Bye bye, Hollywood

Titelbild: © sora.chatgpt.com

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YouTube zieht auf und davon

Mehr Zuschauer

Hollywood ist entthront. In den USA ist YouTube seit diesem Jahr der meistgesehene Kanal: nicht nur auf Handys und Tablets, sondern ebenso auf den TV-Geräten der Haushalte. YouTubes Abstand auf Mitbewerber wächst laut Daten des Analyseunternehmens Nielsen weiter. Lokale Kabelanbieter und selbst Unterhaltungsriesen wie Disney (WKN: 855686) können nicht mithalten. Das hat Folgen: Talkmaster und Filmemacher (auf Neudeutsch „Creator“) wandern ab. Statt für Kabelstationen oder große Studios zu arbeiten, produzieren sie vermehrt auf eigene Rechnung und nutzen YouTube als Plattform, um Werbeeinnahmen zu erzielen, Merchandising zu betreiben und die Reichweite der eigenen Personenmarke auszubauen.

YouTube hat im Mediengeschäft einen strategischen Vorteil gegenüber Disney und Netflix (WKN: 552484). Die Creator produzieren für die Plattform eigenständig und unabhängig. In ihre Shows, Talks und Filme muss YouTube keinen Cent investieren. Zuschauerklicks und der hauseigene Algorithmus bestimmen über Erfolg oder Misserfolg. Traditionelle Studios und Fernsehsender haben dagegen im Voraus Unsummen in die Entwicklung und Umsetzung von Shows bzw. Filmen zu stecken, aber keiner der hochbezahlten Unternehmenschefs weiß, welche Schöpfungen der Kreativen Top oder Flop sein werden, wenn sie endlich über den Sender gehen. So braut sich für die Hollywood-Bosse der perfekte Sturm zusammen:

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– YouTubes TV-App ist mittlerweile auf vielen US-Fernsehern vorinstalliert. Nach mehreren Entwicklungsschritten funktioniert sie perfekt und reagiert schnell.
– Eine neue Zuschauergeneration wächst heran. Sie kennt YouTube vom Handy und will die Videoplattform nach Feierabend auch auf dem Wohnzimmer-TV erleben, zumal YouTube in der Version mit Werbung keine weiteren Kosten verursacht.

Laut Analysten von Moffett Nathanson lag der Umsatz von YouTube im vergangenen Jahr bei enormen 54 Mrd. USD. Für 1,65 Mrd. USD kaufte Google das Unternehmen anno 2006. Es war eine der besten Unternehmensentscheidungen des Suchmaschinengiganten. Der Konzern, der an der Börse mittlerweile als Alphabet (WKN: A14Y6F) gelistet ist, steht an einem spannenden Punkt in seiner Geschichte. Er erfindet sich neu, nicht nur als dominierende Streamingplattform, sondern auch als Big Player im Feld der Künstlichen Intelligenz (KI).

Mehr KI 

Damit könnte Google wahrhaftig die nächste Google werden, also die Highflyer-Aktie, bei der man sich im Nachhinein fragt, warum man damals nicht eingestiegen ist, da doch alles so offensichtlich war – in der Rückschau jedenfalls … Der Grund für solche Überlegungen steht an der Spitze der Google-Webseite. Dort oben auf dem teuersten Aufmerksamkeitsplatz der Erde, direkt unter dem Suchschlitz, platziert Alphabet mittlerweile häufig die Antworten seiner KI-Applikation Gemini und diese Antworten sind nicht schlecht.

Sie sind sogar so gut, dass sie die Unternehmensführer der Konkurrenz von Microsoft (WKN: 870747), Meta Platforms (WKN: A1JWVX), Amazon (WKN: 906866), Apple (WKN: 865985) und Tesla (WKN: A1CX3T) ins Grübeln bringen. Alle haben Unsummen in eigene KI-Modelle gesteckt. Das meiste von dem Geld dürfte KI-Chiphersteller Nvidia (WKN: 918422) eingesackt haben und damit haben wir auch gleich die Magnificent Seven, die Glorreichen Sieben beisammen, die in den letzten Jahren für goldgeränderte Depotergebnisse und leuchtende Anlegeraugen gesorgt haben.

Die Zeiten sind vorbei. Die Gruppe teilt sich. Einige enteilen, andere bleiben zurück. Zum Beispiel Apple, glaubt Dan Ives, Geschäftsführer von Wedbush Securities. Gegenüber dem Wall Street Journal sagte er: „Apple sitzt auf einer Parkbank, isst einen Apfel und beobachtet die vorbeiziehende KI-Revolution auf der Autobahn.“ Auch Grok, die Eigenentwicklung aus dem Hause Musk/Tesla, hat bislang kaum PS auf die Straße bringen können. Meta bewirft Entwickler zwar mit Millionen, eine ernstzunehmende, eigene KI ist aber bislang nicht in Sicht.

Google spielt mit Gemini mittlerweile in einer anderen Klasse als die Konkurrenten. Der Konzern hat die Surfdaten seiner Benutzer, dazu die YouTube-Daten, die Daten der eigenen Such-Crawler. Dazu kommen die stetig sprudelnden Einnahmen aus der Google-Werbung. So lässt sich Gemini trainieren und finanzieren. Gleichzeitig lernen die Nutzer, über die Google-Suche die KI Gemini zu benutzen und ihr zu vertrauen. Google ist tatsächlich auf dem besten Weg, die nächste Google zu werden. Anleger, die frühzeitig darauf setzen, könnten belohnt werden.

Mehr Gewinne

Abseits angesagter Investment-Themen wie Rüstung oder KI existieren in Deutschland Unternehmen, die solide wirtschaften, sichere Geschäftsmodelle haben und stetige Gewinne erzielen. Ihr Manko: Sie bieten kein aufregendes Narrativ, machen keine Schlagzeilen, sondern lediglich gute Geschäfte. Finden lassen sich solche versteckten Anlageperlen über die Free-Cashflow-Rendite. Sie zeigt, wie viel Prozent des Aktienkurses ein Unternehmen jährlich als frei verfügbaren Zahlungsmittelüberschuss pro Aktie erwirtschaftet. Es ist eine der aussagekräftigsten Bewertungskennzahlen für Aktien. Als grobe Richtschnur gilt, je höher der Wert ist, desto besser.

Eurokai (WKN: 570650) bewirtschaftet Teile der Häfen von Hamburg und Bremerhaven. Der Containerumschlag boomt. Dennoch ist Eurokai relativ unbekannt und wird von internationalen Anlegern wenig beachtet. Vielleicht liegt die Free-Cashflow-Rendite deshalb noch bei erfreulichen 18% und das KGV bei einem moderaten Wert von 7. Aus Sicht der Free-Cashflow-Rendite ebenfalls einen Blick wert sind der IT-Servicedienstleister Cancom (WKN: 541910) aus München mit einer 14%-Rendite und einem KGV von 19 sowie der Ulmer Hidden Champion Uzin Utz (WKN: 755150) mit 13%-Rendite, KGV 11. Das Unternehmen stellt Bodenverlegesysteme her. Die genannten Titel sind markteng und eher für erfahrene Anleger geeignet.

Zu den Märkten

Auch in dieser Woche blieb uns das DAX-Muster der letzten Zeit erhalten – ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurück …
Im Ergebnis kommt der Index weder nennenswert voran, noch fällt er wirklich zurück. Nach dem Gipfelsturm der Vormonate scheint im Moment ein wenig die Luft raus zu sein. Daran konnten auch die zwischenzeitlich erreichten neuen Allzeithochs nichts ändern. Auf dem erreichten Niveau fehlt es an Anschlusskäufen oder schlicht an der Bereitschaft zu nennenswerten Neuengagements. Es ist gut möglich, dass sich hier gerade ein Zwischengipfel ausprägt, zumal die Sommermonate in der Regel ohnehin etwas mau sind.
Neue Impulse sind durch die laufende Berichtssaison oder die Zollverhandlungen mit den USA zu erwarten. Die können allerdings in beide Richtungen wirken. Heute profitierte beispielsweise der zuletzt arg gebeutelte deutsche Fahrzeugbau von einer Zolleinigung zwischen den USA und Japan. Ob es mit der EU einen vergleichbar positiven Deal geben wird, ist aber keineswegs ausgemacht.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio gibt es diesmal einen Teil unserer großen Depotübersicht für Juli 2025 einschließlich der Bestandstabelle. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Google hat das Zeug, die nächste Google zu werden.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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