Schwächephase beginnt

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Worauf Anleger jetzt besser achten

Die Korrektur kommt …

… irgendwann. Genau das ist das Problem mit Prognosen. Sie betreffen die Zukunft und die ist offen. Akzeptiert der Investor das, beginnt er smart zu werden. Er verabschiedet sich von absoluten Vorhersagen und beginnt, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen, um bei seinen Anlagen einen Performance-Vorsprung zu erreichen. Und noch etwas Statistik: Die aktuelle und die kommende Woche gehören im langjährigen Mittel zu den schwächsten Börsenwochen des Jahres.

Allerdings wissen die Börsenprofis das und werden sich darauf eingestellt haben. Wenn die Mehrheit sich bei gegebener Nachrichtenlage bereits saisonal entsprechend positioniert hat, könnte die Überraschung nach unten schlicht und einfach ausfallen, die Kurse schaukelten stattdessen lustlos seitwärts, um die wochenlange Rally zu verarbeiten. Ist das vielleicht nur eine statistisch überhöhte Kaffeesatzleserei?

Ja, so ist es, aber genau das findet gelegentlich auch in den (elektronischen) Handelssälen statt – vermutlich sogar sehr viel häufiger, als man glauben möchte. Börsenhändler kennen die Zukunft schließlich ebenso wenig wie Otto Normalanleger. Die Händler mutmaßen, wägen Wahrscheinlichkeiten, zumindest so lange, bis harte Nachrichten dem Markt wieder Struktur geben. Heute Abend um 22:00 Uhr wird Nvidia (WKN: 918422) die Geschäftszahlen vorlegen. Die Spannung lässt sich mit Händen greifen. Gestern wurden die Händler nervös. Der Hochtechnologiekonzern Nvidia gilt als Mutter der aktuellen KI-Börsenfantasien. Den Geschäftsausblick, den Nvidia anlässlich der Zahlenvorlage geben wird, dürfte nicht nur dieses Segment, sondern den Gesamtmarkt stark beeinflussen. Auch im Vorfeld solcher Zahlen ist viel Kaffeesatzleserei im Spiel. Wäre die Sache vor der Veröffentlichung bereits klar, gäbe es keine Kurssprünge nach der Bekanntgabe.

Deutschland läuft …

… gut … oder gegen die Wand? Rein börsentechnisch gesehen gibt es darauf nicht nur eine klare Antwort. Es gibt sogar drei klare Antworten und das ist gut so, weil buchstäblich für jeden etwas dabei ist. Der DAX läuft, seit Jahresanfang gewann er +2% dazu. Der SDAX erfreute die Anleger schon etwas weniger, der Small Caps-Anzeiger verliert -1%. Richtig schlechte Laune machte der MDAX als Index der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen mit -4,5% seit Jahresanfang.

Das sind gerundete Werte, jeder Börsentag ändert sie etwas, aber der Trend wird deutlich. Noch deutlicher wird er, wenn man die Entwicklung der Indices seit Jahresanfang 2023 betrachtet. Dann gefällt der DAX mit +22% Zugewinn, der SDAX schafft immerhin fast +14%, der MDAX keine +4%, er liegt damit unter der Inflationsrate.

DAX-Konzerne erzielen viel Umsatz im Ausland, oft haben sie dort zusätzlich Tochterunternehmen. Da tangieren deutsche Überregulierung, hohe Steuern und Energiepreise sowie Fachkräftemangel weniger. Der Börsenexperte Jochen Stanzl vermutete jüngst, die 40 DAX-Konzerne erzielten nur noch 5% ihrer Erlöse in Deutschland.

So profitiert der DAX vom weltweiten Börsenhöhenflug. MDAX und SDAX zeigen die deutschen, die hausgemachten Probleme. Die mittelgroßen börsennotierten Unternehmen des Landes können der schlechten (Wirtschafts-)Politik kaum ausweichen. Die Small Caps mögen noch versuchen, den Standortnachteil mit frischen Ideen und Enthusiasmus wettzumachen. Aber wahrhaft gewinnen können sie nicht, der Gegenwind ist zu stark.

Aufmerksame Anleger registrieren die aufgezeigten Tendenzen. Sie dürfen sie auch bedauern. Über kurz oder lang werden sie auch reagieren, wenn sie weiter Rendite erzielen wollen.

Intels Werk …

… und Taiwans Beitrag: Der amerikanische Chiphersteller Intel (WKN: 855681) steht seit Jahren unter Druck. Der einstige Vorzeigekonzern und Technologieführer aus dem Silicon Valley wurde von TSMC (WKN: 909800), dem frechen IC-Massenhersteller aus Taiwan, zuerst bei den Preisen unterboten, dann bei der Schaltkreistechnik in den Schatten gestellt. Doch jetzt holt Intel unter Führung des zupackenden Pat Gelsinger zum Gegenschlag aus.

Halbleiter werden heutzutage gedruckt. Nötig sind dafür hochkomplizierte Druckmaschinen. Nur wenige Spezialisten stellen die Maschinen her, und ASML (WKN: A1J4U4) aus den Niederlanden gilt als einer der Produzenten, der die technisch fortschrittlichsten Einrichtungen (High-NA-EUV-Technologie) für den Druck moderner Chips erstellt.

Gelsinger nun, so künden Berichte, sicherte sich von ASML gleich sechs der ersten zehn Druckanlagen der neuesten Generation, die schneller und feiner drucken können als Vorgängermodelle. Samsung soll wohl die anderen vier Anlagen bekommen und TSMC? Es heißt, die Taiwanesen wollen erst 2030 auf die neue Technologie umstellen. In der schnelllebigen IT-Branche ist das eine Ewigkeit, an der Börse sowieso.

Zu den Märkten

Die in der letzten Woche an dieser Stelle diskutierte Möglichkeit eines sogenannten Adam & Eva-Tops realisierte sich bislang nicht. Im Gegenteil. Der deutsche Leitindex sprang unmittelbar aus dem eingezeichneten Eva-Bogen nach oben heraus und kriecht seitdem an jener oberen Trendbegrenzungslinie entlang, die inzwischen durch nicht weniger als vier Hochpunkte gestützt wird. Der Clou: Bei diesen Hochpunkten handelte es sich jeweils um veritable Allzeithochs.

Daraus lässt sich unmittelbar ableiten, dass der DAX auch aktuell weitere Allzeithochs produziert – sozusagen am laufenden Band. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe befindet er sich erneut auf Rekordkurs. Wenn wir davon sprachen, dass der Index an dieser Linie entlangkriecht, dann impliziert dies Zweierlei: Zum einen fehlt es an echter Dynamik, zum anderen wird diese Phase niedriger Volatilität voraussichtlich durch stärkere Kursbewegungen aufgelöst werden. In welche Richtung dieser Ausbruch erfolgen wird, ist im Moment zwar offen. Aber es wäre geradezu ein Klassiker, falls der Markt zunächst mit einem falschen Ausbruch antäuscht, um dann die eigentliche Vorzugsrichtung zu finden. Unser Tipp geht hier letztlich erst einmal in Richtung einer Verschnaufpause.

Musterdepots & wikifolio

In der Rubrik Musterdepots & wikifolio finden Sie heute unseren neuen Monatsbericht zum Aktien-Musterdepot inklusive Tabellen sowie ein Update zum wikifolio „Smart Investor – Momentum“. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich lesen zu können, müssen Sie Abonnent des Smart Investor Magazins sein und sich auf der Smart-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@smartinvestor.de an.

Fazit

Die letzten Allzeithochs im DAX waren nicht gerade von Dynamik geprägt. Weltweit haben einige der Favoriten der letzten Monate zuletzt deutlich an Momentum verloren, sodass wir auch insgesamt eher mit einer Verschnaufpause an den Aktienmärkten rechnen. Dafür gibt es noch eine gute Nachricht zum Schluss. Am Wochenende erscheint der neue Smart Investor 3/2024, randvoll mit geldwerten Tipps und interessanten Hintergrundstories.

Ralf Flierl, Frank Sauerland, Ralph Malisch

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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.

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