„Smart Money“

Titelbild: © yu_photo – stock.adobe.com

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Wie ein Präsident investiert

Trumps Depot

Der US-Präsident dürfte nicht nur der mächtigste Mann des Erdballs sein, sondern auch einer der am besten informierten. Wie interessant und lehrreich wäre es, man könnte ihm ins Aktiendepot schauen. Im Prinzip kann man das, denn der Präsident der Vereinigten Staaten muss sich gegenüber der United States Securities and Exchange Commission (SEC) regelmäßig schriftlich erklären. Donald Trumps aktuelle SEC Filings umfassen mehr als 200 Seiten und sie enthalten Überraschendes.

Das finanzielle Engagement von Donald Trump bei Broadcom (WKN: A2JG9Z), Microsoft (WKN: 870747) und Nvidia (WKN: 918422) zeigt, dass der 79-Jährige ein Gefühl für den Puls der Zeit hat. Alle drei Aktien streben an der Kurstafel steil nach oben. Trumps Depot enthält laut letzten Filings dagegen keinerlei Pharma-Titel. Sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ist für eine Pharma-kritische Haltung bekannt; die Branche ächzt, die Börse quittiert es mit Abschlägen, sichtbar beispielsweise am Sektor-ETF SPDR S&P U.S. Health Care Select (WKN: A14QB2).

Ein Großteil von Trumps Vermögen (2,3 Mrd. USD) steckt in der Holding Trump Media & Technology Group. Sie ist Betreiber des X-Konkurrenten Truth Social, jener Kurznachrichtenplattform, auf welcher sich Donald Trump mehrmals täglich äußert und sein Regierungshandeln erklärt beziehungsweise lobt.

Die Glorreichen Sieben

Magnificent Seven oder Glorreiche Sieben werden sie genannt: die Gruppe der US-Unternehmen Meta (WKN: A1JWVX), Microsoft, Nvidia, Amazon, Google, Apple und Tesla. Sie alle produzierten in den vergangenen Jahren zuverlässig goldgeränderte Geschäftsberichte und sorgten für ein breites Grinsen bei den Aktionären. Im Jahr 2025 ist es damit vorbei. Die Gruppe der Glorreichen fällt auseinander. Die drei erstgenannten Technologieführer setzen ihren Gipfelsturm fort. Die anderen bleiben zurück, deren Aktionären ist das Grinsen vergangen, Zähneklappern setzt ein:

  • Amazon (WKN: 906866), immer noch im Herzen ein Versandunternehmen, schlägt das zurückgehende Verbrauchervertrauen auf den Kursmagen. Kursentwicklung 2025 bislang minus 4%.
  • Google spürt den heißen Atem der KI-Verfolger im Nacken: Perplexity, ChatGPT und Claude könnten das „Googeln“ teilweise verdrängen und der Suchmaschine die Marktdominanz rauben. Google kämpft dagegen, setzt auf Gemini. Aktionäre zweifeln, das zeigt der mäandernde Aktienkurs von Alphabet (WKN: A14Y6H). 2025 bislang minus 12%.
  • Hardware-Bauer Apple (WKN: 865985) hat die Software-Revolution KI verschlafen. Schnell gezimmerte eigene KI-Modelle enttäuschen iPhone-Wischer und Anleger. Der geniale Unternehmensgründer und Produktvisionär Steve Jobs fehlt. Ein Befreiungsschlag wäre, Perplexity zu kaufen; Kursminus 2025 bislang -18%.
  • Elon Musk machte einen Deep Dive in die MAGA-Politik. Dem Aktienkurs von Tesla (WKN: A1CX3T) hat das weh getan. Die progressive Kundschaft nimmt es übel. Jetzt ist Musk zurück in der Firma und versucht, das Steuer herumzureißen. Zuzutrauen ist es ihm. Kursminus 2025 bislang 20%.

Comeback-Kid Korea

Bemerkenswertes gibt es aus dem Fernen Osten zu berichten. Für Jahrzehnte galt, dass Anlagegelder aus Japan, Südkorea, Taiwan gern in den USA investiert wurden. Derzeit dreht sich der Trend ins Gegenteil. Vor allem die südkoreanische Börse profitiert. Das ist kein Wunder: Südkorea will weder das Klima noch die Welt retten. Das Land strebt lediglich an, den eigenen Bürgern ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen.

Dafür hat der Anfang Juni gewählte Präsident Lee Jae-myung der linken Minjoo-Partei das Ziel ausgegeben, dass der Korea Composite-Aktienindex (KOSPI) die 5.000 Punkte erklimmt. Dieser Wert liegt immerhin 67% über dem derzeitigen Niveau. Das ist, als würde Bundeskanzler Friedrich Merz ein Kursziel von 39.000 für den DAX ausgeben und dann die Bremsen für die Wirtschaft lösen. Im Land des gefühlten Dreisprungweltmeisters – Hypermoral, Wucherbürokratie, Steuerlastschwergewicht – wird das aber nur passieren, falls auch noch die Inflation außer Kontrolle gerät.

Südkorea aber hat sich auf den Weg gemacht, politisch und wirtschaftlich. Der KOSPI rennt los und hat mit einem Sprung um zwölf Ränge in diesem Monat den ersten Platz unserer Relative-Stärke-Rangliste erklommen. Näheres dazu lesen Sie im Smart Investor 7/2025, der zum Wochenende erscheint. Wer mitrennen will, hier sind drei ETFs, die sich dem Thema Südkorea widmen: Franklin FTSE Korea (WKN: A2PB5X), HSBC MSCI Korea Capped (WKN: A1JJU5) und iShares MSCI Korea (WKN: A0HGWD).

Zu den Märkten

Im Vergleich zum KOSPI sieht der DAX etwas ermattet aus. An den europäischen Aktienmärkten führte der Israel/Iran-Krieg mehrfach dazu, dass den Börsianern der Atem stockte. Schon die erste Angriffswelle ließ Befürchtungen eines neuen großen Golfkrieges, ja eines Flächenbrands aufkommen. Diese verstärkten sich unmittelbar nach Kriegseintritt der USA noch weiter. Der Gedanke lag nah, dass nach den Amerikanern auch China und Russland mitmischen würden. Das tun sie vermutlich auch, doch zeigten sie wenig Interesse, dies öffentlich zu machen. Nach dem Schlagabtausch folgte nun die (vorübergehende?) Deeskalation. Zwar lastete der Krieg auf europäischen Aktien, die Kursrückgänge fielen jedoch moderat aus. Nach der Verkündung der Waffenruhe kam es gestern sogar zu einem kleinen Freudensprung.

Einmal mehr zeigte sich damit ein auffälliger Kontrast zwischen politischen Kommentatoren und Marktteilnehmern. Während letztere zu dem Urteil „alles halb so schlimm“ gelangten, sahen erstere schon den Auftakt zum Dritten Weltkrieg. Solche Unterschiede sind systematisch. Investoren müssen die Zukunft möglichst präzise abschätzen, während Medien mit ihren Geschichten vor allem gesehen werden wollen – sensationell! „Halb so schlimm“ eignet sich beim besten Willen nicht als Schlagzeile. Dazu kommt, dass Anleger regelmäßig mehr „Skin in the game“ haben, weil sie Mittel einsetzen. Ein Medium riskiert allenfalls seinen Ruf und der ist häufig ohnehin schon ruiniert. Kleiner Tipp: Falls Ihnen die Kursentwicklung allein nicht für die Beurteilung ausreicht, dann gleichen Sie Ihre Markteinschätzung besser mit den Quoten einer Wettplattform wie https://polymarket.com/ ab als mit der Tagesschau.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal unsere große Depotübersicht für Juni 2025 einschließlich Bestandstabelle und den getätigten Transaktionen. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Nicht jeder hält Donald Trump für smart oder gar für einen guten Investor. Zumindest steht er Neuem aufgeschlossen gegenüber, wie seine Investments in Tech-Aktien zeigen. Ob diese allerdings erfolgreich sein werden, steht auf einem anderen Blatt.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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