Inside
Auf dem Weg der Besserung?
Unbestritten: Der Healthcaresektor in Gänze war in den vergangenen Jahren nicht der Ort, an dem sich Investoren gedrängelt haben. Ausnahmen wie die Abnehmspritzenhersteller Eli Lilly und Novo Nordisk bestätigen eher die Regel. Mit Präsident Trump und seinem Gesundheitsminister Kennedy kam weiterer Gegenwind für den Sektor. Die Zollpläne des US-Präsidenten sorgten auch bei Pharmaprodukten für Unsicherheit, wegen Kennedy gab es Unruhe in der US-Arzneimittelbehörde FDA. Als ob das noch nicht genug wäre, griff Trump zu einem seiner mittlerweile berühmten dicken Stifte und unterzeichnete ein Dekret mit dem Ziel, die Arzneimittelpreise in den USA drastisch zu senken. Trotz allem: Für den Sektor bleiben die Wachstumstreiber intakt. Wesentlich resultieren sie auch aus Innovationsschüben, die u.a. durch KI befördert werden, aus der demografischen Situation in den Industrieländern und aus einer zunehmenden Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen in Schwellenländern durch eine breitere Verteilung des Wohlstands.
Innovative Nebenwerte
Die Performance des MEDICAL BioHealth (WKN: 941135; +26,8% in drei Jahren und damit deutlich mehr als die Vergleichsgruppe) ist weniger vom Sektor als von den Unternehmen bestimmt, die oft aus dem Nebenwertesegment stammen.Der Fokus liegt dabei auf wachstumsstarken Firmen, die innovative Präparate entwickeln oder einführen. Diese sind häufig begehrte Übernahmekandidaten für Pharmakonzerne. Zu den Top-Titeln zählen Insmed, das Medikamente gegen seltene Atemwegserkrankungen entwickelt, und Crinetics Pharmaceutical, ein Unternehmen, das endokrine Krankheiten bekämpft. Die Experten der Medical Strategy GmbH, die den Fonds verantworten, sehen den Vorstoß Trumps zur Reduzierung der Medikamentenkosten für BioPharma-Unternehmen sogar positiv. Aus ihrer Sicht könnte sich die Preisgestaltung wieder stärker an der medizinischen Innovation ausrichten, nicht an der Verhandlungsmacht von Zwischenhändlern.
Breites Spektrum vs. Fokussierung
Der apo Medical Opportunities (WKN: A0EQ6Y; -2,1% auf Sicht von drei Jahren und damit besser als die Peergroup) deckt das gesamte Spektrum des Gesundheitssektors ab. Zu den Top-Holdings zählen u.a. der Pharmakonzern Eli Lilly und der Krankenversicherer UnitedHealth Group. Aktuell sind Unternehmen aus dem Biotech-Sektor (38,5%) im Fonds am stärksten vertreten, gefolgt von Medizintechnik (26,3%). Im April wurde mit neuen Investments in das Augenoptikunternehmen Essilor und den Hörgerätehersteller Sonova ein eher defensives Healthcaresegment im Fonds gestärkt. In der Fondskolumne auf S. 37 gibt Maxim Dimitruk, Portfolio Manager Healthcare bei Apo Asset, einen Einblick in aktuelle Entwicklungen des Sektors. Der Bellevue Medtech & Services (WKN: A0RP27; +13,8% in drei Jahren und damit mehr als die Vergleichsgruppe) konzentriert sich auf Subsektoren im Gesundheitssektor mit Wachstumspotenzial und zugleich defensiven Qualitäten. Pharmaaktien bleiben außen vor. Im Fondsinterview auf S. 38 wirft Stefan Blum von Bellevue Asset Management einen Blick auf den Sektor und die Anlagestrategie des Fonds.
Fokus Biotechnologie
Der Polar Capital Biotechnology Fund (WKN: A1W70H; mit +16,3% in drei Jahren deutlich mehr als die Wettbewerber) hat sich seit Auflegung 2013 auch in schwierigen Zeiten gut geschlagen. Für das Portfolio aus 40 bis 60 Titeln werden Unternehmen gesucht, deren Innovationskraft aktuell vom Markt unterschätzt wird. In dem Zusammenhang wird nach Katalysatoren Ausschau gehalten, die die Werthaltigkeit des Unternehmens heben können. Das können beispielsweise klinische Daten oder Zulassungsentscheidungen sein. Zu den Top-Holdings zählen das Biopharmaunternehmen argenx, das auf die Behandlung von schweren Autoimmunerkrankungen fokussiert ist, und Arcutis Biotherapeutics mit einem Schwerpunkt auf Dermatologie.
Gesundheits-ETF
Der Xtrackers MSCI World Health Care ETF (WKN: A113FD; -1,9% und damit besser als die Vergleichsgruppe) bietet mit über 140 Aktien einen breiten Querschnitt durch den Gesundheitssektor der Industrieländer, und das mit US-Schwerpunkt (aktuell: 72,0%), wie bei den MSCI World Indizes erwartbar. Zu den Top-Holdings gehören deshalb wenig überraschend die US-Healthcare-Blue-Chips Eli Lilly, Johnson & Johnson und AbbVie. Der Pharmasektor ist zu 41,2% gewichtet, das Segment Ausstattung, z.B. Geräte und Instrumente, macht 17,0% aus, Biotechnologie ist zu 15,1% vertreten.
Qualitätsansatz
Selbst langfristig erfolgreiche Fonds wie der AB International Health Care Portfolio (WKN: 974522) können sich der Schwäche des Sektors in schwierigen Phasen nicht immer entziehen. Mit -2,2% auf Sicht von drei Jahren schaffte der Fonds es nicht ins positive Terrain, entwickelte sich aber besser als die Peergroup. Der Fondsklassiker deckt das gesamte Spektrum des Sektors ab, Pharmatitel haben mit 41,8% aktuell die stärkste Gewichtung. Über einen fundamental ausgerichteten Stock-Picking-Ansatz werden 40 bis 60 Qualitätsunternehmen ausgewählt. Dabei wird u.a. auf hohe Kapitaleffizienz, Profitabilität und das Geschäftsmodell geachtet. Gern gesehen sind Healthcareunternehmen, die zu Einsparungen und Kostensenkungen im Gesundheitswesen beitragen. Fondsmanager Vinay Thapar setzt u.a. auf Eli Lilly, Johnson & Johnson und Roche Holding. Bei den politischen Entwicklungen in den USA rät der Experte zu Gelassenheit. Vor dem Hintergrund einer knappen Mehrheit der Republikaner im Kongress hält der Fondsmanager eine disruptive Gesundheitspolitik in den USA für unwahrscheinlich.
Kampf gegen den Krebs
Der Candriam Equities L Oncology (WKN: A2PA0F; -9,9% in drei Jahren und damit weniger als die Vergleichsgruppe) hat einen speziellen Fokus auf die Krebsbekämpfung. Der von Linden Thomson gemanagte Fonds enthält Aktien unterschiedlicher Marktkapitalisierung aus den Segmenten Chirurgie, Bestrahlung und Krebsmedikation. Mit 57% dominieren immer noch die USA, wenn auch weniger stark als in anderen globalen Healthcarefonds. Zu den Top-Holdings zählen Eli Lilly und AstraZeneca.