Die Risiken steigen, die Gewinne auch
Sinkende VolatilitätDer weltweit viel beachtete VIX ist innerhalb von sechs Wochen um 62% gesunken. Er misst die Schwankungsbreite der Kurse des S&P 500 und ist der Angstanzeiger an der Wall Street. Die Angst ist weg, zumindest jene, die US-Präsident Donald Trump mit grob gegriffenen Zollankündigungen am von ihm proklamierten „Liberation Day“, dem 2. April 2025, bei Investoren erzeugt hatte. Genauer gesagt: Die Angst hat die Seiten gewechselt. Nun nennt sie sich FOMO („Fear of missing out“) und die Anleger spüren die Angst im Nacken, bei den jüngsten Kursavancen zu spät zu kommen.
In den vergangenen Wochen hat der US-Aktienmarkt kräftig Boden gut gemacht. Der S&P 500 ist fast wieder da, wo er zu Jahresanfang stand. Bis zu den Höchstmarken vom Februar ist es allerdings noch ein gutes Kletterstück, und der weitere Aufstieg könnte schwerfallen. Zumal die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der USA gerade herabgestuft hat. Das Triple-A-Rating ist weg, die US-Schuldenlast schwindelerregend und der Dollar schwächelt – letzteres aber zum Teil auch gewollt. Euro und vor allem Gold gewinnen hingegen dazu. Die Risiken für US-Aktionäre steigen also.
ANZEIGE
Währenddessen läuft die Kursparty in Deutschland weiter, obwohl der Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen die diesjährige Konjunkturprognose zuletzt auf 0,0% gesenkt hat. Der DAX hat sein „Mojo“ wiedergefunden und eilt von Rekord zu Rekord. Im übergeordneten Trend sieht man, dass deutsche Aktien bereits seit Jahresbeginn 2024 haussieren. Breit investierbar sind deutsche Aktien zum Beispiel über den Vanguard Germany All Cap ETF (WKN: A2JF6S), der die 150 großen deutschen Aktienwerte abdeckt. Offensiver spielt der iShares MDax ETF (WKN: 593392) das Deutschland-Thema, indem er sich auf die mittelgroßen Werte des MDAX konzentriert. Die deutsche Hausse mag auf Pump gekauft sein und sich aus der bloßen Hoffnung speisen, dass die hausgemachte Malaise endlich endet: Die Notierungen an der Kurstafel bleiben trotzdem real. Wer nicht dabei ist, spürt FOMO.
Gerade wieder mussten sich Amerikas Großinvestoren in die Karten schauen lassen. Einmal im Quartal haben sie ihre Positionen am US-Markt der Börsenaufsicht SEC zu melden. Ein letztes Mal in verantwortlicher Position dabei ist wohl Investmentlegende Warren Buffett, der seinen Rücktritt vom Chefposten der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway angekündigt hat. Die drei größten Positionen, bei denen sich Berkshire im ersten Quartal von Aktien trennte: Bank of America (WKN: 858388), Citigroup (WKN: A1H92V), Nu Holdings (WKN: A1H92V). Stärkste Zukäufe: Constellation Brands (WKN: 871918), Pool Corporation (WKN: 871918) und Domino’s Pizza (WKN: A2AHL0).
Wer nach dem angekündigten Ruhestand von Warren Buffett nach Alternativen sucht, wird im neuen Smart Investor 6/2025 fündig, der zum Wochenende erscheint. In der Titelstory „Beteiligungsgesellschaften“ stellen wir Unternehmen vor, die nicht nur eine vielversprechende Anlagepolitik verfolgen, sondern den Platzhirschen Berkshire Hathaway über die letzten Jahre sogar schlagen konnten. Gerade in dieser Zeit eine besonders mehrwertige Übersicht. Dazu konnten wir als Autor auch Gunter Burgbacher gewinnen, der den weltweit einzigen Fonds managt, der auf Beteiligungsgesellschaften spezialisiert ist. Darin erklärt er seine Vorgehensweise und seine zehn Top-Picks.
ANZEIGE
Stanley Druckenmiller vom Duquesne Family Office erhöhte seine Aktienpakete am Generikahersteller Teva Pharmaceutical (WKN: 906517; im neuen Heft ebenfalls beschrieben), dem taiwanesischen Chipmassenfertiger TSMC (WKN: 909800) und an DocuSign (WKN: A2JHLZ). David Tepper von Appaloosa Management spekuliert scheinbar im ersten Quartal gegen Unternehmen, die Aktivitäten im Segment Öl, Gas, Kohle zeigen. Er hat für 2,5 Mrd. USD Put-Optionen auf einen S&P 500 Fossil Fuel Reserves Free ETF aufgebaut. Ebenfalls erwartet er wohl sinkende Kurse bei Apple. Auch hier kaufte er Put-Optionen in Millionenhöhe. Tepper befindet sich in guter Gesellschaft. „Kollege“ Buffett trennte sich in vergangenen Monaten ebenfalls von Apple-Positionen.
Offenbar hat Apple im Moment keinen Lauf. Da US-Präsident Donald Trump China-Importe mit hohen Zöllen belegen will, sucht Apple-Chef Tim Cook nach Lösungen. Teile der chinesischen iPhone-Produktion könnten nach Indien verlagert werden. Für diese kreative Idee fing Cook sich prompt eine Rüge des US-Präsidenten ein. Schließlich will Trump neue Industriearbeitsplätze in den USA haben, nicht in Übersee. Cook steckt im Dilemma. US-Arbeitsplätze sind teuer. Wohl zu teuer, um iPhones preislich konkurrenzfähig zu halten. Apropos teuer: Die sündhaft kostspielige Apple Vision Pro (Brille in Brikettform für 3.500 USD) wird zum „Schubladen“-Hüter. Im Wall Street Journal berichten Nutzer, dass ihre Brillen immer häufiger dort liegenbleiben. Das Mixed-Reality-Headset habe kaum Einsatzzwecke und verursache aufgrund des Gewichts Nackenschmerzen.
ANZEIGE
Während bei Apples Brillen noch Entwicklungsarbeit zu leisten ist, scheint endlich das Problem gelöst zu sein, aus schnödem Blei begehrtes Gold zu machen. Alchemisten hatten es Jahrhunderte lang vergeblich probiert. Kaiser und Könige – damals schon so klamm wie heute Präsidenten, Potentaten und Demokraten – wurden durch die Aussichten immer wieder in Aufruhr versetzt, damals jedoch ohne greifbare Ergebnisse.
Jetzt ist den Physikern des Kernforschungszentrums Cern bei Genf tatsächlich die Erschaffung von Gold gelungen, und sie halten das goldige Kochrezept keineswegs geheim. „Um Gold zu erzeugen (ein Kern mit 79 Protonen), müssen in den LHC-Strahlen drei Protonen aus einem Bleikern entfernt werden“, heißt es in einer offiziellen Verlautbarung des Cern. Was den Alchemisten der Tiegel über offenem Feuer, das ist den Forschern der 27 Kilometer lange Tunnel des Teilchenbeschleunigers LHC, in welchem das Blei beschleunigt und mit einem magnetischen Feld auf Kurs gehalten wird. Das Umwandlungsrezept ist, man muss es zugeben, kompliziert und teuer. Noch ein entscheidender Nachteil kommt hinzu: „Das Gold existiert nur für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde.“ Aufgeschreckte Goldbugs, die einen Preisverfall wegen Überangebots befürchten, brauchen ihre Tresore also nicht hastig zu räumen, noch nicht. Am Cern wird weiter geforscht …
Nachdem wir eingangs schon einen Blick auf den DAX (gelb) geworfen haben, wollen wir an dieser Stelle einmal den NASDAQ-100 (blau) zum Vergleich betrachten. Während der DAX zuletzt neue Allzeithochs erzielen konnte, hinken die US-Technologie-Blue-Chips seit Anfang Januar um knapp 15% hinterher. Dazu kommen noch Währungsverluste des US-Dollars (grün) gegenüber dem Euro um rund 10% im gleichen Zeitraum. Die erfolgsverwöhnten Tech-Aktien haben also trotz der jüngsten Erholungsbewegung relativ zum DAX knapp 25% an Wert verloren. Das ist insofern ein Statement, als der DAX derzeit eine Volkswirtschaft ohne aktuelle Wachstumsaussichten repräsentiert. Allerdings ist der DAX nicht allzu typisch für die deutsche Wirtschaft, enthält er doch Großunternehmen, für die Deutschland nur einen Teil ihrer weltweiten Geschäftstätigkeit darstellt.
Bargeld – setzen Sie ein Zeichen!
In immer mehr Bereichen wird Bargeld zurückgedrängt. Das geschieht oft schleichend. Plötzlich kann im netten Café an der Ecke nur noch mit Karte oder App bezahlt werden oder der Geldautomat auf dem Arbeitsweg ist verschwunden. Das hat System. Denn auch der Staat macht kräftig mit und besteht immer häufiger auf unbarer Zahlung. Ohne eine funktionierende Infrastruktur ist die Zukunft des Bargelds aber in großer Gefahr. Dazu kommt, dass dessen künftige Konkurrenz, der digitale Euro, von der EU-Kommission massiv vorangetrieben und protegiert wird. Brisanz und Aktualität erlangt das Thema durch eine neue EU-Verordnung. Offiziell heißt es, damit werde der digitale Euro als „Ergänzung“ zum Bargeld auf den Weg gebracht. Tatsächlich ist dort ein Annahmezwang für den E-Euro vorgesehen, nicht mehr aber für Bargeld. Damit wäre der Weg zu einem Geld zweiter Klasse vorgezeichnet. Lassen Sie sich bitte auch in anderer Hinsicht nicht täuschen: der digitale Euro hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Bitcoin zu tun. Er ist staatliches Zwangsgeld, das nicht nur beliebig vermehr- und manipulierbar sein wird, er ermöglicht auch den gläsernen Geldnutzer, der überwacht, kontrolliert, eingeschränkt oder sogar gänzlich abgeschaltet werden kann. Zwar wird den Bürgern das digitale Bezahlen gerne als besonders bequem verkauft, aber Bargeld ist und bleibt – trotz der immer stärkeren Einschränkungen – eine Insel der Freiheit. Wir bitten Sie also, seien Sie in dieser Sache nicht bequem, sondern richtig unbequem. Werden Sie zum Mitzeichner und Multiplikator für die Petition „Bargeld in Europa gesetzlich schützen! Wahlfreiheit statt Bevormundung!“. Sie sind dabei in bester Gesellschaft prominenter Zeichner wie Dr. Norbert Häring (Wirtschaftsjournalist, https://norberthaering.de), Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler (Vizepräsident a.D. der Deutschen Bundesbank), Prof. Dr. Manfred Spitzer (Neurowissenschaftler), Prof. em. Dr. Gerald Hüther (Neurobiologe), Marc Friedrich (Finanzexperte & Bestseller-Autor), Milena Preradovic (TV-Moderatorin), Julia Neigel (Musikerin), usw.
Veranstaltungshinweise
Kaum ein Thema interessiert die Menschen mehr als der Krieg um die Ukraine. Dennoch fühlen sich viele vom bundesdeutschen Mainstream nur einseitig informiert. Eine gute Gelegenheit, das eigene Bild der Situation abzurunden, gibt es am 1.6. in Ergolding bei Landshut (Bürgersaal). Dort tritt mit Frau Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz eine profunde Kennerin der Materie auf. Die frühere Russland-Korrespondentin der ARD und Moderatorin des ARD-Kulturweltspiegel findet aufgrund ihrer kritischen Haltung in den Leitmedien praktisch nicht mehr statt. Mit ihrem Vortrag „Russland – und wie weiter?“ kündigt sie eine „schonungslose Analyse des Konfliktes zwischen Russland und dem politischen Westen“ an. Karten gibt es unter https://krasser.guru/russland oder an der Abendkasse.
Musterdepots & wikifolio
In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal unsere Anmerkungen zur Entwicklung des Musterdepots für den Berichtszeitraum Mai 2025 inklusive der großen Übersichtstabellen, sowie erfreuliche Neuigkeiten zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.
Fazit
Mit dem Abgang von Warren Buffett stehen Beteiligungsgesellschaften im Fokus, auch im neuen Smart Investor 6/2025, der zum Wochenende erscheint. Zudem ist ein alter Menschheitstraum in Erfüllung gegangen. In der Schweiz wurde erstmals aus Blei Gold hergestellt. Der Prozess war aber energieaufwendig und teuer, das Produkt leider instabil. Wir bevorzugen Gold, das auf traditionelle Weise gefördert wird.
Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Ein mit “*“ gekennzeichnetes Wertpapier oder ein Derivat darauf wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation oder der Smart Investor Printausgabe von mindestens einem Mitarbeiter der Redaktion gehalten.
Abonnements:
Unsere Smart Investor Abonnements finden Sie hier.
Das Magazin:
Das aktuelle Smart Investor Magazin finden unsere Abonnenten hier.
E-Mail-Versand:
Sollten Sie den E-Mail-Versand abbestellen wollen, so benutzen Sie bitte den Abmelde-Link unter dem Newsletter bzw. schicken uns eine E-Mail mit dem Betreff “Abbestellen des SIW” an weekly@smartinvestor.de.
Unsere Datenschutzerklärung finden sie hier.
Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
Unsere Depotempfehlung: das Depot von smartbroker.de. Bereits ab 0 € Gebühren Wertpapiere handeln.