Von Aufsteigern, Absteigern – und Börsengewinnern
„Germany Kaputt“
Den Niedergang Deutschlands seziert genüsslich eine aktuelle Ausgabe des Wall Street Journals und fragt: „Is Germany’s Economic Model Truly Kaputt?” Die Wirtschaftsexperten des Börsenblattes geben auch gleich eine faktengespickte Antwort. Die Industrieproduktion der Berliner Republik geht demnach seit 2018 zurück. Mit dem Ende der Pandemie beschleunigte sich dieser Rückgang sogar noch. Allein im Juni dieses Jahres schrumpft die Industrieproduktion um 1,5% gegenüber dem Vormonat und der Güterexport fällt auf Tiefen zurück, die er zuletzt 2009 ausgelotet hatte – damaliger Grund war die globale Finanzkrise.
Heute sind die Ursachen hausgemacht. Smart Investor hat sie vielfach beschrieben. Besserung ist nicht in Sicht. Der Kanzler behält die Hände in den Taschen. Dafür agieren seine Minister umso hektischer und haben die Hände auch gerne mal in den Taschen der Bürger – CO2-Steuer und so. Effekte hat das vor allem in der Wirtschaft, und zwar negative. Dagegen sind die „Erfolge“ beim Klima, freundlich ausgedrückt, überschaubar – und realistisch betrachtet, nicht einmal im Ansatz nachweisbar.
Die Außenministerin reiht sich nahtlos in dieses Bild. Sie fliegt wenig erfolgreich in der Welt herum, beziehungsweise schafft nicht einmal das. Ihr Regierungsflugdampfer, ein fetter Airbus A340, musste wegen Defekten zweimal umkehren, verspritzte schon bei der ersten Umkehr 80 Tonnen der gerade erst getankten 110 Tonnen Kerosin über Abu Dhabi: man musste sich erleichtern für die außerplanmäßige Landung. Anschließend wird repariert, neu gestartet, aber wieder tritt ein Defekt auf: Umkehr und endgültiger Abbruch des geplanten Besuchs in Ozeanien. Auf die teuer bezahlten Barfuß-Fotos von den Stränden der Fidschi-Inseln müssen die Steuerzahler an der Heimatfront des Klimakrieges diesmal also verzichten. Auch diese Pannenserie der „Bundesaußenfeministerin“, deren Auslandsbesuche immer häufiger ohne nennenswertes Empfangskomitee an den Zielflughäfen stattfinden, sendet eine klare Botschaft: „Germany Kaputt.“
Spritz Dich schlank!
Schlankheitsmittel sind das nächste dicke Ding. Das vermuten jedenfalls die Investoren und wuchten die Aktiennotierungen von Pharma-Riesen wie Novo Nordisk (WKN: A1XA8R) und Eli Lilly (WKN: 858560) auf neue Höhen. Die Story dahinter ist ebenso einfach wie verlockend. Sie lautet: Spritz Dich schlank!
Novo Nordisk aus Dänemark hat Wegovy und Ozempic entwickelt. Eigentlich soll mit den Mitteln Diabetes behandelt werden. Doch, so stellten Patienten fest, bei Anwendung der Medikamente schwindet auch der Hunger und man nimmt ab. Das Konkurrenzpräparat des US-Riesen Eli Lilly heißt Mounjaro und soll ähnlich funktionieren. Weltweit ist bei 650 Mio. Menschen Fettleibigkeit diagnostiziert, zwei Milliarden Menschen leiden unter Übergewicht.
Was für ein Potenzial! Kein Wunder, dass Investoren das Wasser im Munde zusammenläuft – bildlich gesprochen. Börsenexperten schätzen, dass Schlankheitsspritzen für 150 Mrd. USD abgesetzt werden können und zwar jedes Jahr aufs Neue. Denn praktischerweise kehrt der Hunger zurück, sobald man aufhört zu spritzen. Natürlich sind die angesprochenen Pharma-Aktien bereits weit gelaufen. Dennoch können wir nicht rundheraus von einer Investition abraten. Die Story ist eben gar zu gut: Die einen verlieren Pfunde, die anderen gewinnen Geld. Es klingt nach einer Win-Win-Situation – zumindest in der schönen neuen Welt der „quick fixes“.
Big Tech doomt … oder?
Im Zuge des KI-Hypes boomten Big Tech-Werte. In den letzten Tagen dann doomten sie, verloren also massiv an Wert, da die präsentierten Geschäftsausblicke zwar gut waren, aber nicht so gut, dass sie die vorausgelaufenen Kurse gerechtfertigt hätten. Ein Schwergewicht, dessen Daten mit Spannung erwartet werden, ist Nvidia (WKN: 918422), die am 23.8.2023 berichten werden. Die Kurse gaben auch deshalb zuletzt häufig nach, weil die hastig verkaufenden Anleger in luftigen Höhen kaum Käufer fanden, was ordentlich auf die Preise drückte. Das verwundert kaum. Denn während sonst an der Wallstreet nach Chancen gejagt wird, planschen die Erfolgreichen derzeit lieber in den Pools, pflegen ihre Sonnenbrände oder schlürfen Cocktails an der Hotelbar. Die Hundstage dürften erst nächste Woche zu Ende gehen, wenn die Millionen- und Milliardenbeweger in die Handelssäle zurückkehren.
Dann wird auch reichlich für neuen Input gesorgt sein. Zum einen ist da die Notenbankerkonferenz in Jackson Hole (24.-26.8.2023), von der schon oft Impulse für das Währungs- und Börsengeschehen ausgegangen sind. Zum anderen findet bereits am 22.8.2023 das mit Spannung erwartete BRICS-Treffen in Durban statt. Überlegungen zu den möglichen Auswirkungen dieses Treffens auf die Weltleitwährung US-Dollar und den Goldpreis werden im aktuellen Smart Investor Magazin 8/2023 angestellt. Die Lektüre sei Investoren empfohlen, die auf solche Eventualitäten vorbereitet sein wollen.
Aber wir schweifen ab. Noch letzte Woche fehlten die Käufer für die gehypten KI-Werte und die Kurse schmierten ab. Doch seit Wochenanfang: Wiederauferstehung! Vom Boom zum Doom und wieder zurück zum Boom. Lässt sich das erklären? Im Nachhinein auf jeden Fall: Dahinter steckt Psychologie. Es ist der ewige Kampf zwischen Angst und Gier, und wir wagen die Voraussage, dass das Geschaukel über den (Rest-)Sommer weitergehen wird. Letztlich und auf lange Sicht aber dürfte KI mehr als ein Hype sein. Verbesserungen und Fortschritte finden immer ihren Weg in die Wirtschaft, weil dadurch die Produktivität steigen wird, zumindest dann, wenn eine neue Technik auch produktiv eingesetzt wird und auf dem neuesten Flaggschiff-Handy nicht nur alberne Tiktok-Videos konsumiert werden. Bringt die Technologie echten Fortschritt, dann steigen die Kurse fast zwangsläufig. Die Kunst des Anlegers besteht dann „nur“ noch darin herauszufinden, welche Kurse es sein werden …
Zu den Märkten
Per Saldo weiter abwärts ging es in der Berichtswoche mit dem DAX. Das kann der oben beschriebenen Kaufzurückhaltung während des Sommerlochs geschuldet sein. Andererseits waren die Kurse der Realität weit enteilt. Denn die Sommerpause führt eben nicht nur zur Abstinenz der Käufer, sie führte auch zur Abstinenz der Politik, was eine gute Nachricht ist – besonders in Deutschland, besonders im Jahr 2023. Doch nun kehrt in Berlin langsam wieder Betriebsamkeit ein, und damit auch der Streit. Selbst das „Heizungshammer“-Gesetz dürfte erneut auf der Tagesordnung stehen, denn der Wirtschaftsminister braucht Erfolge, oder was er dafür hält. Für die Wirtschaft sind das keine guten Nachrichten. Inzwischen stimmte selbst der Finanzminister, immerhin ein FDP-Mann, auf Wohlstandsverluste ein. Die Rahmenbedingungen bleiben also – unabhängig von der Sommerflaute – schlecht, und das könnte von den Börsianern wieder verstärkt wahrgenommen werden.
Insofern ist verwunderlich, wie vergleichsweise gut sich der DAX 40 bislang hält. Allerdings ist der Kurseinbruch unmittelbar nach Erreichen des Allzeithochs vom 31.7. ein deutlicher Hinweis auf die vorhandene Abgabebereitschaft. Was nach den ersten beiden starken Abwärtstagen im August stattgefunden hat, ist im Wesentlichen eine Konsolidierung. Spannend ist die Frage, in welche Richtung der nächste Impuls gehen wird. Ein weiterer Abwärtsschub wäre sowohl technisch als auch fundamental stimmig, möglicherweise ein wenig zu stimmig, um sich direkt zu realisieren.
Konferenzherbst, ahoi!
Aber natürlich gibt es auch positive Aspekte des Börsenherbstes. Traditionell finden in der Zeit von September bis November einige der wichtigsten Konferenzen und Messen für Anleger statt. Neben dem Frühjahr ist dies also die Hauptzeit, in der sich Investoren mit neuen Ideen und Impulsen „aufschlauen“ können. Im Gegensatz zum Frühjahr folgt im Anschluss daran auch noch eine der saisonal interessantesten Börsenphasen, in der das frisch erworbene Wissen gleich in der Praxis getestet werden kann.
Den Anfang macht SRC Research mit dem SRC Forum Financials & Real Estate 2023, einer Veranstaltungsreihe, die sich an Investoren im Bereich der Finanz- und Immobilienaktien wendet. Im zwanzigsten Jahr ist die Liste der präsentierenden Unternehmen kürzer geworden, was man auch als Konjunkturindikator lesen kann. Andererseits zeigt sich gerade in schwierigeren Zeiten, wie ernst die betreffenden Unternehmen ihr Engagement am deutschen Kapitalmarkt nehmen. Nähere Informationen zu dieser kostenfreien Veranstaltung am 12.9. in Frankfurt finden Sie im aktuellen Smart Investor 8/2023 auf S. 11 oder unter www.src-research.de/ffs.
Weiter geht es am 30.9. mit der Investmentkonferenz „World of Value“ ebenfalls in Frankfurt/Main. Dort haben Sie Gelegenheit einige der bekanntesten Köpfe der deutschen Investmentszene einen Tag lang live und hautnah zu erleben. Ein besonderes Highlight ist der Risikoexperte Dr. Markus Krall, der schon früh auf die Möglichkeit einer gemeinsamen BRICS-Währung aufmerksam gemacht hat. Am 30.9. wird er auch für Fragen um dieses hochspannende Thema zur Verfügung stehen. Eine Anzeige zu dieser Veranstaltung finden Sie ebenfalls im aktuellen Smart Investor 8/2023 auf S. 25, inklusive eines Rabatt-Coupons über 20% der Tagungsgebühr.
ANZEIGE
Musterdepots & wikifolio
In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute Neuigkeiten zu unseren letzten Käufen, sowie ein Update zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Mit unserer vorvorletzten Ausgabe wurde übrigens die monatliche Tabelle zum Aktienmusterdepot veröffentlicht. Durch einen Klick lässt sich diese Tabelle jetzt auch auf ein lesefreundliches Format vergrößern. Die neue Version erscheint immer am Mittwoch vor dem Erscheinungsdatum des Magazins (meist ist das der letzte Samstag im Monat). Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.
Fazit
Die einen müssen Schlankheitsmittel zu sich nehmen, um sich klein zu schrumpfen, die deutsche Wirtschaft schafft das unter der Berliner Ampel ganz von allein.
Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Ein mit “*“ gekennzeichnetes Wertpapier oder ein Derivat darauf wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation oder der Smart Investor Printausgabe von mindestens einem Mitarbeiter der Redaktion gehalten.
Abonnements:
Unsere Smart Investor Abonnements finden Sie hier.
Das Magazin:
Das aktuelle Smart Investor Magazin finden unsere Abonnenten hier.
E-Mail-Versand:
Sollten Sie den E-Mail-Versand abbestellen wollen, so benutzen Sie bitte den Abmelde-Link unter dem Newsletter bzw. schicken uns eine E-Mail mit dem Betreff “Abbestellen des SIW” an weekly@smartinvestor.de.
Unsere Datenschutzerklärung finden sie hier.
Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
Unsere Depotempfehlung: das Depot von smartbroker.de. Bereits ab 0 € Gebühren Wertpapiere handeln.