Goldene Zeiten

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Wenn die Märkte überraschen

Comeback für Big Tech

Krieg in der Ukraine, Schlagabtausch im Nahen Osten, Donald Trump schwingt den Zollhammer und die Staatsverschuldung steigt allerorten. Derzeit scheinen wir uns in der schlechtesten aller möglichen Anlegerwelten zu befinden. Doch möglicherweise ist das exakte Gegenteil der Fall. Die Märkte halten sich trotz aller Irritationen wacker. Für Gold gilt das sowieso. Smart Investor rät seit Jahr und Tag dazu, einen signifikanten Anteil des Vermögens in Edelmetalle zu investieren. Aber auch Big Tech-Werte, welche nach gutem Lauf in den letzten Monaten weniger gefragt waren, dürften langfristig ein glorreiches Comeback erleben.

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Werner Rapp vom Feri Institute aus Bad Homburg spricht in diesem Zusammenhang vom „Blind Spot“ der Anleger: Was in einem oder zwei Jahren relevant werden könnte, interessiere die Kapitalmärkte heute kaum. Genau das ist ein Verhalten, das Rendite kostet. Analysten rechnen damit, dass die bislang beliebten US-Staatsanleihen zunehmend uninteressant werden, da die USA unter Präsident Trump an Kreditwürdigkeit einbüßen. Der „Big Beautiful Bill Act“ bläht nämlich die Staatsschulden weiter auf. Auch die Zinsen bleiben unter Aufwärtsdruck, denn Trumps Zolldrohungen hat Konkurrent China mit Zurückhaltung bei Dollar-Investitionen beantwortet.

Auf der anderen Seite ist die derzeitige Abneigung europäischer Kapitalanleger gegenüber amerikanischen Technologietiteln womöglich übertrieben. Zwar wird Europa versuchen, sich bei Software- und Clouddiensten unabhängiger von den USA aufzustellen. Doch bleiben die Vereinigten Staaten Technologieführer. Sie dürften uneinholbar sein auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz (KI), und sie werden bei dem erwarteten „Next Big Thing“, dem Quanten-Computing, ganz vorn mit dabei sein. Angenehm für langfristig kalkulierende Anleger ist, dass voraussichtlich nur Technologiekonzerne mit tiefen Taschen und viel Knowhow eine führende Rolle spielen werden. Denn im Zweifel kaufen diese jene überraschenden Innovatoren, die ihnen in die Quere kommen könnten, einfach vom Markt. Die Gewinner von morgen könnten daher die Gewinner von gestern sein:

Nvidia (WKN: 918422), Cashcow, KI-Chips
AMD (WKN: 863186), Hochtechnologie-Chips
Meta (WKN: A1JWVX), KI, Werbung
Microsoft (WKN: 870747), KI, Cloud
Amazon (WKN: 906866), Cloud, Werbung

Auch Tesla (WKN: A1CX3T) darf nicht abgeschrieben werden. Chef Elon Musk hat wiederholt bewiesen, dass er seine Aktionäre positiv überraschen kann, und zwar genau dann, wenn er scheinbar mit dem Rücken zur Wand steht und konventionelle Denker gerade begonnen haben, ihn abzuschreiben. Die Felder für solche Überraschungen sind zudem äußerst vielfältig: KI („Grok), fahrerlose Autos, Roboter, Batterien, Solartechnik, Satelliten, Raketen, etc.

Krypto angezählt

Äußerst aufschlussreich für Anleger ist die Reaktion verschiedener Assetklassen auf Krisensituationen. Der jüngste Nahostkonflikt bietet Anschauungsunterricht. Als Israels Jets am Freitag letzter Woche aufstiegen und Atomanlagen, militärische Infrastruktur und Spitzenpersonal des Iran bombardierten, schoss die Notierung von Gold nach oben, Kryptowährungen aber verloren. Dabei sollte Krypto doch das neue, „moderne“ Gold sein. Der Bitcoin fiel am Freitag um 1,6% und damit sogar mehr als der US-Leitindex S&P 500. Innerhalb von drei Handelstagen betrug der Kursverfall sogar 4%.

Es zeigt sich ein Muster. Bereits im April, in der Woche, da US-Präsident Trump am „Liberation Day“ der restlichen Welt mit ziemlich sportlichen Einfuhrzöllen drohte, taumelte die vermeintliche Fluchtwährung Bitcoin und verfiel innerhalb von sechs Tagen um 7,5%. Ähnlich war die Reaktion auf den Schockmoment, als russische Truppen die Grenze zur Ukraine im Februar 2022 überschritten: Der Bitcoin als „sicherer Hafen“ für Anleger funktionierte nicht, es war keine Nachfrage da, der Kurs blieb richtungslos. Ganz anders das Gold; bei jeder Krise war es gesucht, stieg im Preis, war und ist fortgesetzt die Krisenwährung der Wahl. Das gilt zumindest oft in unmittelbarer Nähe zu einem Krisenereignis. Warum man sich auf diesen Zusammenhang aber dennoch nicht verlassen sollte, erläutert Bestseller-Autor und Fondsberater Martin Siegel im kommenden Smart Investor 7/2025. Er hat den Zusammenhang zwischen Kriegen/Krisen und Goldpreisentwicklung über mehr als 40 Jahre untersucht und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Ein Grund für die Krypto-Skepsis der Anleger dürfte die körperlose Form der computergenerierten Coins sein. Die Werthaltigkeit einer Goldmünze ist dem Menschen unmittelbar und im Wortsinn begreifbar. Die Münze ist überraschend schwer, glänzt und fasziniert seit Jahrtausenden. Sie funktioniert als sofortiges Tauschobjekt in der Krise. Anders Krypto: körperlos und damit womöglich im entscheidenden Moment nicht im Zugriff. Schließlich steigt in der Krise die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom weg ist oder das Internet gekappt wurde.

Basics von Buffett

Es dürfte der schwierigste Punkt im Leben eines erfolgreichen Anlegers sein: Zu erkennen, wann es vorbei ist. Wann die eigene geistige Spannkraft nicht mehr ausreicht, um in den Märkten zu bestehen, die letztlich nichts anderes sind als intellektuelle Haifischbecken. Hier belauert jeder jeden und einer frisst die Gewinne des anderen. Der legendäre Investor Warren Buffett hat sich jüngst entschieden, die Leitung von Berkshire Hathaway an Greg Abel zu übergeben. Dem Wall Street Journal sagte der 94-Jährige: „Ich bin aus irgendeinem seltsamen Grund erst mit etwa 90 Jahren richtig alt geworden. Aber wenn man anfängt, alt zu werden, wird es unumkehrbar.“ Manchmal habe er Gleichgewichtsschwierigkeiten, könne sich schwer an Namen von Personen erinnern. Bei der Zeitungslektüre fiel ihm auf, dass die Texte mit immer weniger Druckerschwärze gedruckt wurden …

Am 3. Mai entschied er sich dann. Er wollte zum Wohle von Berkshire Hathaway reagieren und Platz machen für den 62-jährigen Abel: „Der Unterschied im Energieniveau und wie viel Abel an einem 10-Stunden-Tag erreichen konnte im Vergleich zu dem, was ich an einem 10-Stunden-Tag erreichen konnte. Der Unterschied wurde immer dramatischer.“ In Entscheidungsfindung und konsequenter Umsetzung ist Altmeister Buffett offensichtlich immer noch „top notch“ und krönt damit ein beeindruckendes Investorenlebenswerk. Mehr zu Buffett und der Zukunft von Berkshire erfahren Leser im aktuellen Smart Investor 6/2025.

Zu den Märkten

Der Auftakt des heißen Kriegs zwischen Israel und dem Iran hat den DAX nicht kalt gelassen. Allerdings fiel die Abwärtsreaktion maßvoll aus. Lediglich der Ölpreis zuckte nach oben, wie es bei Spannungen in der Region üblich ist. Die besonnene Reaktion der Aktienmärkte überrascht, galt ein direkter Schlagabtausch zwischen beiden Ländern doch seit vielen Jahren als das absolute geopolitische Schreckensszenaro – atomare Eskalation inklusive. In den ersten Angriffswellen agierten die Israelis allerdings derart effizient, dass sie schon nach einigen Stunden de facto die Lufthoheit über den Iran errungen hatten. Dagegen erwiesen sich die iranischen Streitkräfte als überraschend konfus und schwach, wozu auch die unmittelbaren Enthauptungsschläge gegen die iranische Militär- und Geheimdienstführung beigetragen haben dürften. Die mehrfach angekündigte Vergeltung mit dem gleichzeitigen Abfeuern von 1.000 bis 2.000 Raketen zur Übersättigung der israelischen Luftabwehr bleib bislang aus. Manches erinnert an den ersten Golfkrieg zwischen den USA und dem Irak. Die irakische Führung erging sich bis zum Schluss in martialischen Bekundungen der eigenen Stärke. Das Ende ist bekannt. Realistisch dürfte dem iranischen Regime derzeit vor allem der Terror als Option verbleiben. Große Anschläge gegen Israel, die USA oder andere Nationen würden aber weitere harte militärische Reaktionen provozieren.

Gegen das Szenario vom Dritten Weltkrieg spricht derzeit vor allem, dass der Iran kaum noch Unterstützer hat. Seine eigene Hisbollah-Miliz ging in den ersten 48 Stunden de facto von der Fahne. Vom verbündeten Russland kam nach Tagen nicht mehr als eine pflichtschuldige Verurteilung der israelischen Attacken. Erkennbar haben die Russen keine Ambitionen, den Israelis oder einem Sturz der Mullahs militärisch etwas entgegenzusetzen. Auch das dürfte für die relative Gelassenheit der Märkte gesorgt haben.

Hochkaräter im Wohnzimmer

Einen Leckerbissen der besonderen Art dürfen wir erneut in Form des kostenlosen Webinars „Rette Dein Geld – der digitale Euro kommt“ von Kettner Edelmetalle empfehlen (vgl. Anzeige). Die Besetzung des Panels, unter anderem mit ZDF-Urgestein Peter Hahne, Friedens- und Konfliktforscher Dr. Daniele Ganser, dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Richard Werner sowie dem Goldexperten Matthew Piepenburg, sorgt nicht nur für mehrwertige Information, sondern zudem für einen hohen Unterhaltungswert – direkt auf dem heimischen Monitor. Das sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal Hinweise zu unseren zuletzt getätigten Transaktionen. Die große Übersicht für den Berichtszeitraum Mai 2025 inklusive der großen Übersichtstabellen finden Sie hier. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Gold glänzt und Big Tech könnte sogar wieder besser werden als sein aktueller Ruf. Entscheidend ist in beiden Fällen, wie sich die Kriegs- und Krisenlagen weiterentwickeln.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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