Pilot ohne Pilotenschein

Titelbild: © vectorworkers – stock.adobe.com

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Nicht jedem, dem Gott ein Amt gibt, gibt er auch Verstand

Auf Schleuderkurs

Dass Robert Habeck nicht gerade ein Wirtschaftsexperte ist, konnte man bereits vor der Wahl erahnen, als er im Jahr 2019 schon beim Thema Pendlerpauschale ins Schleudern geriet. Dabei handelt es sich hierbei um ein vergleichsweise einfaches Konzept, das Millionen von Steuerbürgern jahraus, jahrein erfolgreich bewältigen. Selbst die dem damaligen Grünen-Chef wohlgesonnenen Medien – und das sind überproportional viele –, konnten seine klaffenden Wissenslücken nicht übersehen https://www.spiegel.de/politik/deutschland/robert-habeck-wegen-wissensluecke-bei-pendlerpauschale-in-der-kritik-a-1288130.html.

Schuhe, so groß wie Swimmingpools

Spulen wir vor in die Gegenwart: An den Wirtschaftskenntnissen des ehemaligen Taxifahrers und Kinderbuchautors scheint sich nichts Entscheidendes verbessert zu haben. Gestern philosophierte, nein, dilettierte er in der Sendung „Maischberger“ über Unternehmensinsolvenzen. Habeck war derart ahnungslos, dass selbst die Gastgeberin ungläubig staunte, als sie erfolglos im Vakuum seines Wirtschaftswissens nachzubohren versuchte. Die Tragik besteht nicht nur darin, dass der Mann inzwischen Wirtschaftsminister ist, also in den viel zu großen Schuhen von Ludwig Erhard, Karl Schiller, Helmut Schmidt oder Otto Graf Lambsdorff planlos herumplanscht, die eigentliche Tragik besteht darin, dass die deutsche Wirtschaft vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten steht und sich Teile dieser Wirtschaft bereits im Sturzflug befinden. Lesen Sie hierzu bitte auch noch einmal die Titelgeschichte unserer Ausgabe 8/2022 „Deutschlands Niedergang“ und deren Fortsetzung in der aktuellen Ausgabe Smart Investor 9/2022 „Kalt, dunkel und ungeduscht“.

Schönwetterdilettant

Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass fachfremde Personen Ressortverantwortung übertragen bekommen, aber ein Wirtschaftsminister, der weder wirtschaftliche Zusammenhänge versteht noch rechnen kann – ganz egal ob es um Pendlerpauschale, Gasumlage oder AKWs geht –, ist definitiv am falschen Platz. In Sachen Wirtschaft ist Habeck ein Schönwetterdilettant, der sich allenfalls durchmogeln kann, wenn alles läuft. Zu allem Überfluss hält der Mann nicht einmal Gegenwind aus. So ist es für Politiker nicht immer ein Vergnügen auf Twitter präsent zu sein. Über Karl Lauterbach, Markus Söder, Ricarda Lang & Co. wird dort kübelweise Spott ausgegossen – aber diese Politiker ertragen das. Nicht so Robert Habeck, der sich schon 2019 dünnhäutig aus der oft feindseligen Social-Media-Welt zurückzog. Genutzt hat es ihm wenig, denn wie die gestrige Maischberger-Episode zeigte, kommt inzwischen nicht einmal der prinzipiell wohlgesonnene Mainstream umhin, seine Überforderung zu bemerken. Dass der oft sympathisch wirkende Habeck dennoch über viele Monate zu den beliebtesten Politikern des Landes gehörte – die Auswahl ist zugegebenermaßen wenig attraktiv –, dass man ihm sogar ernsthaft Kanzler zutraute, stellt dem deutschen Wähler leider ein fragwürdiges Zeugnis in Sachen Mündigkeit aus.

Vor dem Paukenschlag

Während nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Wirtschaftspolitik im größten Land der Eurozone im Argen liegen, steht die Europäische Zentralbank wohl unmittelbar vor ihrem zweiten und damit ersten richtigen Zinsschritt des laufenden Zinserhöhungszyklus. Ein Plus von 75 Basispunkten gilt am morgigen Donnerstag fast schon als sicher, wobei einige Beobachter, die mit der Lage gut vertraut sind, der EZB sogar einen Paukenschlag um ein volles Prozent (100 Basispunkte) zutrauen. Zu lange hatte der EZB-Rat unter Christine Lagarde die Inflation klein- und schöngeredet, zu lange weigerte man sich in Frankfurt entschlossen gegen die Geldentwertung vorzugehen. Der Glaubwürdigkeitsverlust hinsichtlich der Erfüllung der zumindest offiziell wichtigsten Aufgabe der EZB war zunächst schleichend, angesichts der Rekordinflation zuletzt aber in aller Munde. Natürlich wird der Preis für echte Zinserhöhungen eine Rezession und verschärfte Verspannungen in der Eurozone sein. Letzteres ist, wie hier schon oft beschrieben, die eigentliche Achillesferse der EU-Kunstwährung. Ob es der EZB allerdings gelingen wird, mit einer solchen Hauruckaktion ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen, darf bezweifelt werden. Denn auch nach einer solchen Erhöhung klaffen zwischen der aktuellen Inflationsrate und dem Zinsniveau satte 7,5 Prozentpunkte p.a. Es bleibt also so oder so bei Symbolik. Unter Druck steht die EZB auch juristisch, denn in Deutschland versucht die Europolis-Klägergruppe, vertreten durch Prof. Dr. Markus C. Kerber, derzeit mit einer Verfassungsbeschwerde der Politik der EZB Einhalt zu gebieten, PEPP-Tilgungsbeiträge diskretionär in Titeln von Hochschuldenländern wie Italien anzulegen. Aber selbst im Erfolgsfall hat die EZB inzwischen eine gewisse Routine in der Missachtung der deutschen Verfassungsgerichtsbarkeit und der eigenen Satzung.

Zeichen echter Schwäche

Weniger routiniert kann sich die EZB über die Kursschwäche des Euros hinwegsetzen. Erst gestern und vorgestern erreichte der Euro neue historische Tiefs gegenüber dem US-Dollar. Das ist auch ein Urteil des Marktes über die hiesige Geldpolitik. Erstaunlich, dass nicht einmal die Erwartung auf einen für EZB-Verhältnisse großen Zinsschritt dem Euro bislang Rückenwind verleihen konnte. Entweder glauben die Märkte noch nicht ganz an die neue Entschlossenheit, die ja den Zusammenhalt der Eurozone erneut unter Stress bringen würde, oder aber, die Wirkung der Zinserhöhung ist bereits verpufft, bevor sie stattgefunden hat. Für die morgige Marktreaktion kommt es also vor allem darauf an, inwieweit diese bereits eingepreist war. Hinsichtlich der Trendeigenschaften des Währungspaares EUR/USD ist weiter eine klare Abwärtsbewegung zu identifizieren (vgl. Abb.). Diese lässt sich nicht nur aus den mittel- und langfristigen Gleitenden Durchschnitten ableiten, sondern vor allem auch aus den Durchbrüchen unter die wichtige Unterstützungszone im Bereich 1,04/1,05 EUR und unter die Parität, ohne dass es bislang zu einer nennenswerten Gegenwehr gekommen wäre – ein Zeichen echter Schwäche.


Zu den Märkten

Beim DAX (vgl. Abb.) haben wir insofern eine ähnliche Ausgangslage, als auch hier im Vorfeld kaum abzuschätzen ist, inwieweit eine prinzipiell belastende Zinserhöhung bereits eingepreist ist. Wir könnten uns vorstellen, dass das noch nicht gänzlich der Fall ist, weil die Märkte im Moment schwerpunktmäßig mit anderen Themen befasst sind, etwa dem russischen Gaslieferstopp. Zwar konnte sich der Markt in den letzten Sitzungen stabilisieren, allerdings verläuft er nun gefährlich nahe am wichtigen Unterstützungsbereich von rund 12.400 DAX-Punkten. Weder die Kurs- noch die Umsatzentwicklung deuten hier auf ein kräftiges Abprallen nach oben. Vielmehr scheint diese Orientierungsphase im vorherrschenden Abwärtstrend lediglich korrektiven Charakter zu haben, was nach der Beendigung dieses Zwischenspiels einen erneuten Abwärtsschub erwarten ließe.

Jenseits der Marktechnik ist auch fundamental derzeit wenig zu sehen, woraus der deutsche Aktienmarkt Honig saugen könnte. Der russisches Gaslieferstopp könnte erhebliche negative Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft im Herbst/Winter 2022/23 haben, falls hier nicht schnellstens eine tragfähige Lösung gefunden wird. Dabei geht es um mehr als um die Frage, wie lange man duschen darf, sondern um das Absterben ganzer Wirtschaftszweige mit entsprechenden Konsequenzen wie hochschnellende Arbeitslosenzahlen und einer Verelendung breiterer Bevölkerungsschichten, die dann auch als Konsumenten ausfallen. Auch das sogenannte Dritte Entlastungspaket, das im Wesentlichen ein Umverteilungspaket und nicht etwa ein Geschenk der Regierung ist, wird daran nichts ändern.

Dass es sogar Kämpfe um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gab, zeigt, mit welch harten Bandagen der Krieg um die Ukraine geführt wird. Wer ein Atomkraftwerk beschießt, nimmt für den ganzen Kontinent billigend eine Atomkatastrophe in Kauf, was aufs Schärfste zu verurteilen ist. Im aktuellen Smart Investor 9/2022 gibt der Geostratege Dr. Daniel Hoffmann unter dem Titel „Der Great Reset beginnt“ einen aktuellen Überblick über die verhängnisvollen Handlungslinien, die genau jenen in die Hände spielen, die unsere Wirtschaft von Grund auf neugestalten wollen. Auch ein weiterer Corona-Maßnahmenwinter dürfte den Prozess einer Zerstörung bestehender Wirtschaftsstrukturen, insbesondere des Mittelstands, weiter beschleunigen.


Gazprom-Update

Wieder einmal gibt es unerfreuliche Rückmeldungen zu unserer Musterdepotposition Gazprom. Von der SdK gibt es zwar seit dem 18.8. keinen neuen Newsletter https://sdk.org/leistungen/klageverfahren/russische-wertpapierefonds/ in der Sache, allerdings erhielten wir Rückmeldungen von mehreren betroffenen Lesern, wonach die Übertragung an den kasachischen Broker Freedom Finance von mehreren Banken mit unterschiedlichen Begründungen abgelehnt wurde. Diese sei aus technischen Gründen nicht möglich, werde von Clearstream nicht mehr unterstützt bzw. wäre aufgrund des Status als „low priced security“ unmöglich. Einige Leser fragen sich, inwiefern Russland durch die westlichen Sanktionen in diesem Bereich geschädigt werde, während die Schädigung westlicher Anleger evident und real sei. Dem kann man kaum widersprechen. Die selbstbestimmte Übertragung/Umwandlung scheitert also aktuell an westlichen Institutionen, nicht an russischen. Da wir uns verpflichtet haben, uns in unserem virtuellen Musterdepot nicht besser zu stellen als unsere Leser es real nachvollziehen können, werden wir für das Musterdepot ebenfalls ein Scheitern der Übertragung unterstellen. Entsprechend warten wir für unsere Musterdepotposition auf den Zwangsumtausch und den Verkauf durch die Bank of New York Mellon in deren Regie. Kleines Trostpflaster: Ein Preiseinbruch ist an der Moskauer Börse erst einmal nicht zu befürchten, da es den ADR-Emittenten erst einmal untersagt ist, Aktien an der Moskauer Börse zu verkaufen.

Smart Investor 9/2022 – „Zukunft“

Bei dieser Gelegenheit möchten wir Ihnen auch noch einmal Lust auf unseren aktuellen Smart Investor 9/2022 mit der Titelstory „Zukunft – Der Blick ins Ungewisse“ machen. Seit Jahrzehnten waren wir nicht mehr mit einer solchen Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren konfrontiert wie aktuell. Zeit also, sich einmal etwas unkonventioneller mit den Dingen zu beschäftigen, die da auf uns zukommen und die ganz erheblich von einem bloßen „Weiter so!“ abweichen. Und natürlich stellen wir auch die passenden Anlagen für eine Welt im Wandel vor. Schauen Sie doch gerne einmal rein.

Tagungs- und Messezeit: Finanzwissen, Hintergründe & Lebensart

In knapp einer Woche, am 13.9., findet zum 19. Mal das SRC Forum Financials & Real Estate 2022 in Frankfurt am Main statt. Auch dieses Jahr wird sich eine Vielzahl namhafter Unternehmen des Immobilien- und Private Equity Bereichs aus dem deutschen Sprachraum präsentieren. Nähere Informationen finden Sie auf der Website des Veranstalters.

Auch der Oktober hat es dieses Jahr in sich: Bereits am 1.10. öffnet die World of Value ihre Pforten in Frankfurt am Main. Dort werden unter anderem Top-Referenten wie Dr. Markus Krall, Dr. Daniel Stelter und Matthew Piepenburg vortragen. Näheres zur World of Value finden sie hier.

Weiter geht es am 4./5.10. mit dem Fondskongress Trier – Arena der Ideen –, den das Kontor Stöwer Asset Management GmbH in diesem Jahr bereits zum achten Mal ausrichtet. Als Referenten werden dort etliche Stars der Branche vor Ort sein – Elisabeth Weisenhorn, Nadine Heemann, Dr. Christoph Bruns, Stefan Rehder, Johannes Ries, Roger Peeters und viele mehr. Nähere Informationen erhalten Sie auf der Website des Veranstalters.

Am 8.10. geht es dann im Bayerischen Hof zu München mit der Jahreskonferenz des Ludwig von Mises Instituts Deutschland unter dem Motto „Die Freiheitskultur des Westens – ihre Krisen, ihre Zukunft“ weiter. Wer sich für die Hintergründe der aktuell negativen Entwicklungen und für Lösungsvorschläge interessiert, der kann hier von Prof. Michael Esfeld, Prof. Gerd Habermann, Gunnar Kaiser, Prof. Daniel Dürr und Prof. Thorsten Polleit mehr erfahren. Zusätzlich gibt es auch hier reichlich Gelegenheit zum Austausch. Nähere Informationen gibt es hier

Natürlich sollen auch in schwieriger Zeit die schönen Dinge des Lebens nicht zu kurz kommen, sind sie es doch, die uns Zuversicht und Lebensfreude schenken. Den Liebhabern kostbarer Uhren sei die WatchTime vom 27. bis 30.10. in Düsseldorf empfohlen. Wer unter unseren Lesern schnell ist, kann eines von 25 kostenlosen Tickets ergattern. Gehen Sie hierzu auf die Webseite des Veranstalters und klicken Sie oben links auf „Werbecode eingeben“. Geben Sie dort den Promocode (SmartInvestorxWatchtime) ein und suchen Sie sich ein Tagesticket aus. Der Preis reduziert sich auf 0,00 Euro. Klicken Sie auf „Kasse“ und fahren Sie mit Ihrer Bestellung fort.

Am 29.10. findet zudem im schönen Budapest die erste „k.u.k. Anlegertagung“ unter dem Motto „Go east!“ statt. „Kapitalschutzstrategien für die Zeitenwende“ werden Ihnen unter anderem IfAAM-Chef Steffen Krug, Goldexperte Dimitri Speck, sowie Dr. Markus Elsässer und Dr. Markus Krall vorstellen. Nähere Informationen finden Sie hier www.ifaam-institut.de/veranstaltungen.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir heute über die neuesten Transaktionen und über die Entwicklung in unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

So lange sich ein Mann wie Robert Habeck im Amt des Wirtschaftsministers der Bundesrepublik halten kann, gibt es wenig Hoffnung auf eine nachhaltige Besserung der wirtschaftlichen Lage. Unfähigkeit in schwieriger Zeit zählt doppelt.

Ralf Flierl, Ralph Malisch

Smart Investor 09/2022:

Titelstory: Zukunft – Der Blick ins Ungewisse

Nachhaltigkeit: ESG, SDG, Impact oder Öko – was darf es sein?

Turnaround-Aktien: Österreichische Nischenplayer auf dem Sprung nach oben?

Weltordnung: Die Hegemonie der USA nähert sich ihrem Ende

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