Haltet den Dieb!

Titelbild: © sora.chatgpt.com

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EZB übt sich im Gold-Bashing

Bedrohung für die „Scheinwelt“

Fast haben wir uns daran gewöhnt, dass der Goldpreis steigt. Was langjährige Goldbullen schon immer für unvermeidbar gehalten haben, realisiert sich seit gut einem Jahr mit erstaunlicher Konstanz. Nun hat die EZB in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor Risiken am Goldmarkt und durch den Goldmarkt gewarnt. Aus der Feder der EZB klingt das ein bisschen nach „Haltet den Dieb!“. Denn die Risiken der Fiatgeld-Welt sind schließlich nicht durch Gold entstanden, sondern aufgrund der Konstruktion und Politik der EZB höchstselbst. Gold macht diese Risiken im Zeitablauf lediglich immer sichtbarer. Insofern stimmt es schon, dass das gelbe Metall bzw. dessen steigender Preis eine Bedrohung für die EZB-„Scheinwelt“ darstellt.

Spannend ist, woran man sich bei der EZB konkret abarbeitet. Das Risiko komme aus Termingeschäften bzw. Futures mit dem Recht auf physische Lieferung. Noch deutlicher kann eigentlich nicht gesagt werden, dass dem im Umlauf befindlichen Papiergold, also den Ansprüchen auf die Auslieferung von Gold, nicht genügend physisches Material gegenübersteht. Dass der Goldpreis über Jahrzehnte mittels ebensolcher Papiergeschäfte gedrückt wurde, unterstützt durch die sogenannte Goldleihe, gilt unter Goldbugs als offenes Geheimnis. Als auf diese Weise Druck auf den Kurs ausgeübt wurde, führte dies allerdings zu keinerlei Beanstandungen der Notenbanken, die im Hintergrund wohl selbst kräftig an den Fäden zogen. Future ist eben nicht gleich Future. Für die richtige Einordnung kommt es schon darauf an, wer mit seinen Engagements den Markt in welche Richtung bringt.

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Gute Derivate, böse Derivate

Das Volumen an Goldderivaten in der Euro-Zone liegt bei etwa 1 Bio. EUR, dreimal so viel wie die globale Jahresproduktion. Im Ergebnis kann aus den physischen Lieferverpflichtungen tatsächlich ein „Short-Squeeze“ entstehen. Denn während reine Spekulanten in der Regel nur auf die Preisdifferenzen schielen, sieht eine wachsende Anzahl von Marktteilnehmern in physischem Gold DIE Versicherung gegen die Risiken der Fiatgeld-Systeme, allen voran dem seit Monaten zur gewollten Schwäche neigenden US-Dollar. Die potentesten Marktteilnehmer, die sich nicht mehr in dem Maße wie in der Vergangenheit mit US-Dollars abspeisen lassen, sind die Notenbanken der BRICS-Staaten. Insbesondere Russland wird nach der Konfiszierung von Auslandsvermögenswerten keine nennenswerte Nachfrage mehr nach im Westen befindlichen Assets entwickeln. Ob sich die Russen allerdings nennenswert über Strohmänner an den Gold-Terminmärkten engagieren, ist derzeit nur eine Spekulation. Aus der Sicht Russlands wäre ein steigender Goldpreis insofern interessant, als er die Fiatgeld-Systeme unter Druck bringt, wie nicht zuletzt die Reaktion der EZB gezeigt hatte.

Aus dem Schatten

Unabhängig von der EZB-Erzählung wäre bei Gold rein charttechnisch eine Verschnaufpause plausibel. Dagegen zeigte sich beim lange Zeit vernachlässigten Silber zuletzt frisches Leben. Der Kurs sprang kraftvoll über eine wichtige Widerstandslinie und ist nun eindeutig im Hausse-Modus. Wobei, eindeutig ist bei Silber selten etwas, denn im Chart wimmelt es nur so von hoffnungsvollen Sprints, die kurze Zeit später buchstäblich verhungerten. Dennoch spricht einiges dafür, dass die jüngste Bewegung der Auftakt für etwas Größeres werden könnte. Immerhin hat Gold seit vielen Monaten vorgelegt, ohne, dass der „kleine Bruder“ gefolgt wäre. Das vielbeachtete Gold/Silber-Ratio ist in dieser Phase sogar über 100 gestiegen, aktuell liegt es bei knapp 92. Das ist immer noch weit vom langjährigen Mittel entfernt, welches, je nach Start der Messung bei 60 oder deutlich tiefer verortet wird. Alles in allem eine attraktive Ausgangslage, auch für die Aktien von Silberproduzenten. Ebenfalls einen deutlichen Sprung nach vorne machte ein anderes Weißmetall. Im Zuge dieser Bewegung konnte Platin einen massiven Widerstand überwinden. Grund genug, uns eine Anfangsposition in einem der großen Produzenten in unser Musterdepot zu legen. Mehr dazu lesen Sie in der entsprechenden Musterdepot-Rubrik.

Das Thema Edelmetalle wird übrigens in unserer kommenden Ausgabe Smart Investor 7/2025 eine gewichtige Rolle spielen. Es ist uns gelungen, den Edelmetallspezialisten Marin Siegel von Stabilitas Fonds für ein Interview zu gewinnen. Seien Sie schon jetzt gespannt auf die Einsichten und Hintergrundinformationen aus dem Munde eines der profiliertesten Kenner der Materie im deutschsprachigen Raum.

Ladehemmung

Weniger erfreulich war in der Berichtswoche die Entwicklung bei Rüstungsaktien. Dies nicht etwa, weil plötzlich der Frieden ausgebrochen oder auch nur in Griffweite wäre. Nein, Hintergrund sind neue Analystenschätzungen, allen voran eine neue Einstufung der Bank of America zu Renk (WKN: RENK73). Die fiel mit einer Herabstufung von „Kaufen“ auf „Underperform“ alles andere als euphorisch aus. Wesentlicher Kritikpunkt ist nicht ein zu wenig an Wachstum, sondern ein Bewertungsniveau, in dem bereits sehr viel des erwarteten Wachstums eingepreist wurde. Der Markt war der Realität in den letzten Monaten schlicht ein Stückchen zu weit vorausgeeilt. Das Papier ging erst einmal auf Tauchstation. Ebenfalls unter Druck kamen andere Rüstungstitel wie Rheinmetall (WKN: 703000) und Hensoldt (WKN: HAG000). Im Prinzip tut der Branche etwas mehr Realismus gut. Potenzielle Unterstützung gibt es ebenfalls, denn viele Marktteilnehmer waren bei diesem Megatrend nicht oder nur unzureichend vertreten und warten auf den Einstieg. Die Frage ist allerding, auf welchem Niveau die Käufer die Aktie wieder für so attraktiv halten, dass sie zuschnappen. Nach einer verdienten Verschnaufpause sollte es also wieder aufwärts gehen, denn kaum eine Branche hat einen derart überwältigenden Rückenwind aus der Politik wie diese.

Asche oder Phönix?

Ein Titel, der dagegen seit geraumer Zeit vor allem Negativschlagzeilen lieferte, war Intel (WKN: 855681). Den Chip-Konzern, einst Pionier und unumstrittener Marktführer, schien das Glück verlassen zu haben. Andere konnten es schneller, besser oder billiger. Von der Kursspitze im April 2021 hat sich die Aktie rund gedrittelt. Allein seit Juli 2024 fiel Intel um etwa die Hälfte. Schwache Quartalsergebnisse, die Einstellung der Dividendenzahlung und strategische Unsicherheiten bewogen die Anleger zur Aufgabe. Nun keimt Hoffnung. Der neue CEO Lip-Bu Tan leitet das Unternehmen seit März und legt den Fokus auf Foundry-Dienste und KI-Infrastruktur. Zuletzt unterstützten positive Nachrichten zu den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. Um ein echter Turnaround zu werden, hat das Unternehmen allerdings noch ein gutes Stück Weg vor sich. Im Moment sind die Anleger schon dankbar für eine Stabilisierung, wenn auch auf niedrigem Niveau.

Zu den Märkten

Richtungslos beschreibt die Kursentwicklung des DAX 40 während der zurückliegenden Handelswoche wohl am zutreffendsten. Erneut konnte ein Allzeithoch erzielt werden, erneut ging es danach nicht weiter nach oben. Im Gegenteil, dieses Hoch wurde erneut für Verkäufe genutzt. Im Prinzip zeigt sich hier die Unsicherheit der Marktteilnehmer, die angesichts der erreichten Kurshöhen ein bisschen Angst vor der eigenen Courage bekommen haben. Das sieht man am deutlichsten an den bisherigen Zugpferden des Rüstungsbereichs, die jüngst zur Schwäche neigten (s.o.).

Wenig Einfluss auf den heimischen Markt hatte dagegen der „Rosenkrieg“ zwischen Donald Trump und Elon Musk. Das Ende der „Bromance“ war nicht völlig überraschend. Auf lange Sicht kann die Zusammenarbeit zweier derart ausgeprägter Egos eigentlich gar nicht gutgehen. Entsprechend schnell eskalierte die Angelegenheit. Positive Nachrichten kommen zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe aus den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen. Es scheint, dass hier eine erste Einigung in der Luft liegt. Ob es tatsächlich dazu kommt, wird sich aber erst noch zeigen müssen.

Hochkarätiges auf dem heimischen Bildschirm

Einen besonderen Leckerbissen können wir Ihnen heute in Form des kostenlosen Webinars „Rette Dein Geld – der digitale Euro kommt“ von Kettner Edelmetalle empfehlen (vgl. Anzeige). Die Besetzung des Panels, unter anderem mit ZDF-Urgestein Peter Hahne, Friedens- und Konfliktforscher Dr. Daniele Ganser, dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Richard Werner sowie dem Goldexperten Matthew Piepenburg, sorgt nicht nur für mehrwertige Information, sondern zudem für einen hohen Unterhaltungswert. Das sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Für Kurzentschlossene

Schon am nächsten Samstag, den 14.6., findet das diesjährige ROLAND BAADER-Treffen in Waghäusel-Kirrlach statt. Diesjähriges Motto des Stelldicheins der libertären Szene: „Auf der Suche nach dem Recht, in Ruhe gelassen zu werden“. Im Rahmen des Treffens findet die Verleihung der Roland Baader-Auszeichnung an den Ökonomen, Privatgelehrten und freien Publizisten Dr. Titus Gebel statt. Das Treffen bietet neben interessanten und kurzweiligen Vorträgen reichlich Gelegenheit zum Netzwerken mit Gleichgesinnten. Nähere Infos: https://rolandbaader-treffen.de/

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie diesmal eine traurige Nachricht zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“ und unsere Anmerkungen zur Entwicklung des Musterdepots. Die große Übersicht für den Berichtszeitraum Mai 2025 inklusive der großen Übersichtstabellen finden Sie hier. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Die Edelmetalle erhitzen die Gemüter. Dass sich hier Größeres entwickelt, kann man an den Warnungen der EZB erahnen. Die Goldstärke ist nichts anderes als eine Schwäche der Fiatgelder.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

 

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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