Zu guter Letzt – Warme Enteignung

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Ralph Malisch

Von Ralph Malisch, Stellvertretender Chefredakteur des Smart Investor

Mit der Klimabewegung feiert das anthropozentrische Weltbild eine unerwartete Renaissance: Denn es soll vor allem der Mensch sein, der Klimageschichte schreibt – im Guten wie im Bösen. Dabei ist der eigentliche Übeltäter nicht der Mensch an sich, sondern der „fossile Kapitalismus“. Der bescherte nämlich nur einigen wenigen Wohlstand, während er den Rest der Welt in der Klimahölle verbrutzeln lässt. Interessanterweise sind es einige Superreiche, die nun mit den Schuldgefühlen des Mittelstands erneut kräftig Kasse machen, freilich als klimabewegte Philanthropen: „Wenn das Geld im Kasten klingt, das CO2 nicht mehr zum Himmel stinkt.“

Das Praktische an quasi-religiösen Konzepten ist, dass sie „niemals hinterfragt werden dürfen“, wie es der Hohepriester einer anderen Glaubensgemeinschaft formulierte. Dass es nicht wirklich um CO2-Emissionen geht, kann man an China erkennen, welches jedes Jahr ein bisschen mehr vor sich hin qualmt. Spötter meinen, dass die dortige Wirtschaft nicht mehr ruiniert zu werden braucht, weil die Kommunisten die Macht längst übernommen haben. Wir lernen: Echte Klimaschuld gibt es nur in der Marktwirtschaft bzw. im Kapitalismus – allein schon deshalb, weil nur dort etwas zu holen ist. Dagegen gilt die sozialistische Mangelwirtschaft den Jüngeren inzwischen als tugendhafter und ressourcenschonender Königsweg. Vielleicht sollte ihnen die Oma mal auf dem verbliebenen Lungenflügel etwas über den achtsamen Uranbergbau in der DDR vorpfeifen?!

Die Klimadebatte ist ein trojanisches Pferd, aus dessen Bauch bereits die Fratze des Sozialismus in Form einer neuen Gerechtigkeitsdebatte hervorlugt. Auf der Straße haben die „Kipppunkte“ inzwischen aber ausgedient; zu naheliegend war die Gefahr, den Begriff auf Konjunktur, Energieversorgung oder Migration anzuwenden. Aktuell klebt man für den Slogan „Weg von fossil, hin zu gerecht!“ Die Erfahrung lehrt: Wer in der Politik Gerechtigkeit fordert, meint das Geld anderer Leute – da macht die „Klimagerechtigkeit“ keine Ausnahme.

So gesehen war die Einführung der CO2-Steuer ein echtes Bubenstück, als besorgte Jungbürger die Politik aufforderten, die Steuerschraube noch ein wenig fester anzuziehen – „spontanes zivilgesellschaftliches Engagement“ heißt es immer dann, wenn die Fäden der Puppenspieler nicht zu erkennen sind. Auf der nach unten offenen Beliebtheitsskala der Gesellschaftsklempner rangieren knapp hinter NGOs und Aktivisten jene „Experten“, die uns stets das als „die Wissenschaft“, als ethisch geboten oder schlicht „alternativlos“ verkaufen, was die Regierung gerade will. Nicht überall kommt die deutsche Vorbildfunktion allerdings so gut an wie in der hiesigen „Aktuellen Kamera“. Auf der jüngsten UN-Generalversammlung sprach der Kanzler vor fast leeren Rängen und die Pressekonferenz der Staatssekretärinnen Morgan und Hajduk zum deutschen Klimaschutzbeitrag interessierte gerade einmal sieben Journalisten aus Berlin. Da hätte man gleich zu Hause bleiben können. Ein Vorbild, dem niemand folgt, ist ein Geisterfahrer.

Je geringer das Interesse des Auslands am deutschen Klimageplapper ist – selbst der „Weltklimarat“ IPCC ist unter neuer Leitung auf Distanz zu allzu viel Panik gegangen –, desto härter wird nach innen durchregiert. Mit Heizungshammer und Wärmewende ist unter dem Anti-Erhard im Wirtschaftsministerium „Armut für alle“ praktisch garantiert. Ob diese klimafreundlich sein wird, muss sich erst noch zeigen. Die Radikalen denken aber bereits den nächsten Schritt zurück. Das neue Behausungsideal soll die 40-qm-Wohnwabe, Modell „Wir haben Platz“ werden – Motto: „My Home is my Ein-Raum-Wohnung.“

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