Interview
Smart Investor im Gespräch mit Udo Sutterlüty, Sutterlüty Investment Management GmbH, über Aktienchancen durch die Energiewende und deutlich steigende Kupfernachfrage
Smart Investor: Die Energiewende benötigt Rohstoffe, die nicht selten umweltschädlich abgebaut werden. Beim SUNARES, der u.a. die Segmente Bodenschätze und alternative Energien abdeckt, werden ESG-Kriterien aber berücksichtigt. Wie funktioniert der Spagat im Detail?
Sutterlüty: Sunares steht für „Sustainable Natural Resources“. Nachhaltigkeit war Teil unseres Fondsnamens und unserer Investmentphilosophie, lange bevor das Thema ESG in Mode gekommen ist. Wir haben unseren Anlagestil nicht geändert, mit einer Ausnahme. Ende des letzten Jahrzehnts wurden sämtliche konventionelle Energieproduzenten durch alternative Energieaktien hauptsächlich aus den Bereichen Wind, Solar und Wasserstoff ersetzt. Wir wurden sozusagen zu einem Hybridfonds aus Natural Resources und alternativen Energieaktien. Dazu kommt unsere „Antikriegsdoktrin“ (0% Rüstungs-Exposure), um sicherzustellen, dass der Fonds sein AAA-ESG-Rating von MSCI behält und kein Portfoliounternehmen bei bestimmten ESG-Themen negativ auffällt.
Smart Investor: Nach welchen Kriterien gewichten Sie die einzelnen Segmente, die auch Wasser und Nahrungsmittel umfassen?
Sutterlüty: Unser Ansatz analysiert Themen und Sektoren auf der Suche nach Value und Momentum. Anschließend gehen wir auf die Aktiensuche im jeweiligen Bereich. Dabei spielen nicht nur fundamentale Bewertungen und technische Analyse eine wesentliche Rolle – es zählt auch, wie Unternehmen mit den neuen Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit umgehen. Eine Steigerung der Ernteerträge bedeutet z.B., effizient zu arbeiten, Land und Wasser optimal zu nutzen und sicherzustellen, dass Düngemittel richtig eingesetzt werden. Die im Fonds enthaltene Deere & Co (WKN 850866) hat beispielsweise ein intelligentes Sprühgerät eingeführt, mit dem die Landwirte den Herbizideinsatz im Jahr 2022 um mehr als zwei Drittel reduzieren konnten.
Smart Investor: Aktuell sind Tech-Unternehmen aus dem Segment der Renewables und Produzenten sauberer Energie stark im Fonds vertreten. Sind die Unternehmen aktuell nicht in besonderer Weise von höheren Zinsen und gestiegenen Materialkosten betroffen?
Sutterlüty: Die gestiegenen Zinsen sowie höhere Energie- und Materialkosten betreffen wohl sämtliche Energieproduzenten. Natürlich treffen sie jene besonders hart, die noch keine Energie am Markt anbieten können und mit hohen Fremdkapitalkosten zu kämpfen haben. Allerdings haben sich die Energiekosten schon wieder stark beruhigt. Die Preise für TTF-Erdgas in Europa liegen heute bei 52 EUR/MWh und damit um 35% günstiger als noch vor einem Jahr. Eine wichtige Wegmarke in Richtung einer saubereren Erde mit einem wesentlich höheren Anteil von nachhaltigen Energieformen ist der Inflation Reduction Act. Allein für die Energiesicherheit und den Klimawandel im Land sollen in den USA 391 Mrd. USD zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich sieht das Gesetz Steuergutschriften für die in den USA hergestellten Anlagen für erneuerbare Energien vor. Steuerliche Anreize locken beim Kauf von im Inland hergestellten Anlagen, wenn sie bestimmte Schwellenwerte für den Inlandsanteil erfüllen. Das sollte für einen Boom bei den US-Produzenten Erneuerbarer Energien sorgen!
Smart Investor: Wirken sich makroökonomische Entwicklungen auf die Investmentstrategie aus?
Sutterlüty: Kaum. Die Strategie wird von Trends zu einer unabhängigeren und weniger konzentrierten Energieversorgung sowie einer Reduzierung der Abhängigkeit vom russischen Gas bestimmt. Damit einher geht die Förderung der Energieproduktion aus Solar, Wind und Wasserstoff sowie intelligenter Energiespeicherung. Eine technologisch hoch entwickelte Renewables-Industrie, die ihre Abhängigkeit von langen Lieferketten und China in Zukunft deutlich reduziert, bietet ein attraktives Anlageuniversum.
Smart Investor: Können Sie zwei Beispiele von besonders attraktiven Unternehmen aus dem Portfolio nennen?
Sutterlüty: Der globale Kupferverbrauch dürfte sich bis 2035 auf 50 Mio. Tonnen verdoppeln. Das Metall spielt eine entscheidende Rolle u.a. für die EV-Autoentwicklung. Die deutsche Aurubis ist Europas größter Kupferproduzent und Recycler. Trotz einer Quasi-Kursverdoppelung seit den Tiefstständen im Herbst 2022 ist das Unternehmen immer noch fundamental attraktiv gepreist und hat unserer Ansicht nach hervorragende langfristige Wachstumsaussichten. Wesentlich spekulativer und geringer gewichtet ist das norwegische Unternehmen FREYR Battery, das die erste Giga-Arctic-Batterieproduktionsanlage in der Nähe des Polarkreises in Norwegen baut. Weitere Anlagen sind in Finnland und den USA geplant, Betriebsstart ist für 2024 vorgesehen. Freyr nutzt dabei die Technologie von 24M, einem Spin-out des Massachusetts Institute of Technology, das darauf abzielt, eine höhere Energiedichte pro Batterie zu erreichen und gleichzeitig die Kapital- und Betriebskosten sowie den Kohlenstoffgehalt erheblich zu senken. Falls Freyr zum marktführenden Hersteller der Batterieerzeugung in Europa wird, dürfte das langfristige Potenzial beträchtlich sein; das Risiko, falls das nicht gelingt, natürlich auch.
Smart Investor: Herr Sutterlüty, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.
Udo Sutterlüty ist seit seinem Abschluss als diplomierter Betriebswirt der Universität Innsbruck 1990 hauptberuflich in der Banken- und Finanzbranche tätig. Seit 2008 ist er mit seiner eigenen Wertpapierfirma, Sutterlüty Investment Management, beruflich selbstständig und managt gemeinsam mit seinem Londoner Partner Colin Moor den Aktienfonds SUNARES – Sustainable Natural Resources (WKN: A0ND6Y). Er begann seine Laufbahn als Optionen-und-Futures-Market-Maker sowie Chefhändler beim ehemaligen Creditanstalt-Bankverein in Wien und sammelte weitere berufliche Erfahrungen an der CBOT in Chicago, bei REFCO in London sowie als Treasurer und Fondsmanager bei der ehemaligen Raiffeisenbank Kleinwalsertal AG.