Die Ereignisse vom Wochenende geben der Welt eine neue, gefährliche Richtung
Barbarischer Angriff
Mit dem barbarischen Angriff auf Israel durch die Terrororganisation Hamas am Samstag wurde das Thema nicht nur der laufenden Woche gesetzt. Mehr als 1.200 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – wurden bestialisch ermordet oder starben in Gefechten. Allein auf dem „Festival for Peace“ fanden 260 Menschen den Tod. Man mag sich nicht ausmalen, welche Panik und Schrecken diese Menschen in den letzten Stunden und Minuten ihres Lebens erlitten haben müssen, genauso wenig wie das Grauen jener offenbar mehrerer Hundert, die als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Unser Mitgefühl gehört den Opfern und deren Angehörigen dieses entsetzlichen Massakers.
Späte Reaktion
Kommentatoren bezeichneten den 7.10.2023 bereits als das 9/11 bzw. Pearl Harbour Israels. Nicht nur das Ausmaß des Terrors ist erschreckend. Denn es wurde ein Land angegriffen, das seit seiner Staatsgründung mehr oder weniger im kontinuierlichen Ausnahmezustand lebt und das über den wohl professionellsten Geheimdienst und eine der schlagkräftigsten Armeen der Welt verfügt. Zahlreiche Experten wunderten sich darüber, wie lange mutmaßlich rund eintausend Terroristen auf israelischem Territorium wüten konnten. Eine Frau, die sich als frühere Angehörige der Israel Defense Forces (IDF) im Einsatz an der Grenze zum Gaza-Streifen bezeichnete, zeigte sich schockiert darüber, wie spät massive Verteidigungsmaßnahmen anliefen. Eine Erklärung könnte der zeitgleich stattfindende massive Raketenbeschuss israelischer Städte gewesen sein, unter dem sogar ein State-of-the-Art Verteidigungssystem wie der „Iron Dome“ in die Knie zu gehen drohte. Die Presseagentur AP hatte zudem darüber berichtet, dass ein ägyptischer Geheimdienstmitarbeiter behauptete, sein Dienst habe die israelische Seite mehrfach vor „etwas Großem“ gewarnt – Warnungen, die allerdings in den Wind geschlagen worden sein sollen. Ein hochinteressantes, bedrückendes und unbedingt sehenswertes Interview zum Versagen der israelischen Aufklärung führte der Bestseller-Autor Marc Friedrich mit der Journalistin Efrat Fenigson (Tel-Aviv) auf Youtube.
Biblisches Ausmaß
Die langen Entwicklungslinien des Palästinenser-Konflikts sind verworren und werden von den verschiedenen Seiten naturgemäß völlig unterschiedlich bewertet. Wenn wir von langen Entwicklungslinien sprechen, dann ist dies sogar im biblischen Sinne zu verstehen. Vor ziemlich genau 14 Jahren hatten wir im Smart Investor einen Beitrag über die Rolle von sogenannten Endzeitsekten, der nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
Massive Gegenoffensive
Zurück zum Tagesgeschehen: Nach den Hamas-Massakern reagiert Israel mit Entschlossenheit und Härte. 300.000 Reservisten wurden eingezogen – in einem Land mit 9,4 Mio. Einwohnern! Im Rahmen der Operation „Iron Sword“ („Eisernes Schwert“) wurden zahlreiche Ziele in Gaza angegriffen und zerstört. Obwohl die Israelis üblicherweise im Vorfeld der eigenen Angriffe warnen, sind schon deshalb zahllose zivile Opfer zu beklagen, da sich die Terroristen häufig in zivilen Einrichtungen verschanzen und diese als Schutzschilder für die eigene Infrastruktur nutzen. Die Lage bleibt völlig unübersichtlich.
Weg in den Weltkrieg?
Was die Situation weit über Israel hinaus brisant macht, ist, dass das Land zusätzlich von Einheiten der, vom Iran unterstützten Hisbollah im Norden beschossen wurde und wird, und laut Hamas-Angaben der Iran auch hinter der Attacke aus Gaza gesteckt haben soll. Die USA haben bereits einen Flottenverband um ihren Flugzeugträger „Gerald Ford“ in das östliche Mittelmeer entsendet. Es besteht also die reale Gefahr, dass sich der Krieg zu einem Flächenbrand unter Beteiligung des Irans und der USA ausweitet. Obwohl der Ukraine-Krieg nun medial in den Hintergrund getreten ist, würden die USA in einem solchen Szenario bereits in den zweiten Konfliktherd mit massiver logistischer und materieller Unterstützung gebunden. Vor allem in Peking dürfte dies sehr genau registriert werden, schließlich ist es Staatsdoktrin der dort herrschenden Kommunisten, sich die Inselrepublik Taiwan bis zu den 100-Jahr-Feiern der Machtübernahme im Jahre 2049 wieder einzuverleiben. Ab wann spricht man eigentlich von einem Weltkrieg?
Erstaunlich gelassen
Erstaunlich gelassen reagieren die Märkte auf die Entwicklungen seit dem vergangenen Wochenende. Typischerweise reagiert der US-Dollar mit Kursaufschlägen auf kriegerische Auseinandersetzungen, da er als „Safe Haven“ (Sicherer Hafen) in den Köpfen der Marktteilnehmer fest verankert ist. Tatsächlich eröffnete die US-Leitwährung gegenüber dem Euro am Montag zunächst fester, nahm dann aber den Abwärtstrend der Vortage wieder auf. Überlagert wird die aktuelle Entwicklung mutmaßlich derzeit von den sinkenden US-Renditen, die den Dollar unattraktiver machen. Auch die Querelen um die Abwahl von Kevin McCarthy als Sprecher des US-Repräsentantenhauses dürften noch auf dem Dollar lasten.
Krisengewinnler oder Technische Reaktion
Profiteur war dagegen das Gold als klassischer Krisenindikator. Das gelbe Metall war in den Vorwochen massiv abverkauft worden – eigentlich wurden Futures auf Gold abverkauft – und machte nun einen kräftigeren Satz nach oben. Silber folgte dem „großen Bruder“ auf dem Fuße. Ob hier eine größere Fluchtbewegung startet, oder ob es sich nur um eine technische Reaktion nach den vorangegangenen Verlusten handelt, ist im Moment schwer zu sagen. Ein Indiz in diesem Zusammenhang ist der Bitcoin, der in Krisensituationen zuletzt durchaus auch gefragt war. Er vollführt aktuell aber eher eine Gegenbewegung und weist leicht sinkende Kurse auf. Allerdings war er im Vorfeld auch nicht, wie die Edelmetalle, stark gefallen, sondern hatte leicht zugelegt.
Und wieder einmal … Öl!
Der klassische Krisenindikator für die Nahostregion ist dagegen der Ölpreis. Gerade die Befürchtungen einer Ausweitung des Krieges sollten sich hier im Preis widerspiegeln, nicht zuletzt, da bei einem Konflikt zwischen den Israel/USA/EU auf der einen und der arabischen Welt auf der anderen Seite auch mit einem Embargo oder Boykott-Maßnahmen gerechnet werden muss. Der Preis für die Sorte West Texas Intermediate (WTI) war vor dem Wochenende deutlich gefallen und machte am Montag tatsächlich einen Sprung nach oben. Obwohl im Moment noch kein Ende der Gewalt abzusehen ist, bröckelte der Preis seither wieder etwas ab und liegt per Saldo unter dem Niveau von vor einer Woche.
US-Rüstung im Aufschwung
An den Aktienmärkten ist von Kriegsangst ebenfalls wenig zu spüren: Zwar eröffnete der S&P 500 am Montag zunächst tiefer, konnte am Ende der Sitzung aber bereits ein Plus gegenüber dem Freitagsschluss verbuchen. Am Dienstag ging es weiter bergauf. Hier dürfte der Renditerückgang allerdings die größere Rolle für den Aktienmarkt gespielt haben. Am ehesten zeigte sich der Krieg noch an einzelnen Rüstungstiteln wie General Dynamics (WKN: 851143) oder Northrop Grumman (WKN: 851915), die beide kräftig profitierten. Auch die Ölwerte konnten sich nach den Kursrückgängen der Vorwoche wieder deutlich befestigen.
Zu den Märkten
Im frühen Montagshandel zeigten sich die DAX-Anleger noch als sehr besorgt von den Geschehnissen in Israel. Es bedurfte des amerikanischen Handels, um das Bild der deutschen Börsianer aufzuhellen. Entsprechend stiegen die Kurse im DAX erst wieder am Dienstag, dafür aber kräftig. Wenn es eines Beweises für das geringe Eigenleben des deutschen „Leitindex“ bedurft hätte, hier war er. Ohne die US-Vorgaben läuft in Frankfurt nichts.
Im Ergebnis knabbert der DAX nun wieder an seinem starken Widerstandsbereich bei rund 15.500 Punkten, der zunächst als Unterstützung wirkte und nach dem Durchbruch als Beschleuniger des Kursrückgangs. Auch diesmal könnte die Barriere wieder ähnliche Effekte auslösen. Sobald die Entscheidung klar ist, ob eine Überwindung klappt oder aber scheitert, ist mit einem dynamischen Kursgeschehen zu rechnen.
Glaubensfragen
Wir haben uns heute aufgrund der aktuellen Ereignisse schwerpunktmäßig mit dem Kriegsausbruch in Israel beschäftigt. Dahinter stecken sehr zentral auch Glaubensfragen. Glaubenskriege gibt es aber nicht nur dort, wo Religion draufsteht, sondern selbst unter Börsenanalysten. Zumindest letztere werden glücklicherweise mit Argumenten und nicht mit Waffen ausgetragen. Auch in Wirtschaft und Gesellschaft herrscht ein solcher Kampf, wobei es im „Kampf der Systeme“ oft ebenfalls zu großen Opfern und vielen Toten kam und kommt. Insbesondere der Sozialismus erwies sich geschichtlich als ein besonders blutrünstiges Glaubenssystem, das in seinen vielen Spielarten – die im Nachhinein alle gar kein „richtiger“ Sozialismus gewesen sein wollten – viele zig Millionen Tote hinterlassen hat. Aus Anlass des 3. Oktober hat uns unser Autor Rainer Fassnacht einen sehr lesenswerten Beitrag zum sozialistischen Wirtschaften zukommen lassen, den wir den Lesern dieser Ausgabe auf unserer Website kostenfrei zur Verfügung stellen. Da sich der Sozialismus im Windschatten sogenannter Klimaaktivisten unter dem harmlos, ja freundlich klingenden Wörtchen „gerecht“ anschickt, seine freiheits- und menschenfeindliche Irrlehre erneut in die Praxis umzusetzen, haben wir uns des Themas auch in unserer Glosse „Warme Enteignung“ im neuen Smart Investor 10/2023 angenommen.
Uhren-Eldorado in Düsseldorf
Vom 27. bis 29. Oktober findet mit der WatchTime Düsseldorf das größte Event für die Fans mechanischer Uhren in Deutschland statt. Hier sehen Sie nicht nur die neuesten Kreationen der namhaften Hersteller, sondern haben auch die Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit Enthusiasten und Gleichgesinnten. Beachten Sie hierzu bitte die Anzeige auf S. 67 des aktuellen Smart Investor 10/2023 und die Website der WatchTime Düsseldorf. Die in den Vorwochen hier ausgelobten exklusiven Golden Tickets für die Leser dieses Newsletters sind leider inzwischen alle vergeben. Allerdings konnten wir noch weitere reguläre Tickets für unsere Leser ergattern. Interessierte holen sie sich hier: www.eventbrite.com/e/552630030297/?discount=WATCHTIMExSMARTINESTOR
Ein Besuch dieser Messe lohnt sich aber in jedem Fall.
Musterdepots & wikifolio
In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute ein Update zu Minen-Positionen unseres Aktien-Musterdepots sowie einen Kurzbericht zu unserem wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Die Monatstabelle zum Aktien-Musterdepot befindet sich in dieser Ausgabe. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.
Fazit
Die Welt ist unsicherer geworden. Die Märkte aber scheinen die neue Situation für beherrschbar zu halten. Hoffentlich haben sie recht.
Ralf Flierl, Ralph Malisch
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Ein mit “*“ gekennzeichnetes Wertpapier oder ein Derivat darauf wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation oder der Smart Investor Printausgabe von mindestens einem Mitarbeiter der Redaktion gehalten.
Abonnements:
Unsere Smart Investor Abonnements finden Sie hier.
Das Magazin:
Das aktuelle Smart Investor Magazin finden unsere Abonnenten hier.
E-Mail-Versand:
Sollten Sie den E-Mail-Versand abbestellen wollen, so benutzen Sie bitte den Abmelde-Link unter dem Newsletter bzw. schicken uns eine E-Mail mit dem Betreff “Abbestellen des SIW” an weekly@smartinvestor.de.
Unsere Datenschutzerklärung finden sie hier.
Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.
Unsere Depotempfehlung: das Depot von smartbroker.de. Bereits ab 0 € Gebühren Wertpapiere handeln.