„Nach dem Heft ist vor dem Heft“

Ralf Flierl, Jahrgang 1965, ist seit 2003 Geschäftsführer und Chefredakteur des Smart Investor. Der gebürtige Oberpfälzer studierte Betriebswirtschaft in München, wo er bis heute mit seiner Frau lebt.

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Interview

Steffen Krug vom Institut für Austrian Asset Management (IfAAM) im Gespräch mit Ralf Flierl über Roland Baader, 20 Jahre Smart Investor, schlechtes Geld und die Krisen dieser Zeit

Krug: Herr Flierl, herzlichen Glückwunsch zur ROLAND BAADER-Auszeichnung für 2023, die wir vom Institut für Austrian Asset Management (IfAAM) zusammen mit unseren Kooperationspartnern Ihnen kürzlich verleihen durften.
Flierl: Vielen Dank, Herr Krug, das hat mich außerordentlich gefreut und ich muss auch sagen: Diese Auszeichnung hat mich absolut überrascht. Ich hatte es gar nicht für möglich gehalten, dass ich überhaupt auf einer Liste mit potenziellen Preisträgern stehe, zumal Smart Investor ein Wirtschafts- Börsen- und Investmentmagazin ist, welches sich mit Ideen der Liberalen oder auch der Libertären zwar regelmäßig, aber doch nicht explizit beschäftigt. Insofern nehme ich natürlich die Auszeichnung im Namen der gesamten Redaktion gerne und stolz entgegen; insbesondere möchte ich hier Ralph Malisch aus unserer festen Redaktion nennen, der einen Großteil der Artikel, die sich mit diesen Themen beschäftigen, verfasst hat.

Krug: Ich kann Sie beruhigen – die fünfköpfige Jury hat sich dazu schon ausreichend Gedanken gemacht und ist einstimmig zu dem Entschluss gekommen, den Preis an Sie zu verleihen.
Flierl: Nochmals vielen Dank! Und dennoch: In einer Reihe mit solch herausragenden Vor-Preisträgern wie Hans-Hermann Hoppe, Dr. Markus Krall, Dr. Gerd Habermann oder Prof. Dr. Erich Weede – um nur die letzten vier zu nennen – zu stehen, wirkt irgendwie seltsam für mich.

Krug: Wie war denn Ihre Beziehung zu Roland Baader?
Flierl: Von Angesicht zu Angesicht habe ich ihn leider nie kennengelernt, da Roland Baader in seinen letzten Lebensjahren von seiner Krankheit ziemlich geprägt war. Allerdings hatten wir regelmäßigen telefonischen Austausch und auch eine gute Zusammenarbeit. So schrieb Baader für uns Artikel und stand uns für Interviews am Telefon zur Verfügung. Stark in Erinnerung ist mir noch das letzte Gespräch mit ihm für unsere Ausgabe 8/2010 mit dem Titel „Ozeane aus Scheingeld“. Die Titelgeschichte dieses damaligen Hefts war die „ideale österreichische Welt“, und auch das ganze Gespräch entwickelte sich entlang dieses Themas. Beim nochmaligen Lesen war ich sehr erstaunt und auch berührt, mit welcher Präzision und Wortgewalt Baader darin brillierte.

Krug: Welches ist aus Ihrer Sicht das wichtigste Buch von Roland Baader?
Flierl: Wichtig sind alle. Aber mich persönlich sehr stark beeindruckt hat das Werk „Geld, Gold und Gottspieler“, denn darin arbeitet er sehr dezidiert heraus, was schlechtes Geld ist – der Euro, der Dollar und auch der Schweizer Franken z.B. gehören dazu – und wie dieses schlechte Geld über die Zeit hinweg die Menschen und die Gesellschaft verändert, ja geradezu korrumpiert. Ein Ausfluss davon ist das „Gottspielertum“; so bezeichnet Roland Baader im Prinzip die Hybris der heutigen Eliten, alles machen zu können, also Gott zu spielen, ganz einfach deshalb, weil immer genügend Geld auf Knopfdruck vorhanden ist. Die Auswirkungen dessen lassen sich heute nahezu an jeder Ecke beobachten. So „retten“ wir das Klima – mit vielfach unsinnigen Maßnahmen –, lassen jeden, der es will, in unser Land und teilweise gleich in unsere Sozialsysteme einwandern, finanzieren Gendertoiletten, die ohnehin kaum jemand benutzt, lassen einen Terroranschlag mit Milliardenschaden auf unsere elementare Energieversorgung unaufgeklärt und ungesühnt und liefern Unmengen an Waffen in Gebiete, in denen diese zu Tausenden von Toten und Verwundeten führen. All das lässt sich an den exponentiell steigenden Verschuldungsquoten des Staates sozusagen live mitverfolgen.

Krug: Was schätzen Sie denn an Roland Baader besonders?
Flierl: Er war nicht der klassische Wissenschaftler oder Ökonom, der Forschung betreibt und Analysen erstellt. Sein großes Verdienst ist aus meiner Sicht vielmehr, die Erkenntnisse der Austrians einem breiten Publikum in einfacher und verständlicher Weise in seinen Büchern nahezubringen. Er hat die Ideen der Österreichische Schule so simpel und so plastisch erläutert, dass sie wirklich jeder Leser mit gesundem Menschenverstand verstehen kann. Ich habe mich schon gefragt, wie er wohl die heutige Zeit – elf Jahre nach seinem Tod – kommentieren würde. Er ahnte ja noch zu seinen Lebzeiten, auf welchen Irrwegen sich die Gesellschaft befindet. Diese Blindheit und Apathie der heutigen Gesellschaft und diese Verlogenheit der sogenannten „Eliten“ hätte er mit Sicherheit auf das Allerschärfste kritisiert.

Krug: Das denke ich auch. Aber kommen wir zu einem anderen Thema: In diesem Jahr feiert Smart Investor sein 20-jähriges Bestehen. Auch hierzu meinen herzlichen Glückwunsch!
Flierl:
Danke vielmals! Ja, wie die Zeit vergeht…

Krug: Erzählen Sie doch mal – wie hat denn das damals alles angefangen?
Flierl: Das erste Heft war die Maiausgabe des Jahres 2003. Man muss sich vorstellen: Damals herrschte an den westlichen Börsen tiefste Tristesse. Der DAX beispielsweise hatte in den zwei Jahren zuvor fast drei Viertel seines Werts einbüßt, der Neue Markt war geradezu implodiert. Das Going-Public Magazin, dessen Chefanalyst ich damals war, musste einen harten Sparkurs einschlagen und konnte mich nicht mehr weiterbeschäftigen. Ich fand unter meinen Bekannten einige Kapitalgeber und habe dann mit der GoingPublic Media AG zusammen den Smart Investor gegründet. Die Idee dabei war, ein völlig anderes Börsenmagazin zu machen, etwas, was es bisher noch nicht gab – etwas, was nicht im Mainstream mitschwimmt. Ich hoffe, dass dieses Ziel einigermaßen erreicht wurde.

Krug: Was waren die herausragendsten Ereignisse in der Geschichte des Magazins?
Flierl: Eigentlich ist jedes Heft ein kleines Abenteuer. Zu Beginn weiß man nicht, was dabei herauskommt – und das zwölf Mal im Jahr! Inklusive einiger Sonderpublikationen sind so in den letzten 20 Jahren rund 270 Hefte entstanden; rund 15.000 redaktionelle Seiten. Ich betone das deswegen so explizit, weil jedes Heft immer wieder ein gewaltiges Projekt ist – im Prinzip ein kleines Buch jeden Monat. Markante redaktionelle Schlaglichter werden im Artikel ab S. 14 beschrieben. Das Ganze bewältigen wir von Anfang an übrigens mit einer sehr kleinen Mannschaft: Unsere feste Redaktion umfasst meistens nur drei Mitarbeiter, zudem noch einen Pool von rund 15 freien Mitarbeitern, meist Redakteure, die je nach Bedarf zu ihren jeweiligen Spezialthemen bei uns eingesetzt werden. Zwei feste Teilzeitkräfte kümmern sich um die administrativen Tätigkeiten.

Krug: Gab es irgendwelche unvorhergesehenen Zwischenfälle?
Flierl: An markanten Firmenereignissen wäre zu nennen, dass wir zweimal umgezogen sind, nämlich von Wolfratshausen nach München und dann innerhalb von München jetzt in die Engelhardstraße. In unserer sehr kleinen festen Redaktion kam es in diesen 20 Jahren zu drei schweren Krankheitsfällen sowie einem Todesfall – unser sehr geschätzter Grafiker Holger Aderhold verstarb Ende 2022. Neben dem emotionalen Schmerz bedeuten solche Fälle immer eine große Herausforderung, weil plötzlich in äußerst kurzer Zeit ganze Prozesse und Artikel umgeswitcht werden müssen, denn letztendlich heißt es beim Machen eines Blatts wie auch am Theater: „The Show must go on!“ Der Leser bekommt von solchen Zwischenfällen in der Regel nichts mit. Und sobald ein Heft fertiggestellt ist, dreht sich alles schon um die nächste Ausgabe, weswegen ich gerne in Anlehnung an ein berühmtes Fußballbonmot sage: „Nach dem Heft ist vor dem Heft.“ Markante Markteinschnitte, mit denen wir umgehen mussten, waren z.B. die Finanzkrise 2008 und zuletzt die Corona-Krise 2020 bis 2022.

Krug: Sind Sie eigentlich der alleinige Eigentümer?
Flierl: Ich agiere zwar weitgehend so, aber tatsächlich halte ich nur 10% der hinter Smart Investor stehenden GmbH. Die anderen 90% gehörten bis 2019 der börsennotierten GoingPublic Media AG aus München, seither liegen sie bei der ebenfalls börsennotierten Smartbroker AG aus Berlin, die sich früher wallstreet:online AG nannte. Und weil ich das wiederholt gefragt wurde: Vonseiten beider Hauptgesellschafter gab es nie irgendwelche redaktionelle Einflussnahme – das war für mich als Chefredakteur immer enorm wichtig.

Krug: Sie machen den Eindruck, dass Sie selbst nach 20 Jahren noch Spaß an Ihrer Arbeit haben…
Flierl: Unternehmertum an sich ist schon ziemlich erfüllend. Alle Bereiche eines – wenn auch kleinen – Unternehmens so zu arrangieren, dass die Sache vorangeht: Marketing, Vertrieb, Personal, Finanzen, Redaktion, strategische Ausrichtung, all dies sind Punkte, die einen täglich herausfordern. Die Österreichische Schule sieht nicht umsonst die Unternehmer als diejenigen, die die Dinge vorantreiben. Letztendlich weiß der Unternehmer auch, dass ihm vom Markt nichts geschenkt wird und er ständig adjustieren muss, um die Kunden bei der Stange zu halten. Das Gegenteil davon verkörpert der Staat, der Zwangseinnahmen generiert, unabhängig davon, wie gut oder überzeugend er agiert. Und letztendlich ist es der Staat, der über die Bürokratie dem Unternehmer laufend Stöcke zwischen die Füße wirft.

Krug: Ein wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen, nämlich die Frage: Sozialismus versus Kapitalismus?
Flierl: Das ist die uralte Frage, mit der wir uns schon oft, ganz explizit auch in der Titelgeschichte des Hefts 12/2011, beschäftigt haben. Und Roland Baader hat es ja sogar mit dem Buchtitel „Geldsozialismus“ ganz treffend beschrieben: Unser Geldwesen hat mit freiem Markt und Kapitalismus nicht mehr sehr viel zu tun – Geldmenge und Zinsen werden hauptsächlich per Entscheidung gemacht und bilden sich im Wesentlichen nicht durch Angebot und Nachfrage. Zudem spricht ohnehin die Staatsquote von über 50% hierzulande dafür, dass wir dem Sozialismus schon näher als dem Kapitalismus sind. Wissen Sie eigentlich, wie hoch die Staatsquote vor 150 Jahren war?

Krug: Sagen Sie’s mir!
Flierl: Um die 10%, also bei einem Fünftel des heutigen Anteils. Das war die Zeit des Deutschen Bundes, in welcher die Produktivitätszuwächse gigantisch waren und in welcher solch großartige und monumentale Bauten entstanden, für welche die Touristen heute noch unsere Städte besuchen. Da muss man sich doch fragen, wie das alles finanziert worden ist. Der Staat konnte das bei einer Staatsquote von 10% offensichtlich nicht.

Krug: Wie war das dann möglich?
Flierl: Im Wesentlichen wurden diese Bauten durch wohlhabende Bürger erstellt, welche sie im Laufe der Zeit und nach ihrem Tod ihrer Stadt vermacht haben. In einer Zeit mit einem einigermaßen „guten Geld“ ist der Wertekanon innerhalb der Gesellschaft eben noch intakt und der Sinn für die Gemeinschaft war noch gegeben.

Krug: Apropos Gemeinschaft: Ist es nicht so, dass der Markt, so wie wir ihn heute erleben, die sozial Schwachen unter den Tisch fallen lassen würde?
Flierl: Vermutlich. Allerdings hat das eben vor allem damit zu tun, dass über die Jahrzehnte hinweg das staatliche Sozialwesen dermaßen gewuchert hat, dass jeder Bürger sich im Hinblick auf seine Mitbürger mehr oder weniger auf den Staat verlässt und daher bei Notlagen um ihn herum gerne auch mal wegschaut. Ökonomisch gestelzt ausgedrückt verursacht der allfürsorgliche Staat also ein „Crowding-out“ des natürlichen Sozialwesens der Gemeinschaft.

Krug: Smart Investor zeichnet sich ja auch dadurch aus, dass das Magazin gesellschaftliche Trends aufgreift, die nicht in erster Linie mit den Märkten und der Börse zu tun haben. Warum?
Flierl:
Ganz einfach gesprochen deshalb, weil gesellschaftliche und politische Trends über kurz oder lang natürlich die Wirtschaft und die Preise von Investmentgütern sowie in letzter Konsequenz damit das Eigentum der Anleger beeinflussen. Nehmen wir als Beispiel nur die Corona-Krise, die zu einem gigantischen Vermögensverzehr insbesondere beim Mittelstand geführt hat. Nehmen wir die Massenmigration, die im Jahr 2015 Fahrt aufgenommen hat und welche die Staatskasse – genauso wie die Corona-Krise – in enormem Maße beansprucht hat. Oder nehmen wir die Energiewende, die schon zu Zeiten von Kanzlerin Merkel aus unserer Sicht wissenschaftlich unfundiert und zudem noch völlig verkorkst war, weil sie falsche Anreize gesetzt hat. All das wirkt auf das Vermögen und das Einkommen der Bürger bzw. deren Kinder, die die aufgetürmten Schulden irgendwann abtragen dürfen.

Krug: Was stört Sie denn an der Energiewende besonders?
Flierl: Um es auf einen Punkt zu bringen: Deutschland ist weltweit das einzige Land, welches ein Diesel-Fahrverbot eingeführt hat, obwohl hierzulande vermutlich die saubersten Dieselautos fahren und auch entwickelt werden. Und weiterhin ist Deutschland auch das einzige Land dieser Welt, welches über Know-how zu Atomkraftwerken verfügt, und diese nun Mitte April komplett abgeschaltet hat – obwohl Deutschland vermutich über die sichersten Atomkraftwerke weltweit verfügt. Bei Engpässen sind wir dann auf teuren Atomstrom aus Frankreich angewiesen. Geht es noch absurder? Einen ausführlichen Artikel zu dieser sogenannten Energiewende gibt es in diesem Heft ab S. 24.

Krug: Manche verorten Sie persönlich im Lager der Corona-Leugner. Was sagen Sie dazu?
Flierl: Der Begriff Leugner an sich ist natürlich schon eine Frechheit – gerade in Deutschland. Aber um konkret darauf einzugehen: Natürlich verneinen weder ich noch Smart Investor die Existenz von Corona. Letztendlich waren und sind wir Kritiker der Maßnahmen, u.a. auch der sogenannten Impfung, gewesen – und sind es noch heute. Denn durch diese wurden über Jahrzehnte errungene gesellschaftliche und rechtliche Standards im Prinzip auf einen Schlag über Bord geworfen. Der aus meiner Sicht herausragende US-Schauspieler John Malkovich kommentierte dies kürzlich sinngemäß in einer großen deutschen Zeitung folgendermaßen: Die Medizin, die Wissenschaft, die Politik und die Medien haben in der Corona-Zeit mehrheitlich versagt. Das war keine glorreiche Zeit für diese Gruppen und es war eine schlechte Zeit für Menschen, denen die Freiheit genommen wurde. Ein totales Missmanagement und Chaos – eine rundum schlechte Zeit. Ich stimme Mr. Malkovich zu 100% zu! Der Künstler und Musiker Jens Fischer Rodrian bezeichnete all diese Gruppen gar als die „Armada der Irren“, so auch der Titel seines Buches, welches diese Zeit beschreibt.

Krug: Es kommen ja mehr und mehr Daten und Fakten an die Öffentlichkeit, welche damalige Kritiker wie Sie bestätigen …
Flierl: Genau so ist es! Nehmen wir nur mal die sogenannten Pfizer-Files, also die von Pfizer selbst aufgezeichneten Ergebnisse der vorklinischen Studien zu ihrem „Impfstoff“. Diese Daten gab Pfizer übrigens nur auf Druck heraus, nämlich aufgrund des amerikanischen Freedom of Information Act – so etwas haben wir hier in Deutschland gar nicht. Mittlerweile wurden einige der Auswertungen der über 300.000 Pfizer-Seiten in über 60 Reports zusammengefasst. Daraus geht ziemlich klar hervor, dass der US-Konzern bereits in den vorklinischen Studien massive Nebenwirkungen seiner Gentherapie feststellte. Beispielsweise hatten die in dieser Zeit schwanger gewordenen Frauen zu über 50% Tot- oder Missgeburten. Dennoch wurde das Zeug ohne Hinweis milliardenfach verimpft – und zwar mit Wissen der amerikanischen Behörden. Wie war die Reaktion des Medienmainstreams? Nahezu null. Denkt man sich das zu Ende, so könnte das zu einer Erschütterung der gesamten Impfund Pharmaindustrie, ja eigentlich sogar der gesamten Gesellschaft führen, denn Lügen kommen irgendwann ans Licht. Im Smart Investor haben wir im letzten Jahr vor Pfizer-, Moderna- und auch BioNTech-Aktien gewarnt. Ganz konkret habe ich auch zuletzt in einem Editorial darauf hingewiesen, dass 2023 vermutlich ein Jahr der Enttäuschungen werden wird. Damit meine ich, dass die Gesellschaft in den Vorjahren getäuscht worden ist – z.B. in Bezug auf Corona und die Impfungen – und dass jetzt die Zeit kommt, in der die Enthüllungen, die tatsächlich schon 2021 und 2022 stattgefunden haben, nun weite Verbreitung finden und eben zur Enttäuschung führen werden. Die Medien können inzwischen schon gar nicht mehr anders, als die Nebenwirkungen zu thematisieren. Und das wird noch viel dramatischer werden.

Krug: Müssen Sie sich nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit solch kritischer Berichterstattung nur Ihre Auflage erhöhen wollen?
Flierl: Als kleines Magazin, welches fast nur über Abonnements vertrieben wird, haben wir, ganz ehrlich gesagt, überhaupt keine Möglichkeit, im großen Stil über Titelgeschichten unsere Auflage zu erhöhen. Ganz im Gegenteil: Wir verlieren immer wieder Leser, nämlich diejenigen, die unser Gegen-den-Strich-Bürsten nicht mögen. So geht es uns bei vielen Themen: Eurorettung, Energiewende, Massenmigration, Ukrainekrieg. Aber Smart Investor wird sich nicht zur Propaganda-Außenstelle der Regierung machen, auf keinen Fall.

Krug: Manche bezeichnen Sie oder Smart Investor gar als Verschwörungstheoretiker…
Flierl: Das ist ein Totschlagargument, welches ich gar nicht mehr ernst nehmen kann. Der Begriff ist ein Trigger für die meisten Menschen: „Vorsicht! Bitte das Denken einstellen!“ Natürlich gibt es Verschwörungen, tagtäglich, auch an der Börse, Stichwort: Marktmanipulation, Kartellbildungen – das sind doch Verschwörungen!

Tatsächlich ist die Frage, ob es sich um eine Verschwörungstheorie oder nicht hält, doch eine Sache der Interpretation. Beispiel Sprengung der Nord-Stream-Pipelines – wenn das mal keine Verschwörung gegen Deutschland war! Und? Wird das von der Politik oder den Medien so bezeichnet? Natürlich nicht! Die deutsche Regierung wie auch zuletzt die UN-Versammlung legen überhaupt keinen Wert auf die Aufklärung dieses Terrorakts, der einen wirtschaftlichen Schaden von zig Mrd. EUR verursacht und die deutsche Energieversorgung in Schräglage gebracht hat. Warum eigentlich? Ich sag’s mal so: Wenn klar wäre, dass die Russen damit zu tun gehabt hätten, dann wäre sofort die ganze Propagandamaschinerie in Gang gesetzt worden. Und dann hätte man das auch als „Verschwörung“ bezeichnet.

Krug: Halten Sie die Medien denn noch für glaubhaft?
Flierl: William Casey hat bereits 1981 in seiner Funktion als CIA-Direktor gesagt: „Wir werden wissen, dass unser Desinformationsprogramm wirksam ist, wenn alles, was die amerikanische Öffentlichkeit glaubt, falsch ist.“ Ich persönlich glaube, dass die CIA und andere Geheimdienste schon ziemlich nahe an diesem Ziel dran sind – und die Medien helfen dabei kräftig mit.

Krug: Smart Investor beschäftigt sich naturgemäß mit der Zukunft, der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft. Welches sind ihre Einschätzungen für die nächsten Jahre?
Flierl: Wer mich und Smart Investor über die Jahre verfolgt hat, wird sich nicht wundern: Natürlich kann ich dem, was in Deutschland, in der EU und in der Welt in den letzten Jahren passiert ist, nichts Gutes abgewinnen. Aus meiner Sicht stehen wir kurz vor einem großen Knall. Sehen wir uns an, was an den Anleihemärkten in den letzten zwei Jahren passiert ist! Man kann davon ausgehen, dass sich hier Buchwerte in Höhe von 15 Bio. bis 20 Bio. USD in Luft aufgelöst haben. Diese Verluste muss irgendjemand in den Büchern stehen haben und aus dieser Nummer kommen diese Parteien auch nicht mehr heraus. Das heißt, die Bankenkrise, die sich über die Silicon Valley Bank und Credit Suisse in den letzten Wochen abgezeichnet hat, ist aus meiner Sicht also nicht vorüber, sie hat vermutlich gerade erst angefangen – aber das ist ein weltweites Thema. Hinzu kommen die Punkte, die ich vorher schon angesprochen habe und welche eher Deutschland betreffen; ich meine hier Energiewende, Massenmigration, Eurorettung und so weiter. Ich gehe also davon aus, dass wir in den kommenden Monaten, oder bestenfalls wenigen Jahren, einen Kollaps dieses Wirtschafts- und Geldregimes erleben werden.

Krug: … also einen Great Reset, wie von WEF-Chef Prof. Dr. Klaus Schwab angekündigt?
Flierl: Ja, Schwab thematisiert genau diese Entwicklung, nur dass er den Weg dahin im Prinzip schon vorausplant. Das Bösartige daran ist, dass er für sich und seine Kaste der „oberen 1%“ denkt und nicht für die 99% übrigen Menschen – die sieht er eher als Verfügungsmasse. Sein Spruch „Du wirst nichts mehr haben und glücklich sein“ besagt ja ganz eindeutig, dass er im Grunde ein Kommunist ist und er sich und seine Davos-Boys als Elite innerhalb eines solchen Gesellschaftssystems sieht. Einer seiner bekanntesten Berater, Yuval Harari, bezeichnet sogar einen Großteil der Menschen als „nutzlose Esser“, die man zukünftig über Drogen und Computerspiele beschäftigen müsse, weil sie zu sonst nichts gut seien. In unserer letzten Ausgabe haben wir dazu den Buchautor Ernst Wolff interviewt, der das folgendermaßen kommentiert: „Es gehört schon ein kalter Zynismus dazu, das menschliche Leben ausschließlich unter dem Aspekt der Produktivität und der Wirtschaftlichkeit zu betrachten.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Krug: Manche sagen, dass Klaus Schwab und seine WEF-Mitglieder einfach nur ein netter Debattierclub sind …
Flierl: Ja, diese Meinung gibt es. Allerdings gehen doch viele Entwicklungen erschreckenderweise genau in die vom WEF propagierte Richtung: So strebt die WHO an, die Regierungen der einzelnen Länder zu Maßnahmen drängen zu können. Und erst jüngst wurde im EU-Parlament die Einführung eines Vermögensregisters beschlossen. Demnach sollen für jeden EU-Bürger alle Arten von Vermögen in einem einzigen Register zusammengefasst werden. Natürlich deshalb, um darauf zukünftig – in welcher Form auch immer – zurückgreifen zu können. Ich verweise hier auch auf unsere Titelgeschichte zur Vermögensabgabe oder auf unsere Kapitalschutzreports, wo wir ständig auf diese Themen eingehen. Und schließlich ist erst kürzlich vom Internationalen Währungsfonds die Einführung einer Digitalwährungs-Einheit namens Unicoin bekannt gegeben worden, vermutlich ein Schritt hin zu einer Zentralbank- Digitalwährung und der Abschaffung des Bargeldes. Allein diese drei jüngeren Entwicklungen – der Machtzuwachs der WHO, die Einführung des Vermögensregisters und die Etablierung des Unicoin – zeigen, dass solche Kreise wie der WEF nicht bloße Debattierclubs sind, sondern knallharte Machtinteressen verfolgen und auch durchsetzen.

Krug: Noch ein versöhnliches Wort zum Schluss?
Flierl: Alles wird gut – irgendwann. Hoffentlich.

Steffen Krug ist Gründer des Instituts für Austrian Asset Management (IfAAM) aus Budapest, welches in Kooperation mit der Familie Roland Baader, dem Ludwig von Mises Institut Deutschland, dem Liberalen Institut Zürich und scholarium Wien jährlich die ROLAND BAADER-Auszeichnung verleiht. Im Jahr 2023 ist Ralf Flierl der Preisträger.

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