Kolumne
Gastbeitrag von Thomas Bartling, CONCEPT Vermögensmanagement
Als Michael J. Saylor 1989 gemeinsam mit Sanju Bansal und Thomas Spahr die Firma MicroStrategy gründet, hat er die Vision, ein einzigartiges Unternehmen für die zielgerichtete Analyse von Datenmengen (Data Warehousing) groß zu machen. In den Anfangsjahren gelingt es Saylor, sich im Wettbewerb (SAP, Oracle) zu etablieren und etwa McDonald’s als wichtigen Leadkunden und den Bertelsmann Buchclub zu gewinnen. Überall dort, wo riesige Datenmengen und Millionen von Geschäftstransaktionen unauswertbar scheinen, zeigt sich die Business-Intelligence-Software von MicroStrategy in der Lage, wichtige Managementinformationen aller Aggregationsstufen zu generieren. Saylor bedankt sich bei seinen Kunden und Projektpartnern für die Zusammenarbeit stets mit einer Glaskugel.
Wertaufbewahrungsmittel Bitcoin
Die Glaskugel steht für den visionären Charakter Michael J. Saylor. So veranlasste er als CEO und Hauptaktionär von MicroStrategy 2020, einen beträchtlichen Teil der liquiden Mittel des börsennotierten Unternehmens in Bitcoin zu investieren und 21.454 Bitcoin für 250 Mio. USD zu erwerben. Als Grund führte er seinerzeit an, dass Bitcoin ein verlässliches Wertaufbewahrungsmittel und ein attraktiverer Anlagewert mit einem größeren langfristigen Wertsteigerungspotenzial als Bargeld sei. Wenige Monate nach dieser spektakulären Transaktion verkündete MicroStrategy 2021, dass es als erstes Unternehmen zukünftig seine Vorstände in Bitcoin entlohnen werde. Mit Stand vom 13.3.2024 hält der US-Softwarespezialist 205.000 Bitcoin – das sind nahezu 1% an dem gemäß Konzept von Satoshi Nakamoto definierten Maximalbestand von 21 Mio. Bitcoin, von denen aktuell bereits 19,6 Mio. „geschürft“ und in Umlauf sind.
Die Bewertungsfrage
Aufgrund der steilen Kursentwicklung der letzten Wochen mit einem aktuellen Preisniveau von 73.000 USD entspricht der Bitcoin-Bestand von MicroStrategy einem Wert von knapp 15 Mrd. USD. Die Aktie ist seit Jahresanfang um 180% exponentiell gestiegen und weist am 13.3.2024 eine Marktkapitalisierung von 30 Mrd. USD auf. Bewertet man das Kerngeschäft mit dem Sechsfachen des Jahresumsatzes (500 Mio. USD), entspricht dies 3 Mrd. USD. So ergibt sich ein Bewertungsaufschlag von 12 Mrd. USD auf den Kryptobestand. Die sehr bullishen Investoren begründen diesen hohen Aufschlag vor allem mit der aktuellen Kursdynamik des Bitcoin, die sie nach Überschreiten des alten Allzeithochs aus November 2021 noch nicht am Ende sehen. In der zweiten Aprilhälfte steht nun ein Bitcoin-Halving an, nach dem die gleiche Rechenleistung den bitcoinschürfenden Unternehmen zukünftig nur noch den halben Ertrag bringt. In der Geschichte des Bitcoin ist es die vierte Halbierung (nach 2012, 2016 und 2020), in deren Vor- und Nachlauf es immer zu starken Kursanstiegen gekommen ist. Über einen höheren Kurswert hat der Markt damit den halbierten Ertrag immer mehr als ausgeglichen. Kurzfristig scheint die MicroStrategy-Aktie anfällig für Korrekturen aufgrund des spekulativen Momentums. Langfristig sichert das limitierte Bitcoinangebot bei steigender Nachfrage die Wertstabilität des Unternehmens. Aktuell ist die MicroStrategy-Aktie auch im Portfolio des CONCEPT Aurelia Global mit 4% gewichtet.
Thomas Bartling (59) studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Informatik an der Universität Bielefeld, um im Anschluss zunächst im IT- und Finanzmanagement von Bertelsmann zu arbeiten. Seit Auflage 2008 ist er verantwortlicher Fondsmanager des Publikumsfonds CONCEPT Aurelia Global (WKN: A0Q8A0). Bartling ist Geschäftsführer und Gesellschafter von CONCEPT Vermögensmanagement in Bielefeld.
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