„Das größte Augenmerk liegt auf der relativen Bewertung‘“

Mike Judith

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Interview

Smart Investor im Gespräch mit Mike Judith, DNB AM, über die Strategie des DNB Fund Technology (WKN: A0MWAN) und Wachstumstreiber im Tech-Sektor

Smart Investor: Der DNB Fund Technology hat seit Auflegung eine sehr zuverlässige Outperformance geliefert. Was sind die wesentlichen Elemente des Investmentprozesses?
Judith: Der globale Aktienfonds investiert überwiegend in die Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation. Er unterscheidet sich von den meisten Mitbewerbern dadurch, dass das größte Augenmerk auf dem Faktor der „relativen Bewertung“ liegt. Wir legen uns nicht auf Growth- oder Value-Kategorien fest, verfolgen aber einen bewertungsgetriebenen Contrarian-Stil, der dem Fonds ein konservatives Profil mit geringer Schwankungsintensität verleiht. Dabei achten wir auf die Wertschöpfungskapazität und die Position des Unternehmens innerhalb seiner Branche, die Branche selbst, Markteintrittsbarrieren, das Management und nicht zuletzt das regulatorische Risiko.

Smart Investor: Wo sehen Sie strukturelle Wachstumstreiber im Technologiesektor?
Judith: Aktuell ist KI natürlich das große Thema, wobei wir da erst am Anfang stehen. Entscheidend ist hierbei der Zugang zu Daten. Unternehmen mit relevanten Datensätzen und Zugang zu Kapital können eigene Projekte entwickeln. Ein anderer Schwerpunkt ist die Gamingindustrie, in der das Metaversum schon Realität geworden ist. Wir halten z.B. Activision, Electronic Arts und Ubisoft Square. Die neue Generation der AR-Tools kann zu einer Explosion an neuen Spielen führen. Gaming ist ein Markt mit Milliarden von Spielern, die der jüngeren Generation angehören und die dazu tendieren, auch in fortgeschrittenem Alter weiterzuspielen. Zudem beschäftigen wir uns u.a. mit Netzinfrastruktur, Cloud Computing und Cybersicherheit.

Smart Investor: Den KI-Hype haben Sie bereits angesprochen. Wo wird man in diesem Segment fündig, ohne satte Bewertungsaufschläge zu akzeptieren?
Judith: Sie haben recht, die „aktive“ Auswahl ist bei einem Hype wie KI mehr denn je von Bedeutung. Nehmen wir das Beispiel Meta. Im Juni profitierte die Performance der Meta-Aktie erneut von starken Zahlen um Reels und das Online-Werbegeschäft. Neben den Wachstumsmöglichkeiten des Metaversums ist für uns gerade die weiterhin gefragte Nutzung von Facebook interessant. Auch Instagram und WhatsApp, die in vielen Schwellenländern Erfolg verzeichnen, sind für Meta von Bedeutung. Als sich der Kurswert der Aktie nach dem COVID-Hangover mehr als halbierte, kauften wir zu. Das Unternehmen hat viel in KI investiert, auch in Sprachmodelle samt seiner Livechats und seines Open-Source-Ansatzes.

Smart Investor: Leiden Tech-Aktien unter höheren Zinsen und rezessiven Tendenzen?
Judith: Ich glaube, dass sich die Resilienz der Tech-Konzerne auch in einem rezessiven Umfeld zeigen kann. Es wird für die Wirtschaft entscheidend sein, durch den Einsatz von Technologie Produktivitätsgewinne zu erzielen. Die Finanzierung und der Markteinstieg von Start-ups könnten sich jedoch schwieriger gestalten. Steigende Zinsen haben 2022 für eine Marktbereinigung gesorgt. Heute führt der KI-Hype zu einem Aufwärtstrend mit fehlender Marktbreite. Im schwierigen Marktumfeld können vorsichtige, d.h. diversifizierte und bewertungsgetriebene Investmentansätze ihre Stärke häufig ausspielen.

Smart Investor: Herr Judith, vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen.

Mike Judith ist Managing Director der DNB Asset Management S.A. in Luxemburg und leitet den internationalen Vertrieb sowie die dortige KVG. Bevor er 2010 zu DNB Asset Management kam, betreute er institutionelle Investoren bei der ameri­kanischen Privatbank Brown Brothers Har­riman. Seit 2007 doziert er für die Frankfurt School of Finance & Management.

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