10/2023 – Wie im Innen, so im Außen

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Ralf Flierl,
Chefredakteur

Ich bin kein großer Fan der Leichtathletik, aber rückblickend sehe ich mir doch gerne mal die Statistik an, und ich konnte es zuletzt gar nicht fassen: Deutschland hat bei der WM in Budapest im August keine Medaille holen können, nicht eine einzige! 46 Länder erlangten mindestens eine Medaille, darunter z.B. Botswana, Ecuador oder die Philippinen – und Deutschland: null. Auch in Sachen Fußball, ebenfalls eine sportliche Domäne der Deutschen und zugleich ein internationales Aushängeschild, läuft es derzeit nicht minder schlecht …

In der Außenpolitik ein ähnliches Bild: Annalena Baerbock tappt von einem diplomatischen Fettnäpfchen ins nächste. Dass sie es, wie im Falle ihres jüngsten „Diktator“-Lapsus, nicht einmal mehr schafft, die Scharte wenigstens anschließend einigermaßen auszuwetzen, macht das Bild von der vollumfänglich miserablen Außendarstellung Deutschlands komplett. Läuft all das noch unter Unvermögen oder muss man gar von Sabotage ausgehen?

Das Bild, welches Deutschland in die Welt ausstrahlt, scheint mir allerdings nur ein Spiegel der Misere im Inneren zu sein. Ich will hier nicht über die Maßen miesepetrig auftreten, aber tatsächlich ist aus meiner Sicht in vielerlei Hinsicht Sand im deutschen Getriebe: lange Schlangen vor Kassen und Schaltern, überforderter und unfreundlicher Service in der Gastronomie, Hilflosigkeit und Überlastung auf Amtsstuben oder endlose Verspätungen bei der Bundesbahn. Das sind nur die offensichtlichen Punkte.

Wie immer stinkt der Fisch vom Kopfe her. Eine selbstgefällige Politikerkaste, die mit einer geradezu gespenstischen Präzision an den Bedürfnissen und Anforderungen der eigenen Bevölkerung vorbeiregiert, sorgt nun einmal für Missmut und Unwucht in einer Gesellschaft.

Nehmen wir als jüngstes, aber beileibe nicht einziges Beispiel nur das soeben verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG). Es bedeutet nicht weniger als die Enteignung eines großen Teils der hiesigen Eigentümer von Altimmobilien. Bei Sanierungskosten von mindestens 1.000 EUR pro Quadratmeter wird die gesamte Kalkulation, auf welcher der Bau, die Finanzierung oder die Vermietung einer Immobilie basiert, völlig ad absurdum geführt. Dass der Aufschrei noch nicht wirklich zu hören ist, liegt wie so oft an den Medien, welche die Ungeheuerlichkeit und die Zumutungen des GEG nicht annähernd gebührend aufgezeigt haben.

Allerdings sind die Märkte im Einpreisen solcher Risiken ziemlich schnell und auch radikal. Wir werfen in mehreren Artikeln ab S. 6 einen Blick auf die Immobilienaktien – und wie sich dort an der Performancespalte in der großen Tabelle zeigt, dominiert die Farbe Rot ganz eindeutig. Dabei ist das GEG nicht einmal das einzige Folterinstrument, mit dem die Politik Immobilieninvestoren schikaniert. In unserem Beitrag „Nach der Blase“ (ab S. 36) sowie im Interview mit dem in der Schweiz ansässigen Vermögensverwalter Dr. Holger Schmitz (S. 58) behandeln wir das Thema Immobilien auch im weiteren Sinne.

Bevor ich nun völlig im Pessimismus versinke, möchte ich Ihnen noch sagen, dass es auch Licht am Ende des Tunnels gibt. Um die Analogie zum Sport wieder aufzugreifen, sei hier der phänomenale WM-Gewinn unserer Basketballboys erwähnt, in einer Sportart, in welcher Deutschland bislang nicht viel zu melden hatte und daher Außenseiterchancen hatte. Auch bei mir stirbt die Hoffnung zuletzt.


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