Kolumne
Gastbeitrag von Dana Kallasch, Commodity Capital AG
Strategischer Rohstoff
Der weltweite Energiebedarf steigt rasant – getrieben von Digitalisierung, Elektromobilität, KI und wachsendem Wohlstand in Schwellenländern. Gleichzeitig erfordern ambitionierte Klimaziele emissionsarme und grundlastfähige Stromquellen. Vor diesem Hintergrund erlebt ein lang vernachlässigter Rohstoff ein spektakuläres Comeback: Uran. Die Renaissance der Kernkraft als stabiler, CO₂-freier Energielieferant rückt auch den Uranmarkt wieder in den Fokus von Investoren, Politik und Industrie.
Kernenergie als Teil der Energiewende
Lange Zeit war Atomkraft in der öffentlichen Debatte umstritten – doch das ändert sich zunehmend. Die EU hat Uran in ihrer Taxonomie-Verordnung als „nachhaltig“ eingestuft, und auch in den USA nimmt die politische Unterstützung zu. Denn: Kernkraftwerke produzieren verlässlich große Mengen CO₂-freien Strom – unabhängig von Sonne, Wind oder geopolitischen Krisen.
Unter der aktuellen US-Regierung von Donald Trump wird diese Entwicklung durch gezielte Maßnahmen zusätzlich gestützt. So sollen Genehmigungsverfahren für Uranprojekte beschleunigt werden, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten (insbesondere aus Russland und Kasachstan) zu reduzieren. Das Ziel: eine eigenständige, resiliente Uranversorgung aus Nordamerika.
Industrie setzt auf Atomstrom – Meta macht den Anfang
Auch die Privatwirtschaft erkennt zunehmend den strategischen Wert von Atomstrom. Jüngstes Beispiel: Meta, der Konzern hinter Facebook, hat einen Stromabnahmevertrag (PPA) mit dem US-Versorger Con-stellation Energy abgeschlossen. Dieser Vertrag garantiert Meta langfristige Versorgung mit Kernenergie – ein deutliches Signal, dass Technologieunternehmen emissionsarmen Grundlaststrom als unerlässlich für ihre Rechenzentren betrachten.
Solche Verträge stärken nicht nur das Vertrauen in die Zukunft der Kernkraft, sondern signalisieren auch eine wachsende Nachfrage nach Uran als Rohstoff – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Angebot, Preisentwicklung und Investitionsströme im Uransektor.
Angebot unter Druck, Nachfrage zieht an
Jahrelange Unterinvestitionen, Minenschließungen und niedrige Uranpreise haben das Angebot ausgedünnt. Viele Förderprojekte wurden gestoppt oder nur auf niedriger Flamme weitergeführt. Gleichzeitig nimmt die Zahl neuer und reaktivierter Kernkraftwerke weltweit wieder zu – besonders in China, Indien, der arabischen Welt und Osteuropa. Hinzu kommt: Uranexplorer und Nebenwerte reagieren traditionell verzögert auf Rohstoffbullenmärkte. In den letzten Jahren wurden sie von Investoren weitgehend ignoriert – ein zyklisches Phänomen, das nun eine massive Aufholbewegung einleiten könnte.
Fazit
Uran steht an der Schwelle zu einem neuen Bullenmarkt. Unterstützt durch politische Maßnahmen, steigende industrielle Nachfrage und das Umdenken in der Energiepolitik, formieren sich die Weichen für eine langfristige Aufwertung des gesamten Sektors. Produzenten und Entwickler in geopolitisch stabilen Regionen mit niedrigem Kostenprofil dürften überproportional profitieren. Für Investoren bietet sich jetzt die Chance, selektiv in ein Segment einzusteigen, das nicht nur von ökonomischen Zwängen, sondern zunehmend auch von gesellschaftlicher und politischer Akzeptanz getragen wird.
Dana Kallasch, Mitgründerin und CEO von Commodity Capital, verfügt über eine langjährige und umfassende Erfahrung im Finanzsektor. Ihre Karriere begann 1999 bei der Dresdner Bank AG, wo sie private und institutionelle Kunden im Bereich der Investmentstrukturierung unterstützte. Im Jahr 2006 wechselte sie zur Banque LBLux S.A. in Luxemburg. Dort verantwortete sie den Bereich Business Development. Kallasch ist als CEO bei Commodity Capital hauptverantwortlich für die einzelnen Unternehmensbereiche und zuständig für die strategische Entwicklung des Unternehmens. Zudem zählt der Produktvertrieb zu ihren Schwerpunkten. Ihre Ausbildung umfasst einen BBA-Abschluss der HfB (Frankfurt BusinessSchool) und der Universidad Pablo de Olavide (Sevilla). Zusätzlich erlangte sie praxisorientierte Abschlüsse der Universität München.