsmanipulation schon einiges verstanden.


„Authentisch“ und handverlesen
Beispiel FAZ: Sie bedient sich gerne der Methode,, bei der Berichterstattung über die Feinde des Westens ganz „authentisch“ Protagonisten der jeweiligen Opposition zu Wort kommen zu lassen. Diese beschreiben dann Länder wie Nicaragua, Iran, die Türkei unter Erdoğan, China und Russland in den schwärzesten Farben. Bei den Freunden des Westens, etwa der Ukraine, erfährt man dagegen kaum etwas über das Verbot linker Parteien und über das Abschalten russischsprachiger Fernsehsender. Auch wenn Außenministerin Baerbock nach Charkow reist, ist die FAZ propagandistisch mit dabei: „Diese Stadt ist Sinnbild für den absoluten Irrsinn des russischen Angriffskriegs.“

Der Gipfel der FAZ-Propaganda in jüngerer Zeit war eine auf die Tränendrüsen zielende Geschichte unter dem Titel „Das Lächeln des ukrainischen Widerstands“: eine Personality-Story über Mykhailo Dianow, der als Mitglied der Asow-Brigaden nach der heroischen Verteidigung des Stahlwerks von Mariupol in russische Gefangenschaft geriet und unter dubiosen Bedingungen bei einem Häftlingsaustausch in die USA entlassen wurde. Die FAZ ist sichtlich gerührt: „Helden werden in besonderen Zeiten geboren.“ Dazu einige emotional aufrührende Bilder.

„Wie“ statt „ob“
Noch eine von Menath beschriebene Methoden wendet die FAZ mit Bravour an: Es wird nicht mehr über das „Ob”, sondern nur noch über das „Wie” diskutiert. Ein weiteres Prinzip guter Propaganda ist es, das eigene Narrativ permanent zu wiederholen, geradezu in die Hirne der Menschen zu meißeln, sodass Widerspruch kaum mehr möglich ist. So wird in der medialen Darstellung der durch Volksabstimmung beschlossene Anschluss der Krim an Russland immer mit dem Prädikat „völkerrechtswidrig“ versehen (es gibt Völkerrechtler, die das anders sehen). Wer nicht gebetsmühlenartig vom „russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine“ spricht, ist ein Rechtsradikaler. Wie verlottert unsere Medien sind, sieht man auch daran, dass eine hetzerische Anti-Putin-Karikatur der FAZ (Putin privat: „Igor, richten Sie mir ein Blutbad an“) nicht etwa beanstandet wurde, sondern im Januar als beste politische Karikatur des Jahres 2022 mit dem „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ ausgezeichnet wurde.

Der „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ ist ein weiterer Politpreis unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle. Selbst nach zwei Wochen erhielt der Beitrag noch kein Like. Quelle: Screenshot youtube.de

Leitmedien unter Waffen
Es wäre allerdings unfair, sich hier nur auf die FAZ zu konzentrieren. Eine Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kommt zu dem Ergebnis, dass sieben von acht Leitmedien für die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine plädieren. Demnach wäre es nur der „zögerliche“ Bundeskanzler, der noch weichgeklopft werden muss. Alle acht Leitmedien sind für die Wirtschaftssanktionen und für humanitäre sowie militärische (!) Unterstützung der Ukraine. Die Freund- und Feindbilder sind bei unseren Massenmedien klar verteilt: Baerbock und Selenskyj sind die Guten, Putin in 96% aller Beiträge der Bösewicht.

Das Meinungsmonopol der Großverlage
In der Weimarer Republik gab es eine Vielzahl von Tageszeitungen, Meinungsvielfalt war garantiert. Heute gibt es nur noch wenige Großverlage – einen publizistischen Mainstream. Unsere Massenmedien agieren gleichgerichtet. Es fragt sich: Warum? Menath erklärt diesen Umstand nach der Lektüre von Noam Chomsky und Edward S. Herman („Manufacturing Consent“), aber auch auf Basis der Bücher des Medienwissenschaftlers Uwe Krüger mit der Mitgliedschaft von Verlegern und Journalisten in transatlantischen Netzwerken: „Die Redakteure, die für einen solchen Medienkonzern arbeiten, wissen, welche Narrative sie bedienen dürfen und bei welchen eine Kündigung droht.“

Alternativen

Es ist sinnlos, über die Medienmanipulation nur zu jammern. Auch die FAZ landet am Ende des Tages im Papierkorb. In den USA, aber auch in Deutschland, entstanden „alternative Medien“, mit dem Ziel, dem Mainstream ein Korrektiv entgegenzusetzen. In den USA sind es die als „rechter Flügel der Republikaner“ diffamierten Libertären, Gold Bugs und Anhänger der Österreichischen Schule, die Internetseiten wie GATA.org pflegen und YouTube-Kanäle betreiben. Die von SPD-Urgestein Albrecht Müller gegründeten NachDenkSeiten sind in Deutschland das reichweitenstärkste alternative Medium. Dessen Trägerverein verlor, offenbar nach „Weisung von ganz oben“, seine Gemeinnützigkeit, nachdem das Portal im September 2022 ein von einem Whistleblower zugespieltes Papier der Bundesregierung zur „Narrativ-Gleichschaltung“ im Ukrainekrieg veröffentlicht hatte. Absolut lesenswert! Eine alternative Sicht auf die Geopolitik liefert GlobalBridge aus der Schweiz. Die deutschen Blackout News, geschrieben von einigen kritischen Ingenieuren, liefern vom Mainstream unabhängige Einschätzungen zu Energiefragen. Wer außerdem noch Telepolis und German Foreign Policy liest, kann – was die politische Berichterstattung anbelangt – auf die FAZ und die Süddeutsche Zeitung gut verzichten.

„Moderne Propaganda – 80 Methoden der
Meinungslenkung“

von Johannes Menath; zeitgeist Verlag; 160 Seiten 16,90 EUR;

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