Österreichische Schule
Smart Investor erinnert an Roland Baader, der in Deutschland die Idee der Freiheit wie kein anderer populär gemacht hat
Starker Tobak
Anlässlich der Verleihung der ROLAND BAADER-Auszeichnung 2023 an Smart-Investor-Chefredakteur Ralf Flierl wollen wir Ihnen hier den Namensgeber des Preises näherbringen. Roland Baader (1940 bis 2012) ist schon früh mit der Idee der Freiheit „infiziert“ worden. Angesichts seines Volkswirtschaftsstudiums bei Friedrich August von Hayek konnte das auch gar nicht ausbleiben. Nach dem Ende seiner anschließenden Unternehmertätigkeit im übernommenen elterlichen Betrieb widmete er sich ganz der Verbreitung der Freiheitslehre. Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass ihm Ludwig von Mises sogar noch näherstand als sein früherer Hochschullehrer. Baaders Weg kreuzte sich mehrfach mit dem Smart Investor. Bereits in Ausgabe 3/2005 gab er uns im Rahmen der Titelgeschichte „Geld: das große Rätsel“ ein Interview unter dem Titel „Wir werden wieder das Beten lernen“. Für viele Leser war das seinerzeit starker Tobak, zumal man ohne den theoretischen Unterbau der Österreichischen Schule der Nationalökonomie im Jahr 2005 nicht ohne Weiteres auf derart düstere Gedanken gekommen wäre.
Der Zeit voraus
Schon im Jahr darauf lieferte Baader den Kernbeitrag „Staatsbankrott und Konkursverschleppung“ im Rahmen der Titelgeschichte des Smart Investor 2/2006. Bereits der erste Satz hatte es in sich: „Alle reinen Papierwährungen enden im vollständigen Verlust ihrer Kaufkraft. Das ist keine Frage des Ob, sondern nur des Wann.“ Man berücksichtige, dass diese Aussage noch vor der Finanzkrise getroffen wurde. Im volkswirtschaftlichen und medialen Mainstream galten Baaders Einschätzungen als substanzlose Schwarzmalerei. Knapp ein Jahr später und nur noch ein gutes Jahr vor Ausbruch der Finanzkrise brachten wir in Ausgabe 1/2007 einen vierseitigen Rundumschlag Baaders unter dem Titel „GELD, MORAL, ZIVILISATION“. Sein Fazit: „Hayek wusste, warum er geschrieben hat, bei seinem Vorschlag zur Entstaatlichung des Geldes gehe es keineswegs nur um die Verbesserung technischer Details, sondern schlicht um die Frage des Überlebens der Zivilisation.“ Unser letztes Interview mit Baader („Ozeane aus Scheingeld“) erschien in Ausgabe 8/2010. Auch hier zeigte er sich wortgewaltig: „Die Einführung von Zentralbanken war in der Tat eine Menschheitskatastrophe.“

Spannend wie Thriller
Es war Baaders große Stärke, Entwicklungen nicht nur ohne falsche Rücksichtnahme zu Ende gedacht, sondern diese Gedanken auch noch pointiert ausgesprochen zu haben. Damit saß er oft genug zwischen den Stühlen, wie sein Wegbegleiter Robert Nef in Ausgabe 3/2012 des Magazins eigentümlich frei („Erinnerungen an Roland Baader“) ausgeführt hat: „Im akademischen Umfeld haben ihn die freiheitsfreundlich eingestellten Fachkollegen als ‚Autor populärwissenschaftlicher Werke‘ zwar durchaus wohlwollend wahrgenommen, aber letztlich nicht als adäquaten Gesprächspartner akzeptiert. … Roland Baaders publizistisches Werk hat zwar eine größere und auch begeisterte Leserschaft gefunden und zahlreiche zustimmende Rezensionen ausgelöst, aber es hat ihm keine akademischen Ehrungen beschert.“ Oft lauteten die Urteile „zu polemisch“, „zu staatsskeptisch“, „zu wenig differenziert“ oder „zu wirklichkeitsfremd“, so Nef. Dennoch – oder gerade deshalb – haben Baaders Schriften, die neben zwölf Büchern (vgl. Kasten) auch ungezählte Einzelbeiträge umfassen, eine Breitenwirkung erzielt, die vielen Autoren des akademischen Umfelds versagt blieb. Insbesondere kommt Baader das bleibende Verdienst zu, viele Menschen erstmals mit den Ideen der Freiheit und der Österreichischen Schule „infiziert“ zu haben. Etliche seiner Bücher lesen sich dabei so spannend wie Thriller, nur dass sie theorie- und faktenbasiert sind und dem Leser schon nach kurzer Zeit dämmert, dass er selbst darin eine wesentliche Rolle spielt – als Opfer.

„eigentümlich frei“
Nr. 120,
März 2012
Baaders Werk
Baaders publizistisches Gesamtwerk kann auch als beständige Warnung vor einem Wiederaufleben des Sozialismus in seinen diversen Verkleidungen verstanden werden. Das Erstlingswerk „Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus“ erschien im Jahr 1991 (Neuauflage 2021), also nur zwei Jahre nach dem Fall der Mauer. Schon damals war Baader seiner Zeit weit voraus. Als der Westen noch siegestrunken war und der Historiker Francis Fukuyama vom „Ende der Geschichte“ fabulierte, ahnte Baader bereits, dass das Ungeheuer keineswegs erlegt worden war und in anderer Form wiederkehren würde. Das Buch ist so aktuell wie vor gut 30 Jahren – denn das Gegenteil von links ist nicht rechts, sondern das Gegenteil von beiden ist liberal, wie er u.a. in seinem Buch „Die belogene Generation“ herausarbeitet. Weitere herausragende Werke, die insbesondere Baader-Einsteigern empfohlen werden können, sind „Totgedacht. Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören“ (2002), „Geld, Gold und Gottspieler. Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise“ (2004) und „Geldsozialismus. Die wirklichen Ursachen der neuen globalen Depression“ (2010).

„Kreide für den Wolf“
von Roland Baader;
Lichtschlag Medien
und Werbung;
404 Seiten; 22,90 EUR
„Rebel with a Cause“
Baader wurde oft als ein Mensch vielfältiger und scheinbar widersprüchlicher Facetten beschrieben. Auch dies dürfte einen Gutteil der Faszination ausmachen: Bis zuletzt war er, obwohl von schwerer Krankheit gezeichnet, ein unermüdlicher Arbeiter, der dennoch die Geselligkeit und das gemeinsame Philosophieren schätzte; gebaut auf starken christlichen Fundamenten, gleichzeitig aber ein „Österreicher“ und Liberaler mit Leib und Seele; kämpferisch für seine Ideale, düster in seinen Prognosen, aber herzlich im Umgang und humorvoll in seinen Pointen. Empfohlen werden darf an dieser Stelle auch das Werk „Geld, Gesellschaft, Zukunft. Roland Baader, Porträt eines unbequemen Freiheitsdenkers“ von Gregor Hochreiter. Baader, der „Rebel With a Cause“ (in Anlehnung an James Deans Kinoklassiker „Rebel Without a Cause“), ging den Dingen auf den Grund, ganz im Gegensatz zu vielen zeitgeistigen „Intellektuellen“, die sich tatsächlich nur in ihren engen Glaubenssystemen winden.

„Geld, Gesellschaft, Zukunft“
von Gregor Hochreiter;
Resch Verlag;
224 Seiten; 12,90 EUR
Fazit
Durch seine Wortgewalt und seine unermüdliche Schaffenskraft hat Roland Baader die Ideen von Freiheit, Markt und Liberalismus auch jenen nähergebracht, denen der theoretische Unterbau fehlte. Gerade bei jungen Menschen stößt sein kompromissloses, ja radikales Eintreten für die Freiheit auf große Resonanz. Zeitgeistiges „Liberalala“ war Baaders Sache jedenfalls nicht. Aber natürlich spricht niemand besser für Roland Baader als Roland Baader selbst (vgl. Kasten Zitate und Kasten Bundestagsrede). Hinsichtlich des Umgangs mit seinem Vermächtnis gab der Autor und Rechtsanwalt Carlos A. Gebauer seinen Lesern Folgendes mit auf den Weg: „… wir werden Roland Baader am ehesten gerecht, wenn wir seinen Satz widerlegen, der Kampf für die Freiheit sei aussichtslos.“

