Warnsignale

Titelbild: © sora.chatgpt.com

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Gütertransport schwächelt, Marktbreite schwindet

Divergenz

Die Kurse in den USA steigen, diesen Eindruck vermittelt jedenfalls der US-Leitindex S&P 500 (WKN: A0AET0). Nimmt der Anleger allerdings den Dow Jones Transportation Average-Index (WKN: 969421) zur Betrachtung hinzu, dann entdeckt er eine bedeutsame Abweichung, eine sogenannte Divergenz: 
Die Linien der zwei Indizes laufen auseinander. Das ist – analog zur klassischen Dow-Theorie – ein Warnzeichen. Dahinter steckt eine einfache Überlegung: Kurse steigen, weil Anleger mehr Unternehmensgewinne erwarten. Unternehmensgewinne entstehen, weil die Wirtschaft läuft. Läuft die Wirtschaft, werden viele Güter transportiert und das muss der Transportation-Index anzeigen. Fällt dieser aber und die Aktienkurse steigen, dann … stimmt etwas nicht. 

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Das ist die Annahme. Natürlich können die Kurse weiter steigen – oder die Transportrate nimmt zu. Irgendwann jedenfalls müssen die zwei Indizes zu einem ähnlichen Trend finden. Laufen sie weiter auseinander, wird eine schockartige Korrektur wahrscheinlicher. Bedenklich stimmt Analysten, dass zusätzlich die Marktbreite zusammenschnurrt. Immer weniger Aktien sorgen derzeit für den zusehends mühsameren Indexanstieg beim S&P 500. Üblicherweise wird die Marktbreite beurteilt anhand der Aktien, die sich über der 200-Tage-Linie befinden. Sinkt ihr Anteil, sinkt die Marktbreite.

Generation Buy-the-Dip

Die neuen jungen Anleger wurden in Zeiten extrem niedriger Zinsen finanziell erwachsen. Die Kurse stiegen und stiegen. Über den Börsen war blauer Himmel und es galt: Buy the Dip! Kaufe den kurzen Kursrücksetzer. Denn die Notierungen werden sich wieder erholen und neue Höhen erklimmen.

Bisher stimmte das, die Generation „Buy the Dip“ machte Gewinne, welche die Alten staunen ließen. Ihnen steckt die Finanzkrise von 2008 in den Knochen. Den ganz Erfahrenen auch der Schwarze Montag vom 19. Oktober 1987. Für Millennials und die Gen Z ist das „graue Vorzeit“. Sie nutzen auf ihren Handys bunte Handelsplattformen wie Robinhood und informieren sich über Reddit oder TikTok. Sie steigen in schwachen Marktphasen günstig ein, und ihr Verhalten sorgt dafür, dass sich Märkte schneller erholen als in Ehren ergraute Börsenprofis es für möglich gehalten haben. Auch in den letzten Wochen waren solche Erholungsabläufe zu beobachten, zum Beispiel als Anfang August die Arbeitsmarktzahlen in den USA enttäuschten. Der Markt hustete kurz, dann war die Sache vergessen. Ähnlich war es, als der S&P 500 nach Donald Trumps missglücktem Zoll-Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses in zwei Tagen um 5% fiel. Laut JPMorgan (WKN: 850628) kauften sich Einzelinvestoren daraufhin in Rekordhöhe ein. Bis zum 9. April wurden enorme Liquiditätszuflüsse in Höhe von 31 Mrd. USD verzeichnet.

Doch was ist, wenn das Börsenwetter umschlägt? Die bange Befürchtung mancher Analysten, so berichtet das Wall Street Journal: Den jungen, erfolgsverwöhnten, zupackenden Dip-Käufern dürfte dann eher früher als später das Geld ausgehen, wenn es eben kein Dip ist, sondern der Trend grundsätzlich dreht. Tage- und wochenlang geben die Kurse nach. Zuerst wird beherzt nachgekauft, doch dann ist das Geld alle. Die Stützungskäufe der Generation „Buy the Dip“ trocknen aus und der Kursabschwung nimmt richtig Fahrt auf. Ein düsteres, aber keineswegs unrealistisches Szenario.

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Ein tiefer Fall

Bei Boxern heißt es: „They never come back.“ Ob das auch für die Aktien des Abnehmspritzen-Konzerns Novo Nordisk gilt? Auf jeden Fall ist es ratsam, derzeit vorsichtig zu sein und einem Buy-the-Dip-Gefühl (siehe oben) nicht vorschnell nachzugeben. Denn ein Dip ist das nicht mehr, was Novo Nordisk (WKN: A3EU6F) an der Kurstafel gerade zeigt. Im Sommer letzten Jahres erreichte die Aktie den Kurshöhepunkt. Seitdem geht es bergab, in beängstigender Manier. Tagelang bröckeln die Kurse, dann stürzen sie einen Tag, dann bröckeln sie wieder tagelang, gewinnen auf tieferer Ebene etwas dazu, doch geht es danach wieder abwärts. Das Muster wiederholt sich. Offensichtlich laden große Adressen ab. 

Solange keine grundlegende Trendwende erkennbar ist, kann man hier viel Geld verlieren. Was steckt dahinter? Novo Nordisk ist der Hersteller von Wegovy und Ozempic. Beide Medikamente enthalten den Wirkstoff Semaglutid. Ursprünglich war der Wirkstoff zur Behandlung von Diabetes gedacht. Doch er hilft auch beim Abnehmen und so entstand um die Produkte von Novo Nordisk ein weltweiter Hype. Der Konzern aus Dänemark kam mit der Produktion kaum hinterher, der Börsenkurs ging durch die Decke. Schnell allerdings brachten Konkurrenten ähnliche Produkte auf den Markt, allen voran und erfolgreich der US-Pharmariese Eli Lilly (WKN: 858560). Laut Analysten könnte Eli für seine Abnehmspritzen mittlerweile rund 100.000 Rezeptverschreibungen mehr pro Woche registrieren als Konkurrent Novo Nordisk. Zudem soll Eli erfolgversprechend daran arbeiten, Spritzen durch Tabletten zu ersetzen. Währenddessen erzielte Novo Nordisk zuletzt vor allem Aufmerksamkeit mit Gewinnwarnungen, Prognosekürzungen und einem CEO-Wechsel. 

Natürlich hat Novo Nordisk mehr zu bieten als Abnehmspritzen, der Konzern aus Kopenhagen stellt zum Beispiel Medikamente her zur Therapie von Blutgerinnungs- und Wachstumsstörungen. Kursbewegend ist zurzeit aber das Thema Abnehmspritze. Vielleicht und wie auch immer schafft Novo Nordisk die Wende. Der Kurs wird es den Anlegern zeigen, aber im Moment zeigt er es nicht. 

Zu den Märkten

Noch ist es nicht dramatisch, oder gar amtlich, aber der DAX quält sich sichtbar auf dem erreichten Niveau von 24.000 Punkten +/-500 Punkte herum. Einmal mehr wurde vergangenen Freitag ein Ausbruchsversuch im Keim erstickt. Nicht nur fehlte es an überzeugenden Umsätzen, nach einem Aufwärts-Gap ging der Markt nahe den Tagestiefs ins Wochenende. Die neue Woche startete dann ähnlich, wie die alte endete. Vor allem die Umsatzentwicklung war verhalten. Auch die Kurse bewegten sich nur in einem vergleichsweise engen Rahmen. Dahinter könnte sich die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm verbergen. Denn eines ist sicher, auf Dauer wird der DAX nicht zwischen den beiden sich verengenden Linien bleiben können. Die geringen Umsätze sprechen zwar durchaus dafür, dass es sich hierbei um einen Wimpel handeln könnte, aus dem der Markt am Ende nach oben ausbrechen wird, aber es muss auch das gegenteilige Szenario in Betracht gezogen werden: eine Top-Bildung mit anschließendem Ausbruch nach unten. Diese Interpretation ist vor dem Hintergrund plausibel, dass der Markt seit den Hochs von Anfang März per Saldo nur um gut 4% vorangekommen ist.

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Verregneter Sommer – heißer Veranstaltungsherbst

Langsam neigt sich der Sommer dem Ende zu und das bedeutet: der Veranstaltungsherbst wirft seine ersten Schatten voraus! Auch wenn wir in München sitzen, meinen wir damit nicht das Oktoberfest aka „d‘Wiesn“. Nein, es geht um mehrwertige Informationen für Anleger wie die folgenden:

Investieren wie Buffett
Wollten Sie schon immer einmal so Anlegen wie der legendäre Warren Buffett? Dann sollten Sie sich das Seminar „Die Berkshire Hathaways der Welt“ vormerken. Mehrere ausgewiesene Experten stellen die interessantesten Möglichkeiten vor, die börsennotierte Beteiligungsmodelle derzeit zu bieten haben. Dazu gibt es reichlich Möglichkeit, mit den Profis in direkten Kontakt zu treten und zu „networken“. Die Veranstaltung findet am 15. September ab 15:45 Uhr im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt. Der Clou, die ersten zehn Leser, die sich mit dem Code „SmartInvestor“ hier anmelden (vgl. Anzeige in diesem Newsletter) erhalten kostenfreien Eintritt.

Lunch für Profis
Am Donnerstag, den 18.9., findet um 12 Uhr ein „Makro Lunch“ der französischen Investmentfirma H2O in einem Münchner Restaurant statt, bei dem der Chef und Hauptstratege Vincent Chailley seine Einschätzung zu den Märkten abgibt. Er wird in englischer Sprache referieren.
Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenlos, aber nur für institutionelle Anleger gedacht.
Interessenten melden sich bitte bei Karina Perwald–Leroy:  Karina.Perwald-Leroy@h2o-am.com

Rohstoffmesse München
Am 3./4. Oktober treffen sich die Edelmetallfans zur Rohstoffmesse München in der Kleinen Olympiahalle. Keynote-Speaker werden sein: „Mr. Dax“ Dirk Müller, der Chef von Swiss Resource Capital, Jochen Staiger, Midas Touch-Herausgeber, Florian Grummes und Rohstoffexperte Prof. Dr. Torsten Dennin. Als Aussteller werden 100 Rohstoffunternehmen erwartet, welche die Anleger vor Ort aus erster Hand über den Gang ihrer Geschäfte informieren werden. Zudem werden auch mehrere Händler vor Ort sein, die Ihnen sicher ein gutes Angebot für physische Ware machen werden. Dazu gibt es natürlich reichlich Gelegenheit zum Networking mit Gleichgesinnten. Das Beste daran: Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos. Konkrete Informationen über Aussteller und die Bestellmöglichkeit für die Eintrittskarten finden Sie auf der Webseite des Veranstalters.

Intensivseminar Optionen
Noch etwas Zeit ist bis zum Intensivseminar von OptionEarner am 29. & 30. November, ebenfalls in München. Hier lernen Interessierte nicht nur die Grundlagen zur Optionsbepreisung und zur Renditequelle Zeitwert, sondern auch ganz praktische Tipps für Stillhalterstrategien und die Such nach geeigneten Underlyings. Im Seminarpreis enthalten ist zudem ein 12-monatige Zugriff auf das Premium-Abo von OptionEarner. Nähere Informationen zu Ablauf und Kosten finden Sie hier. Auch hier gibt es für Leser dieses Newsletters einen attraktiven Rabatt.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir diesmal über einen erfolgreichen Contrarian-Kauf und geben ein Update zu einer unserer Musterdepot-Positionen. Die große Depotübersicht für Juli 2025 einschließlich der Bestandstabelle finden Sie in der Ausgabe Nr. 30. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Vom Aktienmarkt kommen derzeit gemischte Signale, was gut mit der unübersichtlichen Weltlage korrespondiert. Wie hart die Märkte mit einstigen Lieblingen ins Gericht gehen können, sieht man an den Aktien von Novo Nordisk. Jetzt könnte das Papier einen (Zwischen-)Boden gefunden haben.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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