Analyse
Gastanalyse von Jürgen Dumschat, AECON Fondsmarketing GmbH
Innovation kann etwas völlig Neues hervorbringen oder aber Bestehendes deutlich verbessern. Letzteres gab den Ausschlag bei der Verleihung der Boutiquen Awards 2022, als Jens Nitschke und Alexander Prüfer den Innovations-Award für die ABSOLUTE Asset Management GmbH entgegennehmen konnten. Sie hatten nur wenige Stellschrauben am Konzept eines milliardenschweren Volatilitäts-Optionsstrategiefonds verändert und damit große Wirkung erzielt.
Der feine Unterschied
Die Mehrzahl der „Vola-Fonds“ verkauft Put-Optionen und sichert über den laufzeitkongruenten Kauf entsprechender weiter „aus dem Geld“ liegender Call-Optionen mögliche Verluste bei einem Anstieg der Volatilität bis zu einem gewissen Grad ab. Dabei macht der Kaufpreis der Call-Optionen – je nach gewünschtem Absicherungsniveau – nur einen Teil der Prämieneinnahmen aus dem Verkauf der Put-Option aus. Der Rest ist Deckungsbeitrag für die Fondsperformance. Einige wenige Fonds sichern sich zusätzlich über den Kauf von Vola-Optionen (etwa VIX-Optionen für den S&P 500) gegen Extremereignisse ab. Bei einem extremen Anstieg der Volatilität kann – im Gegensatz zu herkömmlichen Vola-Konzepten – in der Krise des zugrunde liegenden Aktienmarkts sogar ein Gewinn erzielt werden. Dieses Konzept ist auf Dauer deutlich erfolgreicher, weil die Wertentwicklung mit wesentlich geringeren Drawdowns erzielt werden kann.
Erfolgreicher Praxistest
Beim ABSOLUTE Volatility, der sich ausschließlich auf den S&P 500, also den liquidesten Markt überhaupt konzentriert, ist die Investition in VIX-Optionen etwas geringer als beim Platzhirsch im deutschen Retailmarkt. Im Gegenzug erfolgt eine deutliche Übersicherung durch einen höheren Anteil an gekauften Call-Optionen. Gemäß Lehrbuch kann es mit dieser Konstruktion zu einem etwas höheren Drawdown, aber im Gegenzug zu einer schnelleren und vor allen stärkeren Erholung kommen. Der Backtest des Konzepts überzeugte, jedoch haben schon diverse vielversprechende Liquid-Alternative-Konzepte in der Praxis versagt. Nicht so der hier vorgestellte Fonds, der das Konzept Ende März 2022 startete. Dabei nutzte Absolute Asset Management die Fondshülle eines eigentlich zu liquidierenden Fonds mit einem Absolute-Return-Konzept. Die Entwicklung vor dem 1. April letzten Jahres hat also mit dem hier besprochenen Fonds nichts zu tun. Im Vergleich mit dem angesprochenen Wettbewerber wird deutlich, dass das mit dem Innovations-Award ausgezeichnete Konzept bislang funktioniert hat. Bereits im Juni letzten Jahres war der Drawdown aus dem schnell zu Ende gegangenen Corona-Crash wieder aufgeholt. Nach rund 13,5 Monaten beläuft sich die Outperformance bereits auf 6,98%, die Differenz von -2,99% zu +3,78% macht sich im Anlegerdepot angenehm bemerkbar.
Seed-Abflüsse
Trotz der vielversprechenden Entwicklung musste Absolute Asset Management einen schweren Rückschlag hinnehmen, als kürzlich ein institutioneller Seed-Investor aufgrund einer Grundsatzentscheidung, nicht mehr in Aktien- oder Alternative-Strategien zu investieren, gleich mehrere Millionen abzog. Die bevorstehende Teilnahme an der HANSA Champions Tour sollte jedoch dazu führen, dass dieser Mittelabfluss schnell kompensiert wird.
FONDS-SNAPSHOT
WKN: A2QJK5
Fondsberater: ABSOLUTE Asset Management GmbH
Volumen: 3,4 Mio. EUR
Auflegungsdatum: 31.3.2022
Typ: Fonds Volatilitäts-Optionsstrategie
Jürgen Dumschat ist gelernter Bankkaufmann und Marketing-Fachwirt. Seit 1988 ist die Investmentbranche sein Betätigungsfeld. Von Anfang an hat er sich auf vermögensverwaltende Fonds spezialisiert. Mit seinem Pool, der AECON Fondsmarketing GmbH, betreut er Finanzdienstleister auf hohem Niveau. Als Organisator der alljährlichen Hidden Champions Tour und weiteren Veranstaltungsreihen hat er sich als Protagonist des Segments „vermögensverwaltende Fonds“ bundesweit einen Namen gemacht. Er ist Mitinitiator und Jurymitglied der Boutiquen Awards, berät einen „aktivistischen Dachfonds“ und hat in seinem VV-Basis-Newsletter Kennzahlen und Betrachtungsweisen entwickelt, die eine verständlichere Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Fonds begünstigen.