Kabelbrand

Titelbild: © AkuAku – stock.adobe.com

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Die US-Bankenkrise schwelt weiter

Über Zinshämmer, …

Aktuell sind die Notenbanken um ihre Aufgabe noch weniger zu beneiden als ohnehin schon. Mit dem Zinshammer versuchen sie mehr (US-Fed) oder weniger (EZB) die hartnäckige Inflation klein zu klopfen. Die Erfolge sind überschaubar. Denn durch die „Rettungsaktionen“ der Vergangenheit – Bankenkrise 2008, Coronakrise 2020, etc. – wurde ein immenser Geldüberhang geschaffen, dem in der Welt realer Waren und Dienstleistungen nichts Vergleichbares gegenübersteht. Mehr und mehr Menschen dämmert es, dass Geld- und Realsphäre nur durch eine anhaltend hohe Inflation, durch den massiven Ausfall von Kreditbeziehungen oder eine Kombination aus beidem wieder in Einklang zu bringen sind. Auf jeden Fall sollte man nicht davon ausgehen, dass, wie die Propaganda uns noch vor Jahresfrist glauben machen wollte, diese Inflation nur vorübergehend sei. Das zeigt sich in der anhaltend hohen Inflationsrate, die im April für die Eurozone sogar wieder leicht von 6,9% auf 7,0% anzog. Auch die Kerninflationsrate der Eurozone bleibt mit 5,6% nach 5,7% weiter hoch und liegt weit oberhalb des Inflationsziels der EZB. Die Daten für Deutschland kamen heute mit unverändert +7,2% herein – Entspannung geht anders.

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… Inflationsnägel und Glasfassaden

Nachdem von der Inflationsfront kaum Entwarnung oder gar echte, nachhaltige Erfolge, die über statistische bzw. Basiseffekte hinausgehen, zu vermelden sind, würden die Notenbanken mit einer zu raschen geldpolitischen Lockerung auch noch den letzten Funken an Glaubwürdigkeit verspielen. Dennoch ist der Flurschaden des Zinshammers gewaltig, sichtbar besonders in den USA. Denn nicht überall, wo Notenbanken diesen Hammer schwingen, schlagen sie damit zielgenau auf „Inflationsnägel“ ein. Regelmäßig treffen sie auch die zerbrechlichen Glasfassaden der Banken, oder bringen diese gar zum Einsturz. Das muss sogar fast so sein, denn im Prinzip bedeutet Inflationsbekämpfung in der Praxis nichts anderes als Verlangsamung der Kreditvergabe und Dämpfung der Konjunktur. Nur leider wird dabei oft übersteuert – in beide Richtungen.

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Eben jene Banken waren über lange Jahre Hauptprofiteure einer ultralockeren Geldpolitik, nun sind sie die Hauptleidtragenden der Straffung. Besonders in den USA schwelt eine, von der deutschen Öffentlichkeit kaum beachtete Bankenkrise, die der Bestsellerautor und frühere Degussa-Chef Dr. Markus Krall zuletzt mit einem Kabelbrand verglich. Man wisse zwar nicht, wo der Rauch als nächstes aufsteige, „aber alle wissen: Es brennt und es frisst sich langsam durch das System.“ In einem weiteren Tweet wies Krall gestern darauf hin, dass laut Fed 722 US-Banken mehr als die Hälfte ihres Eigenkapitals durch Kursverluste bei Anleihen eingebüßt haben. Dieses Problem lässt sich vor dem Hintergrund der brachialen US-Zinswende nur als systemisch charakterisieren. Auffällig ist auch, wie bemüht die Bankenkrise 2.0 (Smart Investor Titelgeschichte 4/2023 „Wo Rauch ist …“) medial unter dem Deckel gehalten wird. Oder wussten Sie, dass bei den drei US-Banken – Signature Bank (110 Mrd. USD), Silicon Valley Bank (209 Mrd. USD) und First Republic Bank (213 Mrd. USD) –, die im laufenden Jahr bislang (!) untergegangen sind, bereits mehr Vermögenswerte vernichtet wurden als bei allen im Jahr 2008 untergegangenen Banken, und zwar inflationsbereinigt?! 2008, zur Erinnerung, war das Jahr der Finanzkrise, die seinerzeit im Minutentakt über die Monitore flimmerte.

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„Business as usual“

Insbesondere nach dem Zusammenbruch der First Republic Bank in der Vorwoche hatte die Fed also allen Grund, am vergangenen Mittwoch mit einem weiteren Zinsschritt von +25 Basispunkten „Business as usual“ zu demonstrieren. Weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. Einen Tag später zog die EZB mit einem Zinsschritt von ebenfalls +0,25 Prozentpunkten nach. Beide Notenbanken bleiben weiter in der Zwickmühle. Jede hektische Lockerung würde den Märkten signalisieren, dass wir uns erneut im Krisenmodus befinden, zumal das Inflationsziel noch nicht annähernd erreicht wurde (s.o.). Mit den Minizinsschritten wird dagegen eine gewisse Entschlossenheit bei der Inflationsbekämpfung demonstriert, und was wichtiger ist, das Signal gesendet, dass in Sachen Bankenkrise kein akuter Handlungsbedarf bestehe. Im Prinzip betreiben die Notenbanken – notgedrungen – ein Pokerspiel mit extrem hohen Einsätzen. Spätestens aber, wenn die Märkte „sehen“ wollen, und das wollen sie über kurz oder lang immer, etwa aufgrund einer anhaltenden Dynamik der Geldabhebungen bei US-Regionalbanken oder wegen weiterer Umschichtungen in Geldmarktfonds, könnte sich herausstellen, dass die Notenbanken nur geblufft haben. Im Fall einer offen ausbrechenden Bankenkrise müsste die Inflationsbekämpfung dann erst einmal hintangestellt werden.


„Kleine Fondsmesse“ im Fonds Laden München, Sauerbruchstr. 2
am Donnerstag, den 25.05.2023 von 11:00 bis 13:00 Uhr

Unsere nächste Veranstaltung passt unseres Erachtens sehr gut in das aktuelle Marktumfeld. Denn seit Jahresbeginn hinken die Kurse von Value-Aktien ihren Growth-Pendants hinterher. Für Anleger, die Value – also Aktien von Substanzwerten – in ihren Portfolios haben, stellt sich daher die Frage, ob sich der Value-Zyklus bereits dem Ende zuneigt und man sich von diesem Anlagestil trennen sollte.

Um dieser Frage nachzugehen, haben wir Experten und Fondsmanager von Apus Capital, H&P Capital Advisors und TBF Global Asset Management in den Fonds Laden München eingeladen, die in drei hochinteressanten Impulsvorträgen von jeweils 30 Minuten das Thema „Value aus unterschiedlichen Perspektiven“ beleuchten.

Besuchen Sie unsere „Kleine Fondsmesse“ und nehmen Sie teil an den Vorträgen von
Uwe Schupp (Managing Partner bei Apus),
Jens Hillers (Geschäftsführer von H&P und Fondsmanager des Trend Kairos European Opportunities) und
Sven Wiede (Vertriebsdirektor bei TBF).

Informieren Sie sich über die aktuelle Situation bei Value-Investments am
Donnerstag, den 25.05.2023 von 11:00 bis 13:00 Uhr im Fonds Laden München.

Nähere Informationen und die Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie auf www.fonds-laden.de/veranstaltungen. Sie können sich natürlich auch telefonisch oder per E-Mail anmelden. Über Ihre Teilnahme freuen wir uns sehr!


Scheingewinne frisch besteuert

Dass es mit dem Hintanstellen nicht so einfach ist, sieht man jedoch in jenen Volkswirtschaften, die schon lange von hohen Inflationsraten geplagt werden. Unser Musterdepotwert Koç Holding muss sich in der Türkei in einem solchen Umfeld bewähren. Das führt natürlich auch zu Bewertungsabschlägen solcher Titel. Die Aktien der Holding werden aktuell gerade einmal mit einem KGV von 2,8 bepreist. Auch sollte man sich vor den an solchen Aktienmärkten typischerweise steil nach oben zeigenden Aktienkursen nicht blenden lassen. Häufig spiegelt dies nur den Verfall der jeweiligen Basiswährung wider. In der obigen Abb. ist der Unterschied zwischen der Kursentwicklung in türkischer Lira (schwarz, ca. +320% seit 2020) und der deutlich weniger spektakulären Kursentwicklung in Euro (rot, ca. +30% seit 2020) zu sehen. Im Prinzip sehen wir hier einen lupenreinen Crack-up-Boom. Aber selbst die Kompensation des Währungsverfalls durch Aktiengewinne ist nur die halbe Wahrheit. Der Staat wäre nicht der Staat, wenn er von diesen reinen Scheingewinnen, die für die Anleger in einem Inflationsumfeld so reichlich anfallen, nicht mit einer kräftigen Besteuerung zubeißen würde (Parole: „Krisengewinnler“). Um sein Kapital in einem solchen Umfeld auch nur zu erhalten, muss man also neben dem eigentlichen Kaufkraftverlust auch noch die darauf fälligen Steuern erwirtschaften – oft ein schlichtes Ding der Unmöglichkeit, weshalb Inflationspolitik regelmäßig zur Verarmung breiter Schichten führt. Aber Armut, so lernen wir jeden Tag aufs Neue, egal ob durch Inflation oder Bankencrash ausgelöst, ist im Gegensatz zur bösen Marktwirtschaft, die noch Wohlstand für alle zum Ziel hatte, wenigstens „klimafreundlich“. Weiteres zur Koç Holding lesen Sie in unserem Bereich Musterdepot, der eingeloggten Abonnenten des Smart Investor Magazins auf unserer Website zur Verfügung steht.

Zu den Märkten

Die Märkte reagierten angesichts der Gemengelage bislang gelassen. Eine Bankenkrise ohne Kursrutsch, wie ist das möglich? Offenbar stützt vor allem die Hoffnung auf einen Kurswechsel der Notenbanken. Letztlich werden diese vor den absehbaren Problemen des Bankensektors einknicken, so das Kalkül. Dadurch würden Bankaktien zwar nur bedingt attraktiver, durch eine anhaltend hohe oder sogar noch weiter steigende Inflation wären allerdings Sachwerte inklusive Aktien erneut begünstigt.
Der DAX zeigte sich auch in der Berichtswoche in einer engen Handelsspanne zwischen 15.650 und 16.000 Punkten. Man kann die Ratlosigkeit der Marktteilnehmer förmlich mit Händen greifen. Mit dem Auslaufen der Berichtssaison sind erst einmal keine weiteren regulären Impulse aus der Unternehmenswelt zu erwarten. Zu großen Engagements wollen sich viele in der aktuellen Handelsspanne wohl nicht hinreißen lassen. Erst nach einem Ausbruch könnte dann wieder Bewegung in die Sache kommen. Bis dahin ist eher Abwarten angesagt.

Deutsche Dividendentitel: heute freenet AG

Die Telekommunikationsbranche ist dafür bekannt, dass man dort besonders zuverlässige Dividendenzahler findet und auch gegenüber anderen Branchen eine höhere Dividendenrendite aufweist. Dies kommt daher, weil jene Unternehmen aufgrund ihres unspektakulären Geschäftsmodells über einen konstanten und stabilen Cashflow verfügen, den sie zu einem bestimmten Anteil an ihre Aktionäre weitergeben. In unserer heutigen Ausgabe möchten wir Ihnen die freenet AG mit Sitz in Büdelsdorf bei Rendsburg vorstellen. Sie vermarktet ohne eigenes Leitungsnetz Produkte und Services aus dem Bereich mobiler Sprach- und Datendienste und ist dabei einer der größten Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Der im MDAX gelistete Mobilfunkdienstleister blickt gerade auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück, in dem das EBITDA um sieben Prozent auf 478 Mio. EUR gesteigert werden konnte. Entsprechend hat man bereits angekündigt, auch die Anleger in Form einer Erhöhung der Dividende am Erfolg teilhaben zu lassen – von 1,57 EUR je Aktie im letzten Jahr auf 1,68 EUR in diesem Jahr. Dies entspräche einer Auszahlungsrendite von leicht über sechs Prozent (Kurs: 26,28 EUR), womit freenet zu den spendabelsten Dividendenzahlern in Deutschland gehört. Wenngleich man noch nicht ganz die Kontinuität eines Dividendenaristokraten besitzt, so kann sich die Zuverlässigkeit der Aktionärsausschüttungen im nationalen Vergleich absolut sehen lassen. Wer am 22. Mai 2023 in den Genuss der einjährigen Gewinnausschüttung kommen möchte, sollte sich die Aktie bis zum Ex-Datum 18. Mai 2023 ins Depot holen.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir heute ausführlich über unseren Musterdepotwert, sowie über die Entwicklung unseres wikifolios „Smart Investor – Momentum“. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Während die meinungsbildenden Medien das Publikum auf „Klimakatastrophe“ eichen, spielt sich im Bankensektor ein Schwel- bzw. Kabelbrand ab, der uns sehr viel schneller ereilen kann.

Ralf Flierl, Ralph Malisch, Peter Seufert-Heyne

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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